Aktien-Check Hannover Rück jetzt auf der sicheren Seite
Die Hannover Rück hat mit einer Bar- und Sachkapitalerhöhung von gut 500 Millionen Euro eine Rückstufung durch die Rating-Agenturen - und damit höhere Refinanzierungskosten - abgewendet. Der weltweit fünftgrößte Rückversicherer erhält als Sacheinlage die irische Rückversicherungstochter seiner Mutter HDI und will so vor allem das Finanz-Rückversicherungsgeschäft stärken.
Standard & Poor's reagiert verhalten
Analysten beurteilen die Kapitalerhöhung überwiegend positiv auch wenn damit noch nicht alle Unwägbarkeiten beseitigt seien. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ließ das Rating und den Ausblick für die Hannover Rück nach der Kapitalerhöhung unverändert. Erst im April hatte S&P das Langfristrating der Hannover Rück auf AA- von AA gesenkt. Den Ausblick - und damit die mittelfristige Ratingentwicklung - beurteilt die Agentur weiter mit negativ.
Experten der HypoVereinsbank haben ihr Kursziel (30 Euro) als auch die Einstufung "Outperform" bestätigt. Die Analysten begrüßen die Kapitalerhöhung. Die Einbringung der HDI RE schaffe eine deutlich höhere Kapitalbasis als für das derzeitige Portfolio der Gruppe nötig sei. Durch diese kombinierte Transaktion erhöhe sich das Aktienkapital um rund 30 Prozent, und das Unternehmen rechne nur mit einer leichten Verwässerung des Gewinns je Aktie. Die Kapitalerhöhung sei nötig gewesen, und durch die gewählte Form sei die Verwässerung für die existierenden Aktionäre gering.
Goldman Sachs reduziert Gewinnerwartung
Analysten der Investmentbank Goldman Sachs bestätigen den Wert mit "In-line". Ihre Prognose für den Gewinn je Aktie haben die Experten allerdings auf 3,00 von 3,10 Euro für 2003 und 2004 gesenkt. Damit soll laut Goldman Sachs die verwässernde Auswirkung der Kapitalerhöhung reflektiert werden. Der Ausblick allerdings sei nun positiver, weil die Kapitalerhöhung beschlossen wurde. Die Aktie dürfte sich im Einklang mit dem Sektor entwickeln, heißt es am Freitag in einer Kurzstudie weiter.
WGZ-Bank bleibt für die Aktie optimistisch gestimmt
Die Experten der WGZ-Bank sind für den Wert optimistischer gestimmt. Sie sehen in dem Wert nach wie vor einen Kauf und haben ihre Schätzung für den Gewinn je Aktie (2003: 3,52 Euro; 2004: 4,69 Euro) bestätigt. Kurzfristig könne die Kapitalerhöhung der Hannover Rück den Kurs belasten. Mittelfristig jedoch dürfe sich die Transaktion positiv auswirken. Mit diesem nicht unerwarteten Schritt verschaffe sich die Rückversicherung eine gute Wachstumsbasis und dürfte ihre Ratings gesichert haben, begründen die Analysten ihre Einschätzung.
Der Return-On-Investment der Sacheinlage-Komponente der Kapitalerhöhung dürfte nach Unternehmensangaben bei rund zehn Prozent liegen und der Beitrag zu Jahresüberschuss rund 40 Millionen Euro betragen. Hierdurch dürfte der sonst eintretende Verwässerungseffekt von über 20 Prozent für das laufende Jahr fast komplett kompensiert werden, schreiben die Experten der WGZ-Bank weiter.
LRP: Unsicherheit weicht aus dem Markt
Die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) hat den weltweit fünfgrößten Rückversicherer nach Ankündigung einer Kapitalerhöhung mit "Outperformer" bestätigt. Damit weiche die seit Monaten am Kapitalmarkt vorhandene Unsicherheit, ob und wann das Unternehmen seine Aktionäre zur Kasse bitten werde. Das Kurzziel sehen die Experten nach wie vor bei 33 Euro, denn eine potenzielle Verwässerung durch eine Kapitalerhöhung war hierin bereits berücksichtigt.
Das Unternehmen dürfte nach Ansicht des Analysten Jochen Schmitt einen Teil der aktuell eingenommenen Gelder wieder in lukratives Versicherungsgeschäft anlegen, denn der Rückversicherungsmarkt sei nach wie vor von knappen Kapazitäten geprägt.
Etwas kompliziert stelle sich aus seiner Sicht allerdings jener Teil der Kapitalerhöhung dar, die gegen Sacheinlage getätigt wurde. Hierbei wurden gegen eine Sacheinlage (HDI Re) des HDI von 310 Millionen Euro 13,7 Millionen neue Aktien zu rechnerisch 22,60 Euro ausgegeben. Dies seien rund 14 Prozent des Grundkapitals.
Diese Maßnahme sollte als Akquisition einer stark kapitalisierten Unternehmens durch Ausgabe neuer Aktien betrachtet werden. Diese Transaktion sei jedoch hinsichtlich der daraus für die Hannover Rück resultierenden Eigenkapitalanforderungen schwer einschätzbar: Die erworbene HDI Re ist ebenfalls im Versicherungsgeschäft tätig, das entsprechend mit Eigenmitteln unterlegt werden muss. In der Telefonkonferenz habe der Vorstand erläutert, dass HDI Re stark überkapitalisiert sei.
Der Wert der HDI Re von 310 Millionen Euro errechnet sich laut Schmitt aus Eigenkapital von 180 Millionen Euro und 130 Millionen Euro aktivierten zukünftigem Nettoportfoliowert der Versicherungskontrakte. Diese Aktivierung sei nicht ungewöhnlich, Unsicherheit bestehe lediglich darin, dass sie von Außenstehenden schwer überprüft werden könne, schreibt der Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz.
Durch die Transaktionen wurden nach seinen Berechnungen insgesamt 530 Millionen Euro Gelder in die Konzernkassen gespült, womit die Kapitalfrage gelöst sein dürfte. Allerdings sei der genaue Kapitalbedarf zur Sicherung des Ratings schwer abschätzbar. Etwas verunsichert habe den Analysten daher die Nachricht, dass S&P das Rating unverändert belassen hat.
Aktie "klar unterbewertet"
"Wir halten einen Verbleib im 'AA'-Bereich (also mindestens 'AA-!) nach wie vor für sehr wichtig." Im Falle einer Herabstufung seien deshalb weitere Kapitalmaßnahmen nicht auszuschließen. Zugleich hält es der Analyst aber "für sehr unwahrscheinlich", dass S&P sein Rating weiter senken werde. Im übrigen habe sich die Hannover Rück im Rahmen der Kapitalerhöhung ohnehin verpflichtet, innerhalb der nächsten sechs Monate keine Kapitalmaßnahmen vorzunehmen.
Die Verwässerung beim Gewinn je Aktie beträgt nach Schmitts Berechnungen aufgrund der Kapitalmaßnahmen ab 2004 rund zehn Prozent. Die neue Gewinnreihe für das Ergebnis je Aktie sieht deshalb wie folgt aus: 2003: 3,27 Euro (zuvor ebenfalls 3,27); 2004: 3,36 Euro (3,74 Euro); 2005: 3,49 Euro.
Seit Monaten musste die Aktie unter der Prämisse betrachtet werden, dass die Hannover Rück eine Kapitalerhöhung durchführen könnte. Diese Unsicherheit sei nun gewichen und sollte den Kurs beflügeln. Noch immer sei die die Aktie mit einem KGV 2004e von 7,4 bewertet - nach Ansicht des Experten "eine klare Unterbewertung".