WCM "Notierungen werden massiv manipuliert"
mm.de:
Herr Flach, eine spektakuläre Verkaufsstudie eines unbekannten Hauses namens United ZurichFinance hat einen Kurseinbruch der WCM-Aktie bewirkt. Welche Motive vermuten Sie hinter dieser Analyse?
Flach: Wir können nur davon ausgehen, dass es sich um einen Auftrag von Dritten handelt. Denn United ZurichFinance ist keine Bank und kein Haus, das professionell andere Unternehmen covert, also Analysen schreibt. Es handelt sich um eine kleinere Vermögensverwaltung, die offensichtlich nur drei oder vier Personen beschäftigt. United arbeitet wie ein Hedgefonds, will also mit Short- und Longpositionen an den Märkten Geld verdienen. Womöglich werden Kurse manipuliert, um dadurch auch bei sinkenden Notierungen großes Geld zu machen.
mm.de: Gibt es Parallelen zum Fall MLP?
Flach: Was wir jetzt erleben, erinnert in der Tat an den Fall MLP. Unseres Erachtens hat United hier von Anfang an genau diese Situation vorgehabt, denn der so genannte Analyst, von dem hier die Rede ist, hat sich vorher nicht mit uns abgestimmt, er hat auch vorher keine Informationen von uns erfragt.
Sie werden außerdem in der so genannten Analyse keine stimmenden Tatsachenbehauptungen finden. Es sind mehrere Argumente, die dort angebracht worden sind, schlicht und ergreifend unrichtig. So ist zum Beispiel dargestellt, wir hätten an der Commerzbank 300 Millionen Euro verloren. Das ist schon rein technisch gesehen, überhaupt nicht möglich. Wir haben den Commerzbank-Anteil von 5,5 Prozent für 600 Millionen Euro erworben und bis jetzt ist der Commerzbank-Kurs um zehn Prozent zurückgegangen. Das könnte also allein einen buchmäßigen Verlust von 60 Millionen Euro darstellen, aber eben keinen Verlust von 300 Millionen Euro. Auch alle anderen Tatsachenbehauptungen, dass Kredite gekündigt sind und Ähnliches in diesem Text, sind schlicht und ergreifend alle unrichtig.
mm.de: Hat United ZurichFinance Ihr Unternehmen schon mal mit einer Analyse gecovert?
Flach: Nein, das Unternehmen analysiert keine anderen Unternehmen, das kann man auf der Internetseite feststellen. United ist eine reine Vermögensverwaltung. Die Leute haben weder mit uns gesprochen, noch haben sie von uns Unterlagen, noch haben die sich in anderer Weise mit uns beschäftigt.
mm.de: Sie vermuten also, dass hinter United ZurichFinance ein Hedgefonds steckt, der versucht, Ihre Aktie runterzudrücken?
Flach: Ja, das ist für uns ganz offensichtlich, wenn wir die Disposition der vergangenen Monate verfolgen. Offenbar haben viele Leute größere Beträge leer verkauft und sich gestern eingedeckt bei den niedrigen Kursen und damit riesige Gewinne gemacht.
mm.de: Wie kommt es, dass die Börse dieses Gerücht so angenommen und massenhaft WCM-Aktien verkauft hat?
Flach: Der Markt, das haben wir im Fall MLP gesehen, reagiert offenbar auf jede Nachricht, die nur einen negativen Touch hat, sofort mit ganz erheblichen Abstrafen der Kurse. Das ist kein rationales Handeln. Deswegen vermute ich, nicht der Markt macht die Preise, sondern die Notierungen an der Börse werden offensichtlich massiv manipuliert von Unternehmen, wie dem hier genannten.
mm.de: Werden Sie jetzt rechtliche Schritte gegen die United ZurichFinance einleiten?
Flach: Ja, wir haben Anwälte sowohl in Zürich als auch in Deutschland beauftragt, alle erforderlichen, möglicherweise strafrechtlichen, Schritte in der Schweiz wie auch zivilrechtliche Schritte in der Schweiz und hier in Deutschland einzuleiten.
mm.de: Werden Sie von Wirtschaftsprüfern ein Sondergutachten erstellen lassen?
Flach: Nein, worauf sollte ich einen Wirtschaftsprüfer ansetzen? Auf die allgemeine Behauptung, wir würden nicht nach HGB bilanzieren, kann ich keinen Wirtschaftsprüfer beauftragen. Wir bilanzieren nach HGB, jeder der unsere Unterlagen sieht, weiß das. Ich wüsste nicht, was ein Wirtschaftsprüfer prüfen sollte. Im Fall MLP wurden ja bestimmte Bilanzierungspraktiken angezweifelt. Die werden bei uns ja gar nicht in Frage gestellt.