Die Trinkaus-Kolumne Von drauß' von der Börse, da komme ich her
Von drauß' von der Börse, da komme ich her,
und muss Euch sagen: Die Zeiten sind schwer!
Die Konjunktur lahmt, sie hinkt, sie versiecht,
wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt.
In den USA verliert der Verbraucher auf Dauer,
die lange Zeit hilfreiche Shopping-Power.
An Entlastung ist da vorerst nicht zu denken,
auch nicht nach versprochenen Steuergeschenken.
Die Arbeitslosigkeit gilt es hart zu bekämpfen,
und was, wenn die Immobilienpreise sich dämpfen?
Die US-Industrie kommt sicher nicht von alleine,
auf die durch Überkapazitäten geschwächten Beine.
In diesem Umfeld weiß Japan Bescheid:
Der Weg aus der Rezession ist noch weit.
Viele faule Kredite belasten die Banken,
und so kommt die ganze Wirtschaft ins Schwanken.
Für Japan gilt deshalb, und das ist kein Wunder:
Die Sonne geht auf, die Wirtschaft geht unter.
Können denn die Länder Europas, die vielen,
ausnahmsweise globalen Konjunkturmotor spielen?
Ich glaube, dass kann man getrost verneinen,
auch wenn wir uns wieder wie wild vereinen.
Zehn neue Länder kommen in die EU,
wann stoßen nur China und Chile hinzu?
Nein, aus Euroland springt kein Funke über,
im Gegenteil, die Stimmung wird eher noch trüber.
Schaut man sich mal um in unserem Land,
dann werden die Zeichen der Zeit schnell erkannt.
Ein jeder motzt laut über unseren Euro,
ein jeder wehklagt, die Währung sei doch ein Teuro,
für fast jeden wäre es das größte Glück,
die D-Mark, sie käme noch einmal zurück.
Doch die Wahrheit ist anders, wenn's auch fast keiner glaubt,
der Euro uns nicht unserer Kaufkraft beraubt,
darum flüstere ich dem Leser dezent ins Ohr:
Die Inflationsrate ist niedrig wie selten zuvor.
Die Deutschen hatten die Wahl
Viel größere Sorgen, und da gibt's keinerlei Duldung,
mache ich mir wegen der Staatsverschuldung.
Aus Brüssel droht uns ein blauer Brief,
weil der Finanzminister die Zeichen der Zeit verschlief.
Im Herbst, da hatten die Deutschen die Wahl,
bleibt's wie es ist, oder schaffen wir's noch mal?
Zu viele und drum wurde der Wechsel verfehlt -
haben "der Doris ihren Mann seine Partei" gewählt.
Dieser Ausspruch des Kanzlers, der machte mir klar,
dass das Ergebnis von PISA kein Ausrutscher war.
Und im engeren Sinne, auch wenn's rot nicht gern hört,
hat nur grün den schwarzen Triumph zerstört.
Joschkas Partei blieb lange Zeit ziemlich blass,
doch im Endspurt da nahm sie noch einmal Maß,
Herr Fischer zeigte sehr viel Kondition
und erntete ganz am Schluss auch den Lohn.
Mit viel Elan, und das wissen Sie schon,
schubste der Joschka die zwei vom Thron,
die beiden, die schon waren so wild am feiern,
die Angie von "drüben" und Edmund aus Bayern.
Doch ermöglicht wurde die Wahlmisere
vor allem durch Jürgen Möllemanns Flugblattaffäre.
Das war dann für viele nun wirklich zu viel,
da half auch nicht Guidos Spaßmobil.
Die Aktion 18 Prozent war eine nette Idee,
doch willst Du das Ziel erreichen, liebe FDP,
nimm 'nen Wahlkampfberater, den jeder kennt:
Johnny Walker, der garantiert 60 Prozent!
An die Kinokassen strömen die Menschen herbei,
um zu sehen die Klassiker je Teil Nummer 2.
Der Zauberer Harry Potter ist recht guter Dinge,
und misst sich ganz keck mit dem Herrn der Ringe.
Doch viele hätten, und das ist nicht erdichtet,
auf einen zweiten Teil Schröder gerne verzichtet.
Die Zahl seiner "Gefährten" sinkt von Tag zu Tag,
fast keiner ihn mehr gewählt haben mag.
Wie aus der "Kammer des Schreckens", so die Politik,
erinnern wir uns nur an den drohenden Krieg.
Um Hilfe gefragt, ja was macht dieser Bube,
schlägt die Faust in George Bushs Magengrube.
Doch leicht hat's der Gerhard wirklich nicht,
zumal die Nation sich den Kopf fast zerbricht,
ob seine Haare nicht doch gefärbt,
wogegen sich Doris standhaft wehrt.
In die Politik will jetzt, auf ganz leisen Sohlen,
ein Dichter und Denker, genannt Dieter Bohlen.
Eins ist sicher: Sobald er gewählt,
wird uns "Nichts als die Wahrheit" erzählt.
Hat Bohlen doch 'nen Weibertick?
Ein Aufschrei geht laut durch die Republik,
doch nicht Bohlen, der hat doch 'nen Weibertick,
der ist doch kein Vorbild, der ist kein Idol,
nach unsrem Geschmack ist der Typ zu frivol.
"Der begeht", so heißt es, "doch Vielweiberei",
entschuldigt ihr Motzer, ich kenn da nur drei.
Erst Verona, dann Naddel und jetzt Estefania,
ihr findet der Dieter, der geht ganz schön ran, ja?
Dann messt ihr mit zweierlei Maßen hier,
denn Gerhard, der ist schon bei Frau Nummer vier!
Von Audi und Brioni hat jeder genug,
wer was anderes sagt, der begeht Selbstbetrug.
Ein echter Kanzler, der lässt keinen kalt,
der läuft auch mal nackig durch Tötensens Wald,
der bringt seine Neujahrsansprache, oh Graus,
auch direkt als DVD und Hörbuch heraus.
Ein echter Kanzler auch mal über sich lacht,
der braucht keine Frau, die stets über ihn wacht,
das ist einer, der sich ein Problem selber vorknöpft,
der braucht keine Frau Schröder, die den Elmar flugs köpft.
In der Politik erscheinen heute wie Hohn,
die Vorschläge der Hartz-Kommission;
mehr als vier Millionen sind außer Lohn und Brot,
und die Zahl wächst weiter, welch' große Not.
Was sonst noch geschah, in unserem Land?
Der Scharping, der wurde gleich gänzlich verbannt.
Zu oft hat er Gräfin Pilati gesehen,
auf Bundeswehr-Kosten, das war gar nicht schön.
Hätte er nur seine Kollegen gefragt,
das Problem wär gelöst und für immer vertagt,
er könnte noch heut' nach Mallorca enteilen,
mit den ach so zahlreichen Lufthansameilen.
Per Bahn fährt Rudolf nicht mal im Traum,
die neuen Preise versteht die Bahn selber kaum.
Und jetzt noch ein Streik drei Prozent will man mehr,
Verdi gäbe für solch Erpressung seinen Namen nie her.
Was sonst noch geschah, in unserem Land?
Ron Sommer wurd' auf die Ersatzbank verbannt.
Doch war er's nicht allein, der bei Telekom floppt,
auch Jan Ullrich war bis zur Halskrause gedopt.
Das weiße Ballett tanzt nicht mehr auf europäischem Parkett
Beim Thema Sport, da fällt mir doch ein,
beim FC Bayern muss bald wieder Weihnachtsfeier sein.
Der Franz feiert heuer ohne sein Weib
und frönt auf der Feier andrem Zeitvertreib.
Die Bayern, das selbst ernannte weiße Ballett,
tanzen lang nicht mehr auf europäischem Parkett.
Was nutzt denn auch Ballack als genialer Dirigent,
wenn hinten Olli wie im WM-Finale pennt?
Und der Effe ist einer, da staunt man, mein Lieber,
spannt dem Kumpel die Frau aus und lacht auch noch drüber;
er gibt jetzt den Leitwolf, ist auf Sieg geimpft,
auch Franz ihn noch so oft Blaseengel schimpft.
Ansonsten darf nicht vergessen werden,
manchmal gibt es sie doch, die Engel auf Erden.
Sven Hannawald flog, als wenn er Flügel kriegt,
zum historischen Vierschanzensieg.
Und wir hüpften im Freudentaumel wie ein Flummi,
beim 5. Formel 1-WM Sieg von Schumi.
Im feuerroten Flitzer gewann er viele Rennen,
es scheint, als wenn BMW und Mercedes tief pennen.
Sport wird auch immer mehr zur Show,
Regina Halmich boxte Stefan Raab blitzeblau,
der stammelte nach dem Kampf nur verstört,
und hat sich zur Box-Vizeweltmeisterin erklärt.
Das Showgeschäft schlug 2002 Kapriolen,
jeder weiß, bei Claudia Schiffer ist jetzt nichts mehr zu holen.
Sie heiratete und ist jetzt nicht mehr zu haben,
doch, Jungs, nicht den Kopf in die Fäusten vergraben.
Heidi Klum trennte sich vom New Yorker Coiffeur,
der stets aussah als käm' er vom Dackelfriseur.
Ich schick' ihr 'ne Bewerbung, vielleicht wählt sie mich!
(Hoffentlich liest meine Frau das hier nicht!)
Beim Grand Prix dEurovision, war das g...,
da ging unser lieber Ralph Siegel mal steil!
So wenige Punkte, das hat mir gefallen,
tja Ralph, wer hoch steigt, der kann auch tief fallen.
Doch 2002, das war auch ein Jahr,
in dem nicht alles nur prima war.
Das Hochwasser kam und es nahm sehr viel mit,
doch die Solidarität im Lande, die war ein Hit.
Dscherba und Bali sind vom Terror erschüttert,
ich versteh' nicht, wer die Leute mit Waffen noch füttert,
vor Spanien versank die Prestige in den Fluten,
eine Ölkatastrophe wie viele vermuten.
Jetzt bleibt nur der Blick nach 2003,
was wird in dem Jahr, was bringt es herbei?
Die Wirtschaft, sie wird nur langsam genesen,
der Traum von Erholung ist ein kurzer gewesen.
Den Terror, den müssen wir weiter bekriegen,
da bleiben wir hart, da müssen wir siegen,
jetzt fass' ich mich kurz, denn bis hier war's schon lang:
Frohes Fest und guten Übergang!