Telekom Wandelanleihe für Optimisten
Frankfurt am Main Die gebeutelte T-Aktie bleibt im Stimmungstief gefangen. Nachdem der Konzern am Mittwoch bekannt gegeben hatte, eine milliardenschwere Pflichtwandelanleihe auszugeben, brach der Aktienkurs um nahezu neun Prozent ein. Am Donnerstag pendelte das Papier um die Vortagesschlusslinie von 11,66 Euro.
Dabei hatten viele Marktbeobachter auf eine kräftige Erholung gesetzt, da die Pflichtwandelanleihe von Aktienexperten größtenteils positiv eingeschätzt wurde. Vor allem von den Ratingagenturen heimste die Telekom Lob ein. Schließlich verbessere sich die Liquiditätssituation und zudem sollten die Kapitalbeschaffungskosten verringert werden, hieß es bei Moody's. Auch von den Großbanken waren vornehmlich positive Kommentare zu hören, da die Telekom ihren Schuldenberg nun leichter abbauen könne.
Vorwurf der versteckten Kapitalerhöhung
Auf dem Parkett hieß es jedoch, dass eine Erholung der T-Aktie vor allem von Seiten der Hedge Fonds verhindert werde, die weiter auf fallende Kurse spekulierten und verkauften. Schließlich käme die Ausgabe der Wandelanleihe einer versteckten Kapitalerhöhung gleich.
Im Handelsverlauf sei jedoch noch mit Käufen zu rechnen, da die Nachfrage nach der Wandelanleihe rund dreimal so hoch gewesen sei wie das Angebot. Einige Marktteilnehmer würden damit bei der Zuteilung entgegen ihren Erwartungen leer ausgehen und müssten deshalb T-Aktien kaufen, hieß es. Am Vortag hatten viele Börsianer Aktien verkauft, um die attraktiv verzinste Anleihe zu erwerben.
Anleihe mehr als dreifach überzeichnet
Die Telekom hat die Platzierung der Pflichtwandelanleihe im Volumen von rund 2,3 Milliarden Euro unterdessen erfolgreich abgeschlossen. Die dreimal überzeichnete Anleihe sei mit einem Kupon von 6,5 Prozent ausgestattet worden, teilte der Konzern am Donnerstag mit.
Bei der Preisfestlegung wurde eine Wandlungsprämie von 24 Prozent basierend auf den Referenz-Aktienkurs von 11,80 Euro festgelegt. Die Pflichtwandelanleihe hat eine Laufzeit von drei Jahren und wurde ausschließlich bei institutionellen Anlegern platziert. Sie muss nach Ablauf der Laufzeit in T-Aktien umgewandelt werden (deshalb: Pflichtwandelanleihe).
Auf Grund der Wandlungsprämie eignet sich die Wandelanleihe für optimistisch eingestellte Anleger, die eine Kurssteigerung der T-Aktie erwarten. Wer mit einer Seitwärtsbewegung rechne oder sogar eine Abwärtsbewegung einkalkuliere, solle lieber die Aktie ins Depot nehmen, rät zum Beispiel Per Ola Hellgren, zuständiger Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz.
"Verwässerungs"-Gefahr
Analyst: "6,5 Prozent sind vergleichsweise attraktiv"
Das Risiko in Wandelanleihen liegt generell darin, dass ihre Entwicklung abhängig zum Kursverlauf der Aktie ist und zum anderen von der Entwicklung am Anleihenmarkt. So hält Hellgren den Kupon von 6,5 Prozent für vergleichsweise attraktiv, denn bei vergleichbaren Wandelanleihen liege er häufig sogar leicht unter Kapitalmarktniveau.
Dafür ist andererseits der Umwandlungspreis in drei Jahren eher hoch angesiedelt, denn der Aufschlag gegenüber dem derzeitigen Kurs liegt bei dem Umwandlungspreis von 14,63 Euro bei rund 25 Prozent.
Gewinn je Aktie wird verwässert
Für die Telekom bietet die Wandelanleihe gleich mehrere Vorteile. Sie hat bereits klar gestellt, dass die Netto-Schulden nicht steigen, sie schuldet also zunächst um. In drei Jahren wird Fremdkapital zu Eigenkapital, damit sinkt die Verschuldung.
Durch den Verwässerungseffekt sinkt dann zwar der Gewinn je Aktie um vier Prozent, andererseits spart die Telekom dann etwa 150 Millionen Euro jährlich an Fremdkapitalkosten. Dadurch verbessern sich die "weighted average cost of capital" (WACC) sowie die Liquiditätssituation.
Die Märkte nehmen die positiven Effekte bereits vorweg, seit Mittwoch sind die Renditen der bisherigen Telekom-Anleihen um zehn Basispunkte gefallen, denn die Anleger rechnen mit besseren Noten für die Kreditwürdigkeit der Telekom durch die Rating-Agenturen. Das schlägt sich bereits bei jeder anstehenden Umschuldung in niedrigeren Fremdkapitalkosten nieder.
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