Infineon Die neue Bescheidenheit
München - Der Chiphersteller Infineon bleibt in den roten Zahlen. Die gesunkenen Priese bei DRAM-Speicherchips haben das Unternehmen im zweiten Quartal ihres Geschäftsjahres sogar tiefer in die Verlustzone gedrückt als erwartet. Dennoch bleibt Infineon optimisch, dass sich der Preiskampf ein wenig entspannt und die Geschäfte im zweiten Halbjahr besser werden.
Beim Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ist das Unternehmen jedoch weiterhin vorsichtig. Eine Prognose sei angesichts der weltweiten Konjunkturflaute "nach wie vor schwierig", teilte der weltweit sechstgrößte Halbleiterhersteller mit. Im abgelaufenen Quartal habe das Unternehmen aber zumindest eine "positive Nachfrageentwicklung in den meisten Segmenten" verzeichnet.
223 Millionen Euro Verlust im Quartal
Der Konzernverlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) sei auf 223 Millionen Euro angewachsen nach 31 Millionen Euro im Vorquartal, teilte Infineon am Dienstag in München mit. Hierin seien allerdings Sondereffekte von 82 Millionen Euro enthalten. Im Vorjahreszeitraum war ein operativer Verlust von 178 Millionen Euro angefallen. Der Verlust je Aktie sei von 0,06 Euro im ersten Quartal auf 0,45 Euro je Aktie gestiegen. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Verlust von 152 Millionen Euro gerechnet.
Bereinigter Umsatz leicht gestiegen
Infineon bezifferte seinen Konzernumsatz auf 1,48 Milliarden Euro. Bereinigt um Effekte aus der Übertragung des Bereichs Optoelektronik an Osram entspreche dies einem Anstieg von drei Prozent gegenüber dem Vorquartal und 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ursprünglich hatte Infineon für das Auftaktquartal 2002/03 einen Umsatz von 1,52 Milliarden Euro ausgewiesen.
Unter dem Strich verbuchte der Konzern einen Verlust von 328 Millionen Euro nach 40 Millionen Euro im Vorquartal. Hierin seien Wertberichtigungen auf latente Steuern in Höhe von 103 Millionen Euro enthalten. Hinzu kämen Sondereffekte von 54 Millionen Euro unter anderem in Verbindung mit der Abschreibung von Lagerbeständen und einmaligen Lizenzeinnahmen.
Der freie Cash-Flow verbesserte sich Infineon zufolge im Quartal auf minus 90 Millionen Euro nach minus 362 Millionen Euro im Vorquartal.
Hohe Abschreibungen, besserer Cashflow: Das Urteil der Analysten
Analysten zeigten sich von den Zahlen überwiegend enttäuscht. Vor allem die hohen Abschreibungen auf Lagerbestände bei Memory-Chips seien eine böse Überraschung gewesen. Zu den wenig positiven Punkten zählen nach Ansicht der Experten die Verbesserungen beim Cash Flow.
Etwas wohlwollender betrachtete Smith Barney Citigroup das Quartalsergebnis: Die Sparten hätten die Erwartungen erfüllt. Von Memory-Chips seien sogar mehr als erwartet umgesetzt worden als erwartet. Das hob auch die Deutsche Bank lobend hervor. Der Blick in die Zukunft von Infineon ist aber trübe. Experten von Smith Barney / Citigroup rechnen nicht damit, dass das Unternehmen im Laufe dieses Geschäftsjahres profitabel sein wird. Vor allem der harte Preiskampf im DRAM-Geschäft sei ein Risikofaktor.
Auch Samsung leidet unter Branchenkrise
Branche durchleidet ihre schwerste Krise
Auch die weltweite Nummer eins bei Speicherchips, Samsung, hatte zuletzt wegen gesunkener DRAM-Preise einen Gewinneinbruch verbucht. Zugleich hatte der koreanische Konzern von trüben Aussichten gesprochen, ein Anziehen des Geschäfts im zweiten Halbjahr aber nicht ausgeschlossen.
Mehrere Speicherchip-Anbieter - Unternehmenskreisen zufolge auch Infineon - haben in den vergangenen Tagen bereits ihre Preise erhöht oder planen dies zumindest.
Die Chip-Industrie durchleidet seit rund zwei Jahren die schwerste Krise in ihrer 50-jährigen Geschichte. Der weltgrößte Chiphersteller Intel hatte in der vergangenen Woche die deutlich gesenkten Erwartungen übertroffen. Zugleich hatte Intel davor gewarnt, von einem Ende der Krise auszugehen.
Im Laufe dieser Woche melden weitere Dax-Konzerne Zahlen. Am Donnerstag wird auch der Technologiekonzern Siemens mit seinen Quartalszahlen für Bewegung in der Hightechbranche sorgen.
Die Trinkaus-Kolumne: Lage bei Hightechs bleibt schwierig Intel: Der neue Realismus