HypoVereinsbank Es sieht nicht gut aus
München - Die HypoVereinsbank (HVB) hat im zweiten Quartal unter dem schwierigen Marktumfeld mit Ertragsrückgängen gelitten und nur dank eines Einmalgewinns aus dem Verkauf von Allianz-Aktien schwarze Zahlen geschrieben. Dabei blieb Deutschlands zweitgrößte Bank deutlich hinter den Analystenerwartungen zurück.
Bereinigt um das Finanzanlageergebnis von 457 Millionen Euro, erlitt Deutschlands zweitgrößte Bank im zweiten Quartal einen Verlust vor Steuern von 179 Millionen Euro. Wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Halbjahresbericht weiter hervorgeht, wird die HVB wegen der noch zu erwartenden Kreditgefährdungen ihre Risikovorsorge für das Gesamtjahr deutlich erhöhen auf 2,5 Milliarden Euro statt der bislang geplanten 2,1 Milliarden Euro.
Gesamtjahresziele werden nicht erreicht
Die Börse reagierte dementsprechend drastisch: Am Donnerstag stürzte die Aktie bis zum Handelsschluss um über drei Prozent ab auf 19,88 Euro. Am Freitag hielt das Papier mit einem massiven Verlust stellenweise die rote Laterne im Dax.
HVB-Vorstandssprecher Albrecht Schmidt bezeichnete das Ergebnis als herausfordernd und deutete an, dass die Bank wohl ihre Ergebnisprognose für das Gesamtjahr nach unten revidieren werde. Es werde zunehmend unwahrscheinlicher für 2002 noch eine Eigenkapitalrentabilität nach Steuern von sieben bis neun Prozent zu erreichen.
Das Vorsteuerergebnis inklusive Finanzanlageergebnis und anderer nicht operativer Posten lag mit 278 (Vorjahreszeitraum 229) Millionen Euro deutlich unter den von Analysten erwarteten 426 Millionen Euro.
Im Finanzanlageergebnis sind allein 411 Millionen Euro Einmalgewinn aus der Anteilsreduzierung an der Allianz auf 4,6 von 6,2 Prozent enthalten. Reuters hatte bereits am Dienstag gemeldet, dass die HVB ohne den Allianz-Gewinn im Quartal einen Verlust vor Steuern von rund 200 Millionen Euro geschrieben hatte.
Pessimistische Stimmen von Analysten
Analysten bezeichneten die Zahlen als schlecht. "Der Markt hatte ohne die Einmaleffekte den Breakeven erwartet und stattdessen sind sie mit einem Verlust von 179 Millionen Euro gekommen", sagte Metehan Sen von Sal Oppenheim. "Die Messlatte hatte sich nach der Reuters-Meldung verschoben, von daher könnte man auch argumentieren, dass sie etwas besser abgeschlossen haben." Die Bank habe Probleme auf der Kostenseite und es bestehe Unsicherheit über das dritte und vierte Quartal.
Die Erträge brächen schneller weg, als die Kosten sinken würden, sagte Konrad Becker, Analyst bei der Privatbank Merck Finck & Co in München. Dennoch habe die Bank seiner Meinung nach beim Verwaltungsaufwand ihre Ziele erreicht.
"Eine kleine negative Überraschung ist für mich der Zinsüberschuss", sagte Becker weiter. Dass er im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres zurückgehen würde, sei erwartet worden, doch sei der Rückgang deutlicher ausgefallen als angenommen.
Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs hatten die Aktie nach Vorlage der Zahlen von "Outperformer" auf "Marketperformer" herabgestuft. Die Zahlen für das zweite Quartal seien "sehr enttäuschend" ausgefallen, hieß es. So sei der Umsatz schwach und die Provisionen höher als erwartet ausgefallen.