Telekom Wilde Gerüchte belasten
Frankfurt am Main - Gerüchte, wonach der Bund oder der Telekom-Konzern Hutchison Whampoa ein größeres Paket Telekom-Aktien am Markt platziert haben soll, haben am Dienstag im frühen Handel die T-Aktie massiv unter Druck gesetzt. Zeitweise gab das Papier mehr als fünf Prozent nach und näherte sich der Marke von zehn Euro. Am Vormittag konnte die Aktie ihre Verluste nur minimal reduzieren.
Nach Ansicht von Händlern käme für die Platzierung eines größeren Telekom-Pakets in der Größenordnung von 200 Millionen Aktien entweder die Bundesregierung als Großaktionär oder der Telekom-Konzern Hutchison Whampoa in Frage.
Angeblich erwäge der Bund den Verkauf von T-Aktien, um Geld für den Wiederaufbau Ost nach der Jahrhundertflut zu beschaffen - kurz vor der Wahl ist dies jedoch eine abenteuerliche Spekulation. Der zweite Kandidat Hutchison hält an der Deutschen Telekom nach Unternehmensangaben keinen meldepflichtigen Bestand: Der gehaltene Kapitalanteil lag zuletzt nicht einmal bei der Hälfte der in den Gerüchten genannten 200 Millionen Aktien. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bestritt unterdessen, Aktien der Telekom am Markt zu platzieren.
Das Bundesfinanzministerium dementierte, dass die Regierung zur Finanzierung der Hochwasserbeihilfen den Verkauf von 200 Millionen Telekom-Aktien plane. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte: "Ich kann das nur klar dementieren." Es stünden in diesem Jahr "bei dieser Marktlage" keinerlei Privatisierungsschritte an, sagte der Sprecher. Der Bund hält direkt und indirekt rund 43 Prozent der ausgegebenen 4,3 Milliarden Telekom-Aktien.
Hutchison hält sich bedeckt
Von Hutchison Whampoa lag zunächst keine Stellungnahme vor. Das in Europa gegen den Branchentrend weiter expandierende Unternehmen gilt Marktkreisen zufolge als rücksichtslos bei der Abwicklung eigener Geschäfte und hält früheren Angaben zufolge noch rund 80 Millionen Telekom-Aktien. Hutchison hatte wie Sonera seine Anteile an der US-Mobilfunkgesellschaft Voicestream im vergangenen Jahr gegen Telekom-Aktien und Bargeld getauscht. Voicestream-Altaktionär Goldman Sachs hat sich inzwischen von seinen Telekom-Anteilen vollständig getrennt.
Erinnerungen an Sonera
Gerüchte um mögliche Aktienverkäufe haben die Aktien der Telekom bereits wiederholt belastet, nachdem sich die beiden Telekom-Anteilseigner Hutchison Whampoa und das finnische Telekomunternehmen Sonera im vergangenen Jahr von großen Aktienpaketen getrennt hatten. Die sowohl mit der Telekom abgestimmten als auch ohne deren Kenntnis vorgenommenen Verkäufe hatten Mitte 2001 zu einem Rutsch des Börsenwerts um gut ein Drittel geführt.
Von diesem Kurseinbruch haben sich die Telekom-Aktien bislang nicht wieder erholt, da seitdem weitere negative Nachrichten über den Geschäftsverlauf und die anhaltend hohe Verschuldung den Kurs zusätzlich belasteten.
Ein Fondsmanager sagte, seinem Institut seien keine Aktien angeboten worden. "Es wäre verrückt zu versuchen, eine solche Menge Aktien zu dieser Zeit auf den Markt zu bringen", hieß es.
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