Heidelberger Druck "Anhaltender Stillstand im wichtigsten Markt"
Heidelberg Die weltweit schwache Konjunktur macht dem weltgrößten Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck zunehmend zu schaffen. Nun verabschiedete der Konzern ein 200 Millionen Euro schweres Sparprogramm. Wegen der gedämpften Umsatzerwartungen kämen "alle Bereiche des Unternehmens" auf den Prüfstand, kündigte der Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen AG, Bernhard Schreier, am Mittwoch vor der Hauptversammlung an.
Die Sparmaßnahmen, an denen derzeit "mit Hochdruck" gearbeitet werde, sollten spätestens im kommenden Geschäftsjahr voll wirksam werden, sagte Schreier. Für das laufende Geschäftsjahr, das am 31. März kommenden Jahres enden wird, strebe er trotz gesenkter Umsatzprognose "gute Gewinne" an.
Ein Personalabbau sei nach Angaben von Unternehmenssprecher Thomas Fichtl "zum heutigen Zeitpunkt" nicht geplant. Zudem gehe das Unternehmen davon aus, dass es ohne Kurzarbeit auskomme. Die konkreten Maßnahmen sollen mit den Halbjahreszahlen Anfang November vorgestellt werden.
Aktuelle Studien zeigten anhaltende Kundenzurückhaltung
Schreier bekräftigte die Erwartung, dass sich der Auftragseingang im zweiten Quartal verringern werde. Noch im Juli hatte sich die Konzernleitung zuversichtlich gezeigt, bei Umsatz und Jahresüberschuss "im Rahmen des Vorjahresniveaus" zu liegen. "Das können wir guten Gewissens jetzt nicht mehr versprechen", sagte Schreier.
Anfang September hatte das Unternehmen die Umsatzerwartung für das laufende Jahr um zehn Prozent nach unten korrigiert. Für die US-Druckindustrie erwarteten Experten einen Aufschwung nicht vor dem Jahr 2003. Auch aktuelle Studien zeigten die anhaltende Kundenzurückhaltung.
Zwei Jahre Stillstand im wichtigsten Markt
"Für uns bedeutet das einen zwei Jahre anhaltenden Stillstand in dem für uns wichtigsten Markt." Die Situation in Deutschland sei ähnlich. Für 2002 erwarte der Branchenverband Druck und Medien bei Produktion und Umsatz im Vorjahresvergleich rückläufige Werte, die Auslastung sei von 85 Prozent auf 82 Prozent gesunken. Das Unternehmen sei im Markt jedoch "hervorragend positioniert" und werde bei einem Anziehen der Wirtschaft "überproportional" profitieren, sagte Schreier.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres war das Betriebsergebnis des Druckmaschinenherstellers im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte auf 21 Millionen Euro eingebrochen. Die Erlöse sanken um knapp 13 Prozent auf rund 930 Millionen Euro. Das Unternehmen musste einen Auftragsrückgang um 200 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro hinnehmen.
RWE will Anteilsverkauf verzögern
Der Großaktionär der Heidelberger Druck AG erwägt derzeit, den geplanten Verkauf der RWE-Beteiligung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Der RWE-Vorstandsvorsitzende Dietmar Kuhnt sagte auf der Hauptversammlung, angesichts der Konjunkturschwäche sei es fraglich, ob bis Ende 2003 der Zeitpunkt für eine Veräußerung der Anteile gekommen sei.
Gleichzeitig stellte Großaktionär RWE erstmals seinen Zeitplan in Frage, sich bis Ende 2003 von seinem 50-prozentigen Anteil zu trennen. Bei einem Verkauf müsse der Wert stimmen, wurde Kuhnt zitiert.
Dies sei wegen der schwachen Konjunktur und des geringen Vertrauens der Verbraucher derzeit nicht sichergestellt. Deshalb gebe es momentan keinen Grund für eine Veräußerung. "Eine Trennung von den Heidelberger Druckmaschinen um jeden Preis ist nicht das Ziel."
Heidelberger Druck: Prognosen gesenkt