Mobilcom Mögliche Übernahme stützt den Kurs
Büdelsdorf - Das Telekom-Unternehmen Mobilcom ist im ersten Quartal 2002 aufgrund von Sondereffekte tiefer in die Verlustzone gerutscht. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) belief sich auf minus 120,7 Millionen Euro nach 34,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, teilte das im Auswahlindex Nemax 50 notierte Unternehmen am Dienstag mit.
Allein für die Verschiebung des 01566-GPRS-Start, der ursprünglich im Februar erfolgen sollte, hätten zu Sondereffekten von 77,5 Millionen Euro geführt. Ingesamt belasten Sondereffekte in Höhe von 90,3 Millionen Euro das Ergebnis, "die hauptsächlich in der Kontroverse mit dem französischen Partner ihre Ursache finden", hieß es. Das Ergebnis je Aktie (EPS) gab Mobilcom mit minus 1,77 Euro an nach einem Minus von 0,67 Euro in den ersten drei Monaten des Vorjahres.
Den Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) bezifferte das Unternehmen, das vor der Übernahme durch die France Telecom steht, auf 160,1 Millionen Euro nach minus 68,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Beim Umsatz musste Mobilcom einen deutlichen Rückgang verzeichnen. Dieser sank von 728,7 Millionen Euro auf 514,3 Millionen Euro. Die Gesamtkundenbasis beläuft sich auf neun Millionen Kunden im Vergleich zu 7,3 Millionen Kunden im Vergleichszeitraum 2001. Rund fünf Millionen sind heute reine Mobilfunkkunden.
Mobilcom will sich im Zuge der UMTS-Einführung auf das Mobilfunk-Geschäft konzentrieren. Festnetz- und Internet-Aktivitäten würden gebündelt, Überkapazitäten, die in den Boomjahren 1999 und 2000 entstanden seien, korrigiert sowie zukunftsschwache Konzernbereiche abgenabelt, hieß es.
Aktie steigt trotz schwacher Zahlen
Die Aktie des Mobilfunkunternehmens hat trotz der enttäuschenden Quartalszahlen überdurchschnittlich kräftig an Wert zugelegt. Sie gewann am Vormittag über 1,5 Prozent auf 17,18 Euro. "Bei den meisten Zahlen ist Mobilcom unter den Erwartungen geblieben - das drückt wohl jetzt auf die Aktie, aber im Grunde spielt das keine Rolle mehr", sagte ein Frankfurter Händler. Ein weiterer bestätigte dies: "Es kommt allein auf France Telecom an", sagte er. Ohne die mehrheitlich staatliche französische Telekom-Gesellschaft wäre das Büdelsdorfer Unternehmen längst Pleite.
France Telecom ist über ihre Mobilfunktochter Orange an Mobilcom beteiligt und wird möglicherweise die rund 50 Prozent Aktienanteile von Mobilcom-Chef Gerhard Schmid und seiner Frau kaufen. Bislang konnte bei den Verhandlungen jedoch noch keine Einigung erzielt werden.
"Das Einzige, wo bei der Mobilcom-Aktie Fantasie drin steckt, ist das Übernahmeangebot der France Telecom, aber das ist noch nicht in trockenen Tüchern", sagte der Frankfurter Händler. Investoren, die von einer erfolgreichen Übernahme ausgingen, bei der 22 Euro pro Aktie heraussprängen, würden wohl derzeit kaufen. "Die Eckdaten geben das aber nicht her", sagte er.