Tagesausblick Nikkei auf 20-Jahres-Tief
Hamburg - Das Geschäft an der Börse hänge kaum noch vom Geschehen im Irak und statt dessen immer stärker von der Wirtschaftsentwicklung in den USA ab, sagte ein Händler. Und kaum jemand glaubt derzeit an eine schnelle Erholung der US-Konjunktur.
Verbrauchervertrauen dümpelt auf Zehnjahrestief
Zwar ist das Handelbilanzdefizit im Februar auf "nur" rund 40 Milliarden US-Dollar gesunken, doch die Stimmung bleibt gedrückt. Heute um 15.45 MESZ meldet die Universität Michigan das in einer Telefonumfrage ermittelte Konsumklima in den USA: Analysten der Deutschen Bank erwarten, dass sich die Stimmung der US-Verbraucher im April auf Grund der Irak-Krise weiter eingetrübt hat.
Mutige Anleger wetten dagegen und setzen auf einen Stimmungsumschwung, nachdem der Index im vergangenen Monat mit einem Stand von 77.6 ein Zehnjahrestief markiert hatte. Sollte der Index, wie von einigen Analysten erwartet, wieder deutlich über die Marke von 78 Punkten klettern, könnte dies auch die Märkte stützen.
US-Quartalssaison: Warten auf GE
Die US-Quartalssaison hat mit zahlreichen Gewinnwarnungen begonnen, und Anleger erwarten angesichts der schwachen Konjunktur weiterhin zurückhaltende Ausblicke der Unternehmen. Zwar hat Yahoo gestern die Erwartungen übertroffen, doch heute blicken Anleger auf die Zahlen des Mischkonzerns General Electric, der um 14.30 Uhr MESZ seine Quartalsbilanz veröffentlicht. Beobachter rechnen mit einem Gewinnrückgang von rund acht Prozent.
Der Dow Jones hat sich im späten Handel leicht erholt und schloss 0,3 Prozent im Plus bei 8221 Punkten. Der Nasdaq Composite kletterte dank Yahoo um 0,7 Prozent auf 1365 Zähler. Händler rechnen auf Grund der späten Erholung in den USA zum Auftakt mit leichten Gewinnen im Dax.
Dax: Versicherer stützen nur vorübergehend
Händler erwarten, dass der Deutsche Aktienindex heute knapp über 2700 Punkten eröffnet. Der Index hatte gestern nach nervösem Handel 1,4 Prozent abgegeben und bei 2697 Punkten geschlossen. Lediglich die Versicherer Allianz und Münchener Rück legten gegen den Trend deutlich zu.
Die Versicherer sind nach Ansicht vieler Analysten derzeit recht günstig bewertet. Am Freitag haben auch die Experten von Goldman Sachs die Aktie der Münchener Rück von "Underperformer" auf "In-Line" heraufgestuft.
Deutschland nahe Stagnation
Doch die schwache Konjunkturlage in Deutschland wirkt auch für viele Unternehmen als Gewinnbremse. "Es ist erst April und die Wachstumsprognosen für 2003 in Deutschland haben sich schon bei nur noch 0,5 Prozent statt der ursprünglichen zwei Prozent eingependelt", sagte der Chefanalyst der Vereins- und Westbank, Karsten Rahlf. Mit diesem "Wachstum" ist Deutschland Schlusslicht in Europa. Die Notenbank werde bei diesem Problem nicht wirklich helfen können. Weitere Zinssenkungen würden eher als Krisenzeichen gewertet werden.
Airline-Aktien im Blickpunkt - Fraport meldet Rückgang der Passagiere
Airline-Aktien werden heute erneut im Blickpunkt stehen. Die Angst vor der Lungenseuche SARS hält Fluggäste weiterhin vom Reisen ab. Die US-Investmentbank JP Morgan hat ihre Verlustprognose 2003 für die Luftfahrtbranche von 3,5 Milliarden auf 6,3 Milliarden US-Dollar ausgeweitet. Außerdem hat Moody's die Ratings von Continental Airlines und Northwest Airlines gesenkt.
Unter der Zurückhaltung der Passagiere leidet auch die im MDax notierte Aktie des Frankfurter Flughafens Fraport. Den Frankfurter Flughafen haben im abgelaufenen Monat März rund 3,8 Millionen Menschen und damit 5,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor genutzt. Wegen der "aktuellen Verkehrslage" kündigte der Flughafenbetreiber am Freitag vorbörslich ein Maßnahmen-Paket an.
Nikkei im Tiefenrausch
Freenet übernimmt Festnetz von Mobilcom
Der Internetanbieter freenet hat das Festnetz des in die finanzielle Schieflage geratenenen Telekommmunikationskonzerns Mobilcom für 35 Millionen Euro übernommen und erwartet dadurch für das eigene Geschäft einen Umsatzsprung. freenet übernehme das Netz rückwirkend zum 1. April, teilte das Unternehmen am Freitag in Hamburg mit. Allerdings müssen die Mobilcom-Gläubiger von Mobilcom dem Geschäft noch zustimmen.
Nikkei im Tiefenrausch
Die Aktienbörse in Tokio hat am Freitag den vierten Tag in Folge nachgegeben und ist mit einem Verlust von 2,1 Prozent auf 7816 Punkte gerutscht. Das ist der tiefste Schlusskurs seit 20 Jahren.
Der Dollar tendierte am Morgen bei 1,0774 Euro und damit kaum verändert gegenüber dem Vorabend. Der Ölpreis hat wieder leicht angezogen: Die Opec denkt über Förderbeschränkungen nach.
Alle Marktberichte im Überblick