Ericsson Aktie im Sturzflug
Stockholm - Der schwedische Telekomausrüster Ericsson hat im zweiten Quartal den siebten Verlust in Folge verbucht und für das Gesamtjahr die Umsatzprognose für sein Kerngeschäft mit Mobilfunksystemen gesenkt. Das Unternehmen kündigte zudem den Abbau von weiteren 5000 Stellen bis Ende 2003 an. Der Aktienkurs brach am Vormittag um mehr als 20 Prozent ein.
Konzern will 2003 wieder Gewinne machen
Der weltgrößte Hersteller von Mobilfunk-Netzwerken bezifferte den Vorsteuerverlust für das abgelaufene Quartal am Freitag mit 3,5 Milliarden schwedischen Kronen (rund 375 Millionen Euro) bei einem Umsatz von 38,5 Milliarden Kronen. Ericsson bekräftigte das Ziel, im Verlauf des nächsten Jahres in die Gewinnzone zurückzukehren. Zum weiteren Schuldenabbau wolle der Konzern im Rahmen einer Kapitalerhöhung 3,2 Milliarden Dollar erlösen.
Experten von Umsatzprognose enttäuscht
Analysten hatten mit einem Verlust von rund vier Milliarden Kronen und 40 Milliarden Kronen Umsatz gerechnet. Sie äußerten sich vor allem enttäuscht über die gesenkte Umsatzprognose für das Mobilfunksystem-Geschäft.
Ericsson erwartet in seiner Kernsparte für dieses Jahr nun einen Umsatzrückgang von 15 Prozent nach zuvor erwarteten zehn Prozent. "Der Ausblick ist schlechter ausgefallen als erwartet", sagte Karri Rinta von der Evli Bank. Allerdings hatten zuletzt bereits die beiden weltweit größten Handy-Hersteller Nokia und Motorola für 2002 einen weltweiten Umsatzrückgang am Markt für Mobilfunk-Ausrüstungen von zehn beziehungsweise 18 Prozent prognostiziert.
Ericsson zieht Nokia-Aktie mit in die Tiefe
Der schwache Ausblick enttäuschte Händlern zufolge die Anleger und führte im frühen Handel zu einem Kurseinbruch der Ericsson-Aktie. In Stockholm fiel der Titel in der Spitze sogar um knapp 25 Prozent auf 11,00 Kronen und damit deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Auch Nokia-Aktien gaben im Sog von Ericsson zeitweise um mehr als fünf Prozent nach.
Den weltweiten Handy-Absatz schätzt Ericsson für das Jahr 2002 mit "390 Millionen oder weniger" ein. Zuvor hatten Nokia und Motorola ihre Absatz-Prognosen auf jeweils 400 Millionen Stück zurückgenommen.
5000 weitere Stellen werden gestrichen
Ericsson kündigte am Freitag zudem zusätzliche Sparmaßnahmen von zehn Milliarden Kronen an, die nach Angaben einer Sprecherin zum Abbau von weiteren 5000 Stellen bis zum Ende des nächsten Jahres führen werden. Zusammen mit früher angekündigten Kürzungen würde Ericsson seine Belegschaft so auf 60.000 von derzeit 76.000 Mitarbeitern reduzieren. Damit hätte der Konzern seit 2000 mehr als 40.000 Arbeitsplätze abgebaut.
Mit der Bezugsrechteemission will das Unternehmen weiteres Kapital einnehmen, um Zeiten schwacher Nachfrage überbrücken zu können. Die neuen Titel sollten mit einem Kursabschlag von 74 Prozent bei 3,8 Kronen je Aktie angeboten werden. Analysten kritisierten den Preis allerdings als zu gering. "3,8 Kronen sind wirklich zu wenig", sagte Rinta von der Evli Bank.