Kriegsrallye Dax schließt über 2800 Punkten
Hamburg/Frankfurt am Main Die Hoffnung auf einen baldigen Sieg der alliierten Truppen im Irak sorgt zum Wochenauftakt für fulminante Gewinne an den Börsen. Die Nachricht, dass US-Panzer bereits in Bagdad stehen, ließ den Dow Jones zum Handelsstart wie erwartet kräftig steigen.
Der Dow gab bis 20 Uhr einen Teil seiner Gewinne wieder ab, notierte aber immer noch knapp 180 Punkte (1,9 Prozent) im Plus. Der Dax schloss mit einem Kursplus von 5,8 Prozent bei 2808 Zählern und damit nur knapp unter Tageshoch.
Noch beherrschen die Nachrichten aus Bagdad das Geschehen, doch schon Mitte der Woche könnten die Konzernergebnisse in den Mittelpunkt rücken. Die Ertragssaison an der Wall Street hat begonnen. Aluminium-Hersteller Alcoa, der am Freitag mit seinen Zahlen die Erwartungen knapp übertroffen hatte, legte am Montag in New York um mehr als zehn Prozent zu.
Größter Gewinner im Dax war die Aktie von TUI, die rund zwölf Prozent zulegte und bei 11 Euro schloss. Auch die Allianz kletterte um rund 12 Prozent. Der TecDax legte bis Handelsschluss sogar 6,5 Prozent auf 368 Zähler zu.
"Angesichts der militärischen Erfolge der Alliierten rechnet der Markt zusehends mit einem schnellen Kriegsende", kommentierte Nils Becker von der WestLB Panmure am Morgen die Kursgewinne des Dax. Allianz und Münchener Rück legten jeweils rund neun Prozent zu und setzten damit ihre Erholung fort.
Analyst: Dax könnte bis auf 3300 Punkte steigen
Beide Werte hatten in der Vergangenheit überproportional abgegeben. "Mit einem stark steigenden Gesamtmarkt verbuchen die beiden Konzerne auf ihre Aktienbestände erhebliche Buchwerte, was den Druck zu weiteren hohen Abschreibungen ein wenig von den Unternehmen nimmt", erklärte Becker weiter.
Sollte der Irak-Krieg tatsächlich sein schnelles Ende finden, könnte der Dax durchaus auf 3000 bis 3300 Punkte ansteigen. Auf diesem Niveau hält er den Index auch für fair bewertet.
Öl und Gold deutlich billiger
Der Börsianer vermutet, dass nach dem Kriegsende wieder sehr schnell die schwache wirtschaftliche Gesamtlage in den Fokus der Märkte rücken dürfte. Dann werde sich zeigen, ob nicht vor allem kurzfristig orientierte Anleger die Rallye gestützt haben. In diesem Fall könnte die Gewinne auch flugs wieder bröckeln.
Der Ölpreis reagierte deutlich auf die Kriegsnachrichten aus dem Irak. So fiel der Barrel-Preis erstmals seit Mitte November 2002 wieder unter die Marke von 24 Dollar. Ein 159-Liter-Fass der Nordseesorte Brent kostete in London 23,90 Dollar, über drei Prozent weniger als am Freitag. "Der kriegsbedingte Preisaufschlag verschwindet schnell", sagte eine Analystin. In den nächsten Tagen sei ein weiterer Rückgang des Ölpreises möglich.
Auch der Goldpreis sank auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Erstmals seit Dezember lag der Preis unter 320 Dollar. Eine Feinunze kostete am Vormittag in London 319,90 Dollar. Am Freitag hatte der Preis noch um 5,50 Dollar höher gelegen.
Auch der Euro ist deutlich unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel bis 9.36 Uhr auf 1,0586 Dollar und notierte damit 1,4 Prozent leichter als am Freitag. Zuletzt notierte der Euro am 21. März unter der Marke von 1,06 Dollar.
Duisenberg bleibt im Amt
Hannover Messe interessiert kaum
Auslöser für den Stimmungsumschwung waren die Meldungen von US-Militärs, den wichtigsten Palast des irakischen Präsidenten Saddam Hussein unter ihrer Kontrolle zu haben. In einen weiteren Palast seien die Soldaten vorgedrungen. Zudem hieß es in Medienberichten, dass alliierte Panzer bis in das Zentrum der nahezu vollständig umzingelten Hauptstadt vorgedrungen seien.
Angesichts der sich überschlagenden Kriegsmeldungen rückte das Händlerinteresse an der Hannover Messe in den HIntergrund. Bei der größten Industrieschau der Welt präsentieren bis zum Samstag über 6200 Aussteller aus mehr als 60 Ländern Produkte rund um die Automations- und Produktionstechnik. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte die Messe am Sonntag eröffnet.
Duisenberg bleibt länger im Amt
Keine Veränderung wird es bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geben. Der Niederländer Wim Duisenberg wird die EZB länger führen als zunächst geplant.
Der Präsident der EZB werde so lange im Amt bleiben, bis sein Nachfolger den Spitzenposten übernehmen könne, vereinbarten die EU-Finanzminister am Samstag im griechischen Vouliagmeni. Sie beendeten damit die seit Monaten dauernde Unsicherheit über den ersten Präsidentenwechsel bei der noch jungen Zentralbank.
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