Alexander Falk Ermittler stellen Arrestantrag
Hamburg - Dem Verlagserben Alexander Falk, der seit einigen Tagen in einem Hamburger Untersuchungsgefängnis sitzt, droht weiteres Ungemach. Ermittler der Staatsanwaltschaft und des Landeskriminalamts haben so genannte Arrestbeschlüsse beantragt, mit denen eine Gesamtsumme für mehr als 500 Millionen Euro aus dem Vermögen von Falk und mutmaßlichen Mittätern eingezogen werden soll.
Dem 34-Jährigen und einem halben Dutzend weiterer Beschuldigter werden schwerer Betrug und Verstoß gegen das Aktiengesetz vorgeworfen. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch eine Anzeige bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Diese war Mitte März 2003 vom Verwaltungsrat der Schweizer Distefora Holding AG auf Unregelmäßigkeiten in den Akten des Unternehmens hingewiesen worden.
Bereits wenige Wochen später, am 17. April 2003, leitete die Staatsanwaltschaft Hamburg eine Untersuchung ein. Vorläufiger Höhepunkt: Anfang Juni durchsuchten rund 200 Beamte in einer groß angelegten Aktion die Immobilien der Beschuldigten. Betroffen waren nicht nur die Archive der Distefora in der Schweiz und die Hamburger Firmenzentrale an der Palmaille 116, sondern auch Falks Privaträume, die Frankfurter Bank Hornblower Fischer und die Anwaltskanzlei CMS, Hasche, Sigle, Eschenlohr, Peltzer.
Schweizer Jurist brachte den Stein ins Rollen
Besetzt ist der Verwaltungsrat der Distefora Holding mit nur einer Person, dem Zürcher Anwalt Johann-Christoph Rudin. Der Jurist, zugleich Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft der Investoren Schweiz (SIS), war Ende 2002 in einer außerordentlichen Generalversammlung der Distefora Holding als Vertreter der Kleinaktionäre in das Gremium gewählt worden, nachdem der bisherige Verwaltungsrat geschlossen zurückgetreten war.
Die Distefora Holding, entstanden aus dem leeren Aktienmantel der aufgelösten Berner Interdiscount-Holding, die Verlagserbe Falk 1997 - 19 Jahre nach dem Tod seines Vaters - gekauft hatte, war größter Anteilseigner der Ision AG. Vor dem IPO im März 2000 hielt sie nach Angaben der Deutschen Börse 89,66 Prozent an der Aktiengesellschaft, danach reduzierte sich der Anteil auf 73,32 Prozent.
Als die Holding ihr Ision-Paket im Januar 2001 für rund 800 Millionen Euro an den britische Energiekonzern Energis verkaufte, soll nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Betrug im Spiel gewesen sein.
Vor dem Verkauf sollen Falk und seine Helfer Geschäftsunterlagen der Ision AG durch Scheingeschäfte kräftig manipuliert haben, um den Ision-Kurs nach oben zu treiben und so einen besonders hohen Preis zu kassieren. Rund 150 Millionen Euro flossen anschließend als Sonderdividende in die Kasse von Distefora-Großaktionär Falk.
Wann der Multimillionär seine Zelle am Hamburger Holstenglacis verlassen und in seine Stadtvilla in der Pöseldorfer Magdalenenstraße zurückkehren darf, ist noch ungewiss. Sein Anwalt Gerhard Strate hat zunächst Haftbeschwerde eingelegt.
Zur Begründung sagte Strate, es liege aus seiner Sicht kein Betrug vor. Im übrigen bestehe keine Fluchtgefahr, da Falk sich den Behörden aus freien Stücken gestellt habe. Nach seinen Worten kann es bis zu drei Wochen dauern, bis über die Beschwerde entschieden ist.
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