Comdirect Wieder schwarze Zahlen
Quickborn - Der Online-Broker comdirect hat das erste Mal seit dem Jahr 2000 wieder Gewinne eingefahren. Trotz der anhaltenden Börsenschwäche sowie weiter rückläufiger Orderzahlen wies der Online-Broker nach den am Freitag vorgelegten Zahlen für das erste Quartal ein Ergebnis vor Steuern von 298.000 Euro aus. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 19,8 Millionen Euro eingefahren worden.
Analysten hatten überwiegend noch mit leicht roten Zahlen gerechnet. Der Provisionsüberschuss sei auf Grund von nur noch 1,4 (1,7) Millionen ausgeführten Transaktionen den Angaben zufolge auf 21,9 (29,5) Millionen Euro und der Zinsüberschuss wegen einer aperiodischen Fondsausschüttung im Vorjahr auf 16,7 (20,9) Millionen Euro gesunken.
Rückzug aus Frankreich und Italien
Der Verkauf der französischen Tochter comdirect S.A. werde sich im laufenden Jahr noch negativ auswirken. Die im ersten Quartal angefallenen Betriebskosten werden noch in diesem Jahr zu Buche schlagen, hieß es im Aktionärsbrief. comdirect hat sich im Laufe des Jahres von ihren verlustbringenden Auslandstöchtern in Italien und Frankreich getrennt. An der britischen Beteiligung, der comdirect Ltd., werde die im Juni 2000 an die Börse gegangene Bank jedoch festhalten. Die Kundenentwicklung dort liege über den Erwartungen.
Verhaltenes Echo
"Den Vorsteuergewinn kann man zwar positiv sehen, aber enttäuschend ist, dass die Anzahl der Kunden und der Trades gesunken ist", sagte Analyst Martin Praum von der Investmentbank ABN Amro. "Wir bleiben außerdem kritisch bei der comdirect, da ihr eine überzeugende Strategie fehlt", fügte er hinzu und nannte den Rückzug des Online-Brokers aus dem Auslandsgeschäft.
Eine Analystin aus Hamburg äußerte sich positiver: "Das Kostensenkungsprogramm hat gegriffen. Damit ist die comdirect auf einem guten Weg." Dass die Zahl der Transaktionen gesunken sei, sei angesichts der Börsenflaute keine Überraschung. Ob die Bank es schaffen werde, bis Ende des Jahres die Gewinnschwelle zu erreichen, sei nicht sicher. "Möglich ist es, wenn es im zweiten Halbjahr zur wirtschaftlichen Erholung kommt."