WCM Gezielte Manipulation?
Die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG will das Schweizer Investmenthaus United ZurichFinance AG wegen der Veröffentlichung einer angeblich falschen Analyse verklagen. Die Analyse sei geschäftsschädigend, sagte Maren Moisl, Sprecherin der im MDax notierten WCM. United ZurichFinance hatte WCM mit "strong sell - high risk" eigestuft und ein Kursziel von 2,86 Euro genannt. Am Mittwoch fuhr die Aktie von WCM nach ihrem Kurseinbruch vom Vortag Achterbahn.
WCM bekräftigte die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Demnach erwartet die Beteiligungsgesellschaft Erträge in Höhe von 150 Millionen Euro aus dem gewöhnlichen operativen Geschäft. WCM erwäge einen Aktienrückkauf. Bei der Hauptversammlung hatten die Aktionäre WCM die Ermächtigung erteilt, bis zu 10 Prozent eigener Anteilscheine zu erwerben.
Parallelen zum Fall MLP?
Der starke Kursverfall der WCM-Aktie ist nach Aussage des Vorstands Roland Flach Folge einer "konzertierten Aktion interessierter Kreise". Es sehe danach aus, als ob nach MLP nun die WCM-Aktie gedrückt werden solle, damit Hedge-Fonds ihre Leerverkäufe mit hohem Profit versilbern könnten, sagte Flach. An den von United ZurichFinance AG geäußerten Vorwürfen sei nichts dran, betonte Flach und kündigte rechtliche Schritte gegen die Vermögensverwaltung an.
United ZurichFinance (UZF) sei eine kleine Vermögensverwaltung in der Schweiz mit offenbar nur drei Beschäftigten, sagte der Unternehmenschef. Er könne nicht ausschließen, dass die Verkaufsempfehlung für die WCM-Aktie eine "Auftragsarbeit" gewesen sei.
UZF-Studie: Kredit gekündigt?
Zur Begründung für das Kursziel von 2,86 Euro wird von der Vermögensverwaltung UZF darauf verwiesen, dass WCM mit einer Prämie von 122 Prozent auf das Netto-Anlage-Vermögen (NAV) notiere. Normalerweise hätten Holdings wie WCM einen Konglomerat-Abschlag von 30 bis 40 Prozent zum NAV und Immobilienbeteiligungs-Gesellschaften sogar von 30 bis 60 Prozent. Das genannte Kursziel ergebe sich bei Zugrundelegung von 30 Prozent.
Zudem hält Analyst Darius Parsi von United ZurichFinance die Beteiligungen von WCM für zu hoch veranschlagt, berichtet die Nachrichtenagentur vwd. Der Commerzbank-Anteil dürfte sich um 300 Millionen Euro verringert haben, schreibt Parsi. Die Ankündigung von WCM, ihren Anteil an dem Institut auf zehn Prozent aufzustocken, hält er für realitätsfern. WCM habe nicht die erforderliche Liquidität und dürfte wohl eher gezwungen sein, Anteile zu verkaufen. Auch will der Autor der Verkaufsempfehlung "aus gut informierten Kreisen" erfahren haben, dass WCM ein Kredit von 200 Mio Euro gekündigt worden sei, was zehn Prozent der Nettoverschuldung entspräche. WCM befinde sich nach Meinung seines Hauses am Beginn einer Kredit-Kündigungswelle. Offenbar versuche gerade ein großes deutsches Kreditinstitut, eine Anleihe für WCM aufzulegen.
ZurichFinance steht mit Verlustschätzung alleine da
United ZurichFinance rechnet für dieses und das nächste Jahr bei WCM mit einem hohen Verlust, womit die Investmentbank aber offenbar alleine steht, wie sie selbst schreibt. Keines der existierenden zwölf Investment-Voten für das Unternehmen laute auf "Sell" oder nur "Underperform". Analyst Darius Parsi sagte im Gespräch mit vwd: "Das ist ein typisches Phänomen, die Analysten machen keine guten Job."
In der Einleitung der Studie von UZF heißt es: "From the investment analysts who gave the only, and prescient, Strong Sell recommendation for MLP, we now initiate coverage on WCM AG with a ´strong sell- high risk´ rating ...".
Flach: "Blanker Unsinn"
Alle von UZF genannten Vorwürfe seien blanker Unsinn, erwiderte Flach. Weder seien Kredite gekündigt worden noch werde WCM in diesem Jahr einen Verlust ausweisen. Er rechne mit einem Gewinn von rund 150 Millionen Euro für 2002, betonte der Vorstand. Flach dementierte auch Spekulationen über einen Liquiditätsengpass und versicherte, die angekündigte Aufstockung des WCM-Anteils an der Commerzbank auf rund zehn Prozent bis Jahresende 2002 könnte problemlos bereits jetzt erfolgen.
WCM mit dem Großaktionär der Familie von Karl Ehlerding muss sich laut "Börsen-Zeitung" schon seit langem mit dem Vorwurf mangelnder Transparenz auseinander setzen. Flach zieht dagegen Parallelen zum Fall MLP: Nach seiner Ansicht tummelten sich am Markt in erster Linie "Manipulateure und gefallene Investmentbanker, deren Vorgehen eine Katastrophe sei", so Flach gegenüber der Zeitung.
Interview mit WCM-Chef Roland Flach: "Notierungen werden massiv manipuliert" Leerverkäufe: Die Macht der Shorties