Oracle / Peoplesoft Bieter-Stopp auf gerichtlichen Beschluss?
Pleasanton - Im Übernahmestreit mit Oracle will der US- Softwarehersteller PeopleSoft mit einer einstweiligen Verfügung die Kaufofferte des Konkurrenten blockieren lassen.
Peoplesoft habe eine Klage gegen Oracle eingereicht und eine Verfügung beantragt, nach der das Unternehmen nicht mehr mit seinem feindlichen Übernahmeangebot für PeopleSoft fortfahren dürfe, teilte PeopleSoft am Freitagabend (Ortszeit) in Pleasanton mit. Dies sei der einzige Weg, das PeopleSoft-Geschäft zu schützen.
Oracle habe nur zum Schein das Übernahmeangebot über rund 5,1 Milliarden Dollar für PeopleSoft vorgelegt, mit dem Ziel, das PeopleSoft-Geschäft zu zerstören, hieß es weiter. Die wahre Absicht von Oracle sei, die Produkte, Dienstleistungen und Zukunftsaussichten von PeopleSoft zu verunglimpfen und bei dem geplanten Zusammenschluss mit J.D. Edwards dazwischen zu funken. Oracle, der zweitgrößte Softwarehersteller der Welt, führe Anleger in die Irre, indem etwa die Kosten für PeopleSoft-Kunden nach einer Übernahme verschweige.
Großangelegte Zeitungskampagne gegen Oracle
"Mit dem Angebot und der zugegebenen Absicht, das PeopleSoft- Geschäft zu zerstören, will Oracle Geschäftsabschlüsse bei PeopleSoft durcheinander bringen", sagte PeopleSoft-Chef Craig Conway der Mitteilung zufolge. Damit schädige Oracle das Unternehmen, bevor Oracle überhaupt eine einzige PeopleSoft-Aktie gekauft habe.
Conway wehrt sich ausserdem in großformatigen Anzeigen gegen die drohende Übernahme durch den Konkurrenten. Ausserdem werfen sich die Kontrahenten noch gegenseitig Geheimnisverrat und persönliche Bereicherung vor.
Am Montag wird PeopleSoft in mehreren überregionalen Zeitungen ganzseitige Anzeigen mit einem Brief Conways an seine Kunden schalten. In der Anzeige wirft der CEO des Herstellers von Unternehmensanwendungen seinem Konkurrenten Larry Ellison eine "bösartige Vorgehensweise" vor. Der Oracle-Vorstandschefs wolle PeopleSofts "Kunden dazu zwingen, auf Oracles Anwendungen und Datenbank umzustellen". Das werde "jedes Unternehmen Millionen bis ein Vielfaches von zehn Millionen kosten", schreibt Conway.
Peoplesoft, heißt es in dem Text weiter, werde die geplante Fusion mit dem Wettbewerber J. D. Edwards ungeachtet von Oracles Offerte weiter vorantreiben. An seine Kunden appelliert Conway, PeopleSofts Produkten auch weiterhin die Treue zu halten: "Diese abgekartete Strategie zur Schädigung unseres Geschäftes unterstellt, dass die Aufträge unserer Kunden dramatisch zurückgehen werden. Lassen Sie das nicht zu."
PeopleSoft: "Verunglimpfung unserer Produkte"
Der scharfe Ton der Anzeige passt gut in die Liste der Vorhaltungen, die sich die Unternehmen gegenseitig machen. PeopleSoft hat am vergangenen Freitag eine Klage gegen Oracle eingereicht. Die Vorwürfe: unfaire Geschäftspraktiken, "Verunglimpfung" von PeopleSofts Produkten und ein unkorrekter Umgang mit Kunden des zweitgrößten US-Herstellers von Unternehmensanwendungen. Die Klage, giftete daraufhin Oracle-Sprecher Jim Finn, sei nur ein weiterer Beweis dafür, dass PeopleSoft seine Aktionäre nicht selbst entscheiden lasse wolle, was für sie am besten sei.
J. D. Edwards, die Nummer Drei auf dem amerikanischen Markt, hat Oracle ebenfalls verklagt, weil der Datenbankhersteller versuche, die geplante Edwars-PeopleSoft-Fusion zu torpedieren und dem Unternehmen damit schweren Schaden zufüge. Die beiden Klagen gehören noch zu den zivilisierteren Versuchen der Kontrahenten, einander Stöcke zwischen die Beine zu werfen.
Suche nach schmutzigen Details
In einer weiteren juristischen Auseinandersetzung bezichtigt J. D. Edwards nach Informationen der "New York Times" Ellisons Leutnant Charles Phillips des Geheimnisverrats. Phillips arbeitete bis vor Kurzem bei der Investmentbank Morgan Stanley als Softwareanalyst. In dieser Zeit, so J. D. Edwards, habe der jetzige Oracle-Mitarbeiter vertrauliche Informationen über das Unternehmen erworben, die er illegalerweise an Oracle weitergegeben habe.
Auch Craig Conway muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Wie aus einem von PeopleSoft bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokument hervorgeht, hat das Unternehmen das Abfindungspaket seines CEO vor etwa einem Monat aufgebessert. Conway erhält nun zwei Jahre lang sein Gehalt plus den vereinbarten Bonus, falls er gefeuert wird, das Unternehmen aus "gutem Grund" verlässt - oder falls PeopleSoft von einem Konkurrenten übernommen wird.
Zuvor war Conways Abfindungspaket auf Gehalt und Bonus eines Jahres begrenzt gewesen. Ein PeopleSoft-Sprecher sagte gegenüber dem "Wall Street Journal", die Entscheidung über die Änderung von Conways Abfindungsmodalitäten sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem man noch keine Kenntnis von Oracles Übernahmeofferte gehabt habe.
Oracle-Sprecher Finn äußert zwar keinen konkreten Vorwurf gegen Conway, kann sich jedoch eine weitere Salve gegen den Widersacher nicht verkneifen: "PeopleSofts Management geht es nur um ihre fetten Gehaltspakete, sie missachten, was im besten Interesse ihrer Aktionäre liegt."