Bank Austria "Eine Enttäuschung, was sonst"
Wien - Die Aktien der Bank Austria sind bei der größten europäischen Neuemission des Jahres mit Kursverlusten an der Börse gestartet. Die Anteilsscheine der Tochtergesellschaft der Münchener HypoVereinsbank (HVB) notierten am Mittwochnachmittag bei 28,30 Euro und damit 2,4 Prozent unter ihren Ausgabepreis von 29,00 Euro.
"Eine Enttäuschung, was sonst", sagte ein Wiener Aktienhändler. "Die Skepsis der Anleger zeigt sich darin, dass die Aktie fällt, obwohl sie gar nicht im oberen Ende der Preisspanne ausgegeben wurde", sagte ein Frankfurter Händler. Die Zeichnungsspanne für die Papiere hatte bei 27 Euro bis 31 Euro gelegen. "Man stelle sich vor, die Scheine wären zu 31 Euro rausgekommen, das hätte ein Debakel gegeben", fügte er hinzu.
Die Anteilsscheine der Mutter HVB, die 25 Prozent der Bank-Austria-Anteile durch die Platzierung abgegeben hatte, büßten bis zum Nachmittag 2,66 Prozent auf 14,96 Euro ein.
Die HVB wird nach der vollständigen Platzierung der insgesamt dafür vorgesehenen gut 35 Millionen Aktien noch 75 Prozent an der Bank Austria halten. Die HVB hatte das Institut im Februar 2001 erworben und im Sommer 2000 von der Börse genommen.
HVB will mit Verkäufen eigene Finanzsituation aufbessern
Die von einer hohen Risikovorsorge im Kreditgeschäft belastete HVB will mit dem Erlös aus dem Börsengang von bis zu 1,1 Milliarden Euro ihre Kernkapitalquote deutlich erhöhen. Da HVB-Chef Dieter Rampl zuletzt bis Jahresende die Beschaffung von 1,7 Milliarden Euro frischen Kapitals angekündigt hatte, rechnen Analysten mit weiteren Beteiligungsverkäufen.
Neben der bereits zum Verkauf gestellten Norisbank und dem Anteil am Getränkekonzern Brau und Brunnen will die HVB nach Angaben aus Bankenkreisen auch die Schweizer Privatbank Bank von Ernst veräußern. Ein HVB-Sprecher wollte diese Angaben nicht bestätigen.
Analysten skeptisch bei der Bank Austria
Die Analysten der Deutschen Bank begleiteten den Börsengang mit kritischen Tönen. Die Kapitalmaßnahme werde die ihrer Ansicht nach schwache strategische Position der Bank Austria nicht verbessern, hieß es in einer Studie vom Dienstag.
Die Bewertung der Aktie legten sie mit "Hold" fest. Die Bank ist in elf europäischen Staaten aktiv, darunter in Polen und den Balkanstaaten des früheren Jugoslawien. Außer in Polen ist der Marktanteil jedoch recht gering.
Michael Steen und Rolf Benders, Reuters