Deutsche Telekom Ricke stimmt Anleger ein

Nach dem Rekordverlust im vergangenen Jahr weist der Konzern wieder einen Quartalsgewinn aus. Auch der Schuldenberg schrumpft. Konzernchef Ricke gibt vor der Hauptversammlung einen mutigen Ausblick für 2003.

Bonn - Die Deutsche Telekom (Kurswerte anzeigen) hat im ersten Quartal 2003 erstmals seit knapp zwei Jahren wieder einen Nettogewinn verzeichnet und damit viele Analysten überrascht. Nach einem ebenfalls unerwartet guten operativen Ergebnis (Ebitda) im ersten Quartal gab Konzernchef Kai-Uwe Ricke außerdem einen mutigen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr.

Ricke hält für das Gesamtjahr 2003 einen Nettogewinn für möglich. Er verschafft sich damit Luft vor der anstehenden Hauptversammlung der Deutschen Telekom am kommenden Dienstag (20. Mai) in Köln. "Ich hoffe, am Jahresende sagen zu können, dass die Telekom trotz des schwierigen Umfeldes wieder schwarze Zahlen schreibt", erklärte der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag in Bonn. Die Aussicht auf schwarze Zahlen im Gesamtjahr ist mutig, da das erste Quartal traditionell zu den stärksten im Gesamtjahr gehört.

"Das erste Quartal beweist, dass wir den Turnaround eingeleitet haben", sagte Ricke. Zuletzt hatte die Telekom im zweiten Quartal Jahr 2001 schwarze Zahlen geschrieben. Wann T-Aktionäre wieder mit einer Gewinnausschüttung rechnen können, ließ Ricke jedoch offen. Die Dividende für das 2002 wurde nach dem Rekordverlust gestrichen.

Turnaround nach dem Horror-Jahr

Sollte der Turnaround gelingen, wäre das in der Tat eine Kehrtwende aus einem tiefen Tal. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen auf Grund von Firmenwertabschreibungen mit knapp 25 Milliarden Euro den größten Verlust in der deutschen Unternehmensgeschichte verbucht.

Nach dem reinigenden Bilanzgewitter im vergangenen Jahr sehen die ersten Zahlen für 2003 wieder freundlicher aus. Für das erste Quartal 2003 wies der Bonner Konzern einen Konzernüberschuss in Höhe von 853 Millionen Euro aus. In den ersten drei Monaten 2002 war noch ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro verbucht worden. Der Umsatz nahm um 6,6 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro zu.

Operatives Geschäft läuft besser als erwartet

Auch beim operativen Ergebnis (Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen) übertraf die Telekom mit 4,5 (Vorjahresquartal: 3,7) Milliarden Euro die Prognosen. Der Umsatz ist auf 13,6 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 12,7 Milliarden Euro) gestiegen.

Schuldenabbau kommt voran

Schuldenabbau kommt deutlich voran

Die Telekom bekräftigte ihr Ziel, bis Jahresende die Verschuldung auf 50 bis 53 Milliarden Euro zu senken. Diese Spanne würde einer Verschuldung von maximal dem dreifachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) entsprechen. Das Erreichen dieser Schulden-Obergrenze dürfte die Telekom vor erneuten Herabstufungen bei der Bonität bewahren.

Und das Ziel rückt inzwischen näher. Zum Ende des ersten Quartals hat die Telekom ihre Schulden von 61,1 Milliarden (Ende Dezember) auf 56,3 Milliarden Euro reduziert. Damit geht der Schuldenabbau deutlich schneller voran, als viele Marktbeobachter erwartet hatten. Damit scheint auch das Ziel erreichbar, dass der Jahresumsatz des Konzerns im Jahr 2003 größer ist als der Schuldenberg.

Jahresprognose präzisiert

Ihre bisherige Gesamtjahresprognose für das operative Ergebnis (Ebitda) grenzte die Telekom auf das obere Ende der bisher genannten Spanne ein. Das Unternehmen geht nun davon aus, bis Jahresende ein Ebitda zwischen 17,2 und 17,7 Milliarden Euro erzielen zu können. Bislang hatte der Konzern eine Spanne von 16,7 bis 17,7 Milliarden Euro genannt. Im Jahr 2002 hatte das operative Ergebnis 16,1 Milliarden Euro betragen.

Analysten: Große Überraschung bei T-Com

Bei den Hauptsparten Festnetz und Mobilfunk wurden die Mindestziele für das Ergebnis 2003 angehoben. Bei T-Com werden jetzt beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mindestens 10,1 Milliarden Euro erwartet, wie Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick am Donnerstag in Bonn erläuterte. Auch bei T-Mobile werden nun mindestens 6,2 Milliarden Euro angepeilt.

Die Mobilfunksparte T-Mobile hat im ersten Quartal mit einem Plus von 18,9 Prozent neben der Internet-Tochter T-Online (21,6 Prozent) die stärksten Umsatzzuwächse erzielt. Bei der Festnetzsparte T-Com habe der Umsatz dagegen um 0,6 Prozent abgenommen: Als Grund nannte das Unternehmen den Verkauf der restlichen TV-Kabelgesellschaften.

Aktie deutlich fester

Die Entwicklung bei T-Mobile hänge wesentlich von den Wechselkursen des Euro zu Dollar und Pfund Sterling ab. Für T-Systems gilt weiter ein Zielkorridor von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro. Auch für T-Online erwartet die Telekom unverändert ein bereinigtes Ebitda von 0,2 Milliarden Euro.

Die Aktie der Telekom  zog am Vormittag in Frankfurt deutlich an und notierte zeitweise über der Marke von 12 Euro. Überrascht habe vor allem das positive Nettoergebnis, sagten Händler. Die LRP sieht das Kursziel der T-Aktie bis Jahresende bei 16 Euro.

Es habe einige positive Überraschungen gegeben, sagte auch Analyst Theo Kitz von Merck Finck & Co. "Das Ebitda lag spürbar über den Schätzungen der meisten Analysten." Zudem habe die Deutsche Telekom die Nettoverschuldung stärker verringern können als erwartet. Völlig unerwartet sei auch die erhebliche Steigerung des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in der Festnetzsparte T-Com.

T-Mobile: Erfreuliches USA-Geschäft Klage: T-Aktionäre fordern ihr Geld zurück Werbung: Die Telekom kürzt ihren Reklameetat T-Aktie: Chronik des Niedergangs T-Aktie: Kursziel 16 Euro

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