Deutsche Bank Das Comeback des Branchenprimus
Frankfurt am Main - Die Deutsche Bank ist erstmals seit Jahresfrist dank eines starken Zins- und Handelsergebnisses wieder klar in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat ihre Verwaltungskosten weiter gedrückt. Außerdem hat das Institut - anders als in den Vorperioden - weder große Abschreibungen auf Beteiligungen vorgenommen noch umfangreichen Anteilsbesitz veräußert.
Einen Ausblick auf das Gesamtjahr gab die Bank jedoch nicht. Auch auf Anfrage wollte sich ein Konzernsprecher nicht zur weiteren Geschäftsentwicklung äußern.
Das Ergebnis vor Steuern betrage im zweiten Quartal 1,091 (Vorjahreszeitraum 2,223) Milliarden Euro, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mit. Deutschlands Nummer zwei - die HypoVereinsbank - erwirtschaftete im zweiten Quartal zum Vergleich nur einen Gewinn vor Steuern von 53 Millionen Euro.
Steuerquote höher als erwartet
Beim Vorsteuerergebnis übertraf die Deutsche Bank die Analystenschätzungen von im Schnitt 1,079 Milliarden Euro knapp. Nach Steuern lag das Institut mit 572 Millionen Euro allerdings unter den Prognosen, da die Experten eine niedrigere Steuerbelastung unterstellt hatten. Sie sprachen in ersten Reaktionen von einer soliden operativen Entwicklung.
Die Aktien der Bank lagen am Vormittag mit etwa 1,8 Prozent im Minus bei 57,70 Euro, was Händler mit Gewinnmitnahmen nach deutlichen Kursaufschlägen der vergangenen Tage begründeten.
Im Steueraufwand von 503 (150) Millionen Euro seien Einmaleffekte aus deutschen Steuerrechtsänderungen im Mai 2003 enthalten, erläuterte die Bank. Im Auftaktquartal hatte das Institut wegen umfangreicher Abschreibungen auf ihren Beteiligungs- und Wertpapierbesitz unter dem Strich noch einen Verlust von 219 Millionen Euro ausgewiesen.
Dem Anstieg beim Handelsergebnis um rund 57 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode standen im zweiten Quartal allerdings deutliche Rückgänge beim Provisionsergebnis auf 2,228 (3,013) und dem Zinsüberschuss auf 1,672 (2,334) Milliarden Euro gegenüber.
"Konzentration zahlt sich aus"
Analysten sehen robuste Ertragsentwicklung
Analysten sprachen von einer robusten Ertragsentwicklung. "Das operative Ergebnis ist in etwa wie erwartet. Überrascht hat die Zusammensetzung, denn im Vergleich zum ersten Quartal ist das Handelsergebnis gesunken, der Zinsüberschuss aber höher", sagte Konrad Becker von Merck Finck in München.
Bankenanalyst Sebastian Reuter von Helaba Trust sagte: "Die Deutsche Bank hat es geschafft, durch das operative Geschäft wieder ins Plus zu kommen. Daher würde ich auch das leicht unter den Erwartungen liegende Netto-Ergebnis nicht überbewerten."
Ein Aktienhändler war dagegen etwas zurückhaltender: "Da hatten sich einige mehr erhofft. Außerdem ist die Aktie zuletzt gut gelaufen, es ist jetzt mit Gewinnmitnahmen zu rechnen."
Weit abgeschlagen hinter der Citigroup
An die Gewinne des weltgrößten Finanzkonzerns - der Citigroup - kommt der deutsche Branchenprimus aber bei weitem nicht heran: Dank eines starken Privatkundengeschäfts hatte der US-Konzern im zweiten Quartal einen Netto-Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet.
Die Risikovorsorge für das Kreditgeschäft fuhr die Deutsche Bank weiter zurück auf 340 (588) Millionen Euro und lag damit auch unter dem Wert des ersten Quartals von 380 Millionen Euro. Erstmals seit mehr als einem Jahr hat die Bank weder große Abschreibungen noch einmalige Gewinne aus Beteiligungsverkäufen realisiert. Im Vorjahresquartal war in dem Vorsteuergewinn von 2,223 Milliarden Euro ein steuerfreier Gewinn von 1,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Beteiligung an der Münchener Rück enthalten.
Ackermann: Fokus auf Kerngeschäft zahlt sich aus
Bank-Chef Josef Ackermann sieht sich in seiner Strategie bestätigt. "Mit der Konzentration auf unsere Kerngeschäftsfelder nimmt die operative Stärke des Konzerns weiter zu", sagte Ackermann.
Wie schon im Auftaktquartal verdiente der Bereich Corporate und Investment Bank mit 878 (249) Millionen Euro vor Steuern den Löwenanteil für den Konzern, während im Filialgeschäft und der Vermögensverwaltung (PCAM) das Ergebnis vor Steuern um vier Prozent auf 286 Millionen Euro stieg.
Der größte Erfolgsgarant im Bereich CIB war erneut das Geschäft mit Schuldtiteln und Derivaten mit Erträgen in der Größenordnung des Vorquartals von 1,8 Milliarden Euro - mit Aktien wurden immerhin noch Erträge von rund 900 Millionen Euro erwirtschaftet. Die zinsunabhängigen Aufwendungen - also im Kern den Verwaltungsaufwand - drückte die Bank auf 4,474 (5,326) Milliarden Euro.