Comroad Das Ende der Lügen
München - Im Bilanzskandal bei der ehemaligen Nemax-50-Firma Comroad haben die Hauptverdächtigen Bodo und Ingrid Schnabel Geständnisse abgelegt.
Der frühere Vorstandsvorsitzende und seine Frau hätten eingeräumt, Rechnungen über nicht existente Umsätze selbst verfasst zu haben, bestätigte der zuständige Staatsanwalt Peter Noll am Freitagabend einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag.
Die falsch ausgestellten Rechnungen stammten angeblich von dem Comroad-Hauptlieferanten VT Electronics in Hongkong und sollten den größten Teil der Umsätze belegen. Die Firma hatte jedoch gar nicht existiert.
"Frau Schnabel hat gestanden, von der Fälschung gewusst und Buchungen ausgestellt zu haben, wohl wissend, dass es sich nicht um einen Umsatz aus Asien handelte", sagte Noll. Ihr Ehemann habe bereits eine zuvor eingeräumt, die Rechnungen gefälscht zu haben.
Razzia im Schnabel-Anwesen
Ingrid Schnabel ist nicht nur Mitgründerin und Großaktionärin von Comroad, sondern auch Mitglied des Aufsichtsrates. Der hatte zwar Mitte April versucht, sie aus dem Kontrollgremium auszuschließen, war damit jedoch zuächst gescheitert. Ihr Anwalt Kai-Udo Wiedenmann hatte dazu mitgeteilt, sie habe nicht an der Buchhaltung und der Erstellung des Jahresabschlusses für 2001 mitgewirkt; daher gebe es "keinen Grund" für ihre Abberufung.
Das Geständnis legte sie am Mittwoch ab, nachdem die Privaträume der Schnabels im Landkreis Pfaffenhofen durchsucht worden waren. Bei dieser Aktion seien "umfangreiche Beweismittel" sichergestellt worden, die nun aufgearbeitet werden müssten. Im Anschluss an die Durchsuchung sei sie vorläufig festgenommen, dann aber gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Dem Comroad-Gründer Bodo Schnabel wird Kursbetrug und Insiderhandel vorgeworfen. Er sitzt seit Ende März in Untersuchungshaft. Gegen seine Frau wird nach den Worten des Staatsanwalts wegen Beihilfe ermittelt. "Ob es sich um eine Mittäterschaft handelt, muss man noch sehen", sagte Noll.
Gegen Vermögenswerte Bodo Schnabels sei ein Arrestbeschluss ergangen, die Beschlagnahme habe begonnen. Arrestbeschlüsse gegen seine Frau und das minderjährige Kind der Schnabels würden geprüft. Insgesamt soll es sich um Vermögenswerte in Millionenhöhe handeln, darunter auch Werte im Ausland. Nach letzten verfügbaren Angaben halten die Schnabels außerdem mehr als 50 Prozent an Comroad.
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