MLP "Termühlen lügt nicht"
Hamburg Die Bilanzexperten Karlheinz Küting und Claus-Peter Weber wollen spätestens Ende April ihr Gutachten zu der Bilanzierungspraxis des Finanzdiensleisters MLP vorlegen. Die beiden Professoren werden die vor allem von dem Anlegermagazin Börse-Online erhobenen Vorwürfe der Falschbilanzierung als haltlos entkräften. Dies erklärte Küting auf Anfrage von manager-magazin.de.
"Ich sehe keine Veranlassung, den Aussagen des Vorstandes zu widersprechen. Herr Termühlen lügt nicht", sagte Küting, ohne Details zu nennen. Der Vorstandschef von MLP hatte erst vor wenigen Tagen bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen für das Jahr 2002 die Vorwürfe zurückgewiesen: "An ihnen ist nichts, aber auch gar nichts dran, sie sind völlig substanzlos", hatte Termühlen erklärt.
MLP hatte vor dem Hintergrund der nicht enden wollenden Verdächtigungen seine Bilanzierungspraxis umgestellt und für das Jahr 2002 einen Verlust von 114,5 Millionen Euro ausgewiesen. Die Märkte quittierten die aus Sicht von Analysten "schockierenden" Zahlen mit Kursabschlägen von bis zu 17 Prozent in der Spitze. Für 2002 hatten Analysten nicht zuletzt aufgrund positiver Aussagen des Unternehmens noch im Januar im Schnitt ein Vorsteuerergebnis von 86,72 Millionen Euro prognostiziert.
Merck Finck bewertet neue Bilanzierung positiv
Selbst wenn man das Ergebnis um die Sonderfaktoren bereinigte, die der konservativere Bilanzierungsansatz mit sich gebracht habe, sei es weit unter den Erwartungen ausgefallen, sagte Analyst Arne Jockusch von Merck Finck gegenüber mm-online.
Gleichwohl bewertete Jokusch die neue Bilanzierungspraxis als positiv. Dies sei der beste Weg, um das Vertrauen der Anleger langfristig wieder zurück zu gewinnen. MLP habe in den vergangenen Monaten auch unter dem sehr schlechten Krisenmanagement gelitten. Dementi und Beteuerungen hätten ihnen die Kapitalmärkte nicht mehr abgenommen.
Die Gefahr für MLP ist noch nicht gebannt
"Das ist jetzt die Flucht nach vorn", sagte der Analyst weiter. "So haben sie zumindest die Chance, dass die Stimmung schneller dreht, wenn sie die Karten offen auf den Tisch legen."
Gleichwohl dürften die Vorwürfe der Bilanzmanipulation das operative Geschäft von MLP zunächst weiter belasten, sagte der Analyst. Entscheidend sei, wie schnell es MLP gelinge, aus der Schusslinie zu kommen.
"Wir gehen weiterhin davon aus, dass an den Vorwürfen nichts Wesentliches dran ist. Solange aber die Diskussion anhält, besteht im Zusammenhang mit der schlechten Wirtschaftslage die Gefahr, dass das operative Geschäft weiter einbricht", erklärte der Experte von Merck Finck.
"Börse Online" legt nach
"Börse Online" legt nach
Die Negativ-Schlagzeilen um MLP reißen indes nicht ab. Die Staatsanwaltschaft Mannheim bestätigte einen Bericht von "Börse-Online", dass sie im Zusammenhang mit dem Verdacht der Bilanzmanipulation und des Insiderhandels ihre Untersuchungen ausgeweitet hat und nun auch gegen den MLP-Wirtschaftsprüfer Rölfs WP Partner ermittelt.
Zugleich legte das Magazin in seiner jüngsten Ausgabe vom Mittwoch nach. Von einem "Befreiungsschlag" oder "reinen Tisch" könne keine Rede sein. Das Magazin stellt die Werthaltigkeit diverser Bilanzposten in Frage.
Zweifel an Werthaltigkeit
In der Bilanz "schlummern noch einige hundert Millionen Euro, deren Werthaltigkeit stark angezweifelt werden muss", heißt es in dem Bericht. Die von Termühlen erklärten Fortschritte hin zu einer konservativen Bilanzierung seien "Stückwerk".
Die endgültigen Zahlen wird MLP zur Bilanzpressekonferenz am 24. April präsentieren.
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