Börsenstudie Die Top 5 Underperformer der LRP
Degussa: Abwarten empfiehlt sich
Degussa habe im vergangenen Jahr erfolgreich seine Positionierung als Spezialchemieunternehmen abgeschlossen, schreiben die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz.
Da das Restrukturierungsprogramm "best@chem" zwischen 300 bis 400 Millionen Euro an Einsparungen in 2003 einbringen soll und die Restrukturierungskosten auf unter 100 Millionen Euro in diesem Jahr fallen dürften, gehen die Experten von einer Verbesserung des operativen Ergebnisses in 2003 aus.
Allerdings setze der Eigentümerwechsel bei Degussa mit dem aktuell niedrigen Freefloat von sieben Prozent die fundamentalen Perspektiven als Katalysator einer nachhaltigen Kurserholung außer Kraft.
Der gesamte Eon-Ruhrgas-Deal soll endgültig bis zum 31. Mai 2004 abgeschlossen werden, wobei Eon sicherstellen müsse, dass die RAG letztendlich im Besitz von 50,1 Prozent der Degussa Aktien ist.
Sollte Eon seinen Restanteil an Degussa im Frühjahr 2004 an der Börse veräußern, würde sich der Free Float von Degussa auf 49,9 Prozent erhöhen und Degussa damit wieder zu einem Dax-Kandidaten aufsteigen, heißt es in der Analyse weiter.
Aktuell sehen die Experten der LRP aufgrund des geringen Freefloats bei Degussa allerdings nur ein Underperformer-Rating als gerechtfertigt an.
Eon - Integration zieht Energie
Eon: Kostensenkungspotenzial nur gering
Eon habe sich seit der Veba/Viag-Fusion vom Mischkonzern zum stark fokussierten Strom- und Gas-Konzern gewandelt, konstatieren die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz.
Bis auf die Immobilientochter Viterra sei nahezu das gesamte Nicht-Kerngeschäft veräußert worden beziehungsweise der Verkauf eingeleitet. Seit dem erfolgreichen Abschluss der Ruhrgas-Akquisition zu Beginn von 2003 halte Eon nun auch im Gasgeschäft starke Positionen auf allen Wertschöpfungsstufen.
Die Integration dieser Übernahme habe aktuell Priorität, das Kostensenkungspotenzial dürfte jedoch gering ausfallen (vertikale Fusion). Eons Zukunft stehe auf einer soliden Basis, auch wenn die Etablierung eines deutschen Energieregulators zum 1. Juli 2004 zu einem verstärkten Margendruck auf der Gas-Importstufe führen sollte, meinen die Experten.
"Die Aktie notiert aktuell mit einem EV/Ebitda von 7,1 für 2003 auf dem Niveau unseres europäischen Versorgeruniversums (7,2)", heißt es in der Studie weiter. Die Experten gehen in ihrem Szenario in 2004 von einer wirtschaftlichen Erholung aus.
Die Aktie von Eon dürfte hiervon aber nur unterproportional profitieren, da Investoren den Portfolioanteil defensiver Versorgertitel zu Gunsten zyklischer Werte reduzieren sollten, schreiben die Experten abschließend.
MLP - der lange, dunkle Schatten
MLP: "Kurs jenseits vernünftiger Bewertungsrelationen"
Nach einem Kurseinbruch von 97 Prozent konnte sich der Aktienkurs von MLP im vergangenen Quartal von seinem Tiefpunkt aus mehr als verdoppeln.
Ursachen dürften nach Einschätzung der LRP-Analysten im Wesentlichen die Besetzung der Position eines Finanzvorstands, die den Wechsel zu einer konservativeren Bilanzierungspraxis einleitete, sowie die Hoffnung auf eine größere Transparenz des Unternehmens in der Außendarstellung gewesen sein. Überdies profitierte die Aktie von dem allgemein günstigen Umfeld für Finanzwerte.
"Aus unserer Sicht bewegt sich der Aktienkurs aktuell jenseits vernünftiger Bewertungsrelationen", schreiben die Analysten weiter. Es werde für MLP schwer werden, das geplante Jahresergebnis von 65 Millionen Euro vor Steuern zu erreichen sowie 70.000 Neukunden zu gewinnen.
Dazu dürften die negativen Schlagzeilen der Vergangenheit (staatsanwaltschaftliche Untersuchungen nach Bilanzfälschung) das Neugeschäft noch belasten. Die gestiegene Fluktuation unter den MLP-Beratern erleichtere die Situation ebenfalls nicht.
Trotz Vertrauen erweckender Maßnahmen könnten die Ergebnisse für Enttäuschung sorgen, befürchten die Analysten. Auf Basis von 2004 sei MLP mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 31 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 6,0 zu teuer.
RWE vor schwierigen Aufgaben
RWE: Integration steht im Mittelpunkt
Der Energiekonzern RWE verfolge einen Multi-Utility-Ansatz und biete seinen Kunden Strom-, Gas-, Wasser- sowie Entsorgungsdienstleistungen aus einer Hand an, stellen die Analysten der LRP zunächst fest. Mittels Großakquisitionen (AWW, Innogy, Thames Water, Transgas) habe RWE seine Geschäftsaktivitäten internationalisiert.
Die Hauptaufgabe für den neuen Konzernlenker Roels bestehe nun darin, die Organisation an die neue Konzerngröße anzupassen, die Konzentration auf das Kerngeschäft voranzutreiben sowie Kostensynergien zu heben.
Dies ist aus Sicht der Analysten eine schwierige Aufgabe und könne teilweise nur gegen Widerstände durchgesetzt werden. Wenngleich die fundamentale Basis für das Geschäft von RWE durch das organisches Wachstum sowie die Erholungstendenzen bei den deutschen Strompreisen auf einem soliden Untergrund ruhe, sehen die Experten für die Aktie nur ein unterdurchschnittliches Kurspotenzial.
"Kern unserer Überlegungen ist die Annahme eines konjunkturellen Aufschwunges, von dem Versorgertitel nur unterproportional profitieren dürften, da Investoren in solchen Zeiten ihre Investments in defensiven Werten zu Gunsten zyklischer Werte reduzieren", begründen die Experten ihre Einschätzung.
Schwarz Pharma - Marktstellung gefährdet
Schwarz Pharma: Einzigartige Marktstellung gefährdet
Schwarz Pharma ist aus Sicht der Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz "quasi ein Ein-Produkt-Unternehmen". Die Bewertung basiere nahezu ausschließlich auf dem Erfolg des Magenmittel-Generikums "Omeprazol" in den USA.
Die Monheimer dürfen aufgrund eines Gerichtsentscheides vom Herbst vergangenen Jahres als Einzige ein Nachahmermedikament für den Blockbuster Prilosec/Losec von AstraZeneca auf den Markt bringen. In der Folge hätten sich die Gewinne vervielfacht und der Kurs sprang von zehn Euro auf 40 Euro je Aktie.
Sollte Schwarz Pharma das Magenmittel "Omeprazol" ungestört bis 2007 vermarkten dürfen, wäre sogar ein Kurs von 50 Euro je Aktie gerechtfertigt, meinen die Experten von LRP. Dieses Szenario erschien den Analysten aber als unwahrscheinlich, weshalb sie Schwarz Pharma nach eigenen Angaben als Underperformer eingestuft hatten.
Am 4. August dieses Jahres habe der Rivale Mylan Laboratories bekannt gegeben, in den USA ein Konkurrenzprodukt zu Omeprazol auf den Markt zu bringen. "Der folgende Kurssturz bei Schwarz zeigt das erhebliche Risiko in diesem Wert", schreiben die Experten. Sollte das Unternehmen endgültig seine einzigartige Marktstellung verlieren, sei auch ein Durchbrechen des Kurszieles von 30 Euro nach unten möglich.
Gemäß der von der deutschen Finanzaufsicht (BaFin) empfohlenen Offenlegungstatbestände weist manager-magazin.de auf Folgendes hin: Die LRP und mit ihr verbundene Unternehmen handeln regelmäßig in Aktien des analysierten Unternehmens.
Börsenstudie: Die Top 5 Outperformer der LRP
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