DaimlerChrysler "Verstöße hat es immer gegeben"
Stuttgart - Der Finanzvorstand des Autokonzerns DaimlerChrysler, Manfred Gentz, hält weitere Enthüllungen von Bilanzfälschungen bei Unternehmen für wahrscheinlich. "Wir sollten nicht überrascht sein, wenn jetzt mehr zu Tage kommt, als normalerweise der Fall wäre", sagte Gentz am Donnerstag in Stuttgart. Grund sei die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit und verschärfte Prüfungen durch Aufsichtsbehörden.
Gentz sagte, auch durch bessere Kontrollen könnten mutwillig falsche Bilanzierungen, wie zum Beispiel bei den amerikanischen Konzernen Enron und Worldcom, nie ganz verhindert werden. "Wir müssen ein gemeinsames ethisches Grundverständnis über die Spielregeln entwickeln und sichtbar machen. Allein die Überwachung von außen genügt nicht."
Die Wirtschaft sei vom Vertrauen der Kunden und Anleger abhängig. Allerdings seien Fehler im Bilanz- und Rechnungswesen von Unternehmen auch nicht neu. "Verstöße hat es immer gegeben", sagte Gentz.
Der DaimlerChrysler-Vorstand hob am Donnerstag die Bedeutung des Datenschutzes für das größte deutsche Industrieunternehmen hervor. "Wenn wir den Kunden ihre Verunsicherung nehmen können, wirkt sich Datenschutz heute international als Wettbewerbsvorteil aus", sagte Gentz. Die Empfindlichkeit der Bürger beim Schutz ihrer persönlicher Daten würde sich derzeit in den unterschiedlichen Ländern angleichen. Das könnte zu neuen weltweiten Standards beim Datenschutz führen.
Der erste Beauftragte für den Datenschutz wurde bei DaimlerChrysler vor 25 Jahren bestellt. Er wird inzwischen von 150 Datenschutzkoordinatoren im In- und Ausland unterstützt, die diese Aufgaben neben ihrem regulären Job wahrnehmen.
Das Thema Datenschutz spiele mit Blick auf den zunehmenden Datenaustausch von Autos mit ihrer Umgebung, zum Beispiel per Mobilfunk oder Satelliten-Ortung, heute bei der Entwicklung von neuen Fahrzeugen bereits in der Forschungsphase eine große Rolle, sagte der Datenschutzbeauftragte des Konzerns, Alfred Büllesbach.
Bilanzen: Mehr Schein als Sein