Cargolifter Neue Hiobsbotschaft
Berlin - Der schwer angeschlagene Luftschiff-Planer Cargolifter hat für seine wichtigste Tochter Cargolifter Developement GmbH die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Für die zahlungsunfähige Muttergesellschaft Cargolifter AG und die übrigen Tochtergesellschaften sei aber kein Insolvenzantrag gestellt worden, teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Auf die Frage, ob ein solcher Antrag für die Muttergesellschaft bevorstehe, sagte eine Firmensprecherin: "Dazu kann man im Moment keine Aussagen treffen". Mit Blick auf etwaige Bundeshilfen für Cargolifter sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, derzeit gebe es keinen Kontakt zum Unternehmen. Ein Sprecher des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums sagte: "Wir sind weiter zu Gesprächen bereit".
283 Mitarbeiter betroffen
Cargolifter Development beschäftigt nach Angaben einer Firmensprecherin 283 Mitarbeiter und damit mehr als die Hälfte der Belegschaft in der Gruppe von 495 Beschäftigten. Die Tochter sei verantwortlich für die Entwicklung und Produktion aller Arten von neuartigen Luftschiffen, wie sie Cargolifter plane.
Die Tochter umfasse damit "die Kerntätigkeit" der Gruppe. Cargolifter hatte sich am vergangenen Dienstag für zahlungsunfähig erklärt, ohne aber die Insolvenz zu beantragen. Dafür habe das Unternehmen beginnend mit der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit drei Wochen Zeit, hieß es im Unternehmen.

Eine Computeranimation des CL 160
Foto: DPA
Der Vorstandsvorsitzende der Cargolifter AG, Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz
Foto: DDP
Der Cargolifter CL 160, wie er geplant war
Foto: DER SPIEGEL
Die Werfthalle der Cargolifter AG
Foto: DPA
Das Experimentalluftschiff "Joey" der CargoLifter AG
Foto: DPA
|
|
|
|
|
Klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen. |
Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde nach Angaben des Vorstands beim Amtsgericht Cottbus gestellt worden. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wird Professor Rolf-Dieter Mönning künftig die Geschicke der Firma lenken.
Weiter heißt es, derzeit werde an einem Sanierungskonzept für Cargolifter gearbeitet, das nach Abstimmung mit Mönning vorgelegt werden solle. Cargolifter wolle die im Insolvenzrecht vorgesehene Möglichkeit zur Vorlage und Umsetzung eines eigenen Konzepts zur Restrukturierung und Sanierung des Unternehmens nutzen.
Aktie fällt weiter
Mit dem Insolvenzantrag für die wichtigste Tochter könne ein weiterer Abfluss von Liquidität vermieden werden. Die Chancen für eine erfolgreiche Sanierung würden damit größer, hieß es. Ziel des Konzepts sei der Fortbestand des Unternehmens mit seinen Geschäften.
Konzentrieren will das Unternehmen sich nun künftig auf den Bau und Vertrieb des Transport-Ballons CL 75 AirCrane. Die Kernkompetenz für das Transport-Luftschiff CL 160 solle erhalten und bei gegebener Finanzierung umgesetzt werden.
Die Verhandlungen mit Politikern dauern an
Cargolifter steht nach eigenen Angaben bei der Umsetzung seines Sanierungskonzepts in Kontakt mit dem Bund. Zugleich führe das Unternehmen Gespräche mit dem Land Brandenburg sowie mit Banken und möglichen Investoren über die Lösung der aktuellen Finanzierungsprobleme weiter.
Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es: "Derzeit besteht kein Kontakt". Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sei zwar generell gesprächsbereit, wie Kanzler Gerhard Schröder (SPD) am Vortag gesagt hatte, doch mache dies nur Sinn, wenn das Unternehmen ein tragfähiges und mit seinen Hausbanken abgestimmtes Gesamtkonzept vorlegen könne.
Im brandenburgischen Wirtschaftsministerium hieß es, die jüngste Entwicklung könne nicht überraschen. Nun sei erst einmal der vorläufige Insolvenzverwalter am Zuge. Ansonsten sei man aber zu weiteren Gesprächen mit Cargolifter bereits.
Cargolifter hatte sich am vergangenen Dienstag für zahlungsunfähig erklärt. Die Deutsche Börse setzte die Cargolifter-Aktie am Freitag zunächst vom Handel aus. Nach der Wiederaufnahme notierte sie am Mittag mit mehr als neun Prozent im Minus bei 0,90 Euro.
Cargolifter - die Chronik eines Absturzes