Telekom Neuer Kandidat für die Kaufliste
Hamburg - Nach Informationen des Münchener Nachrichtenmagazins "Focus" bietet die Telekom umgerechnet 31 Milliarden Mark für One-2-One. Die "Welt am Sonntag" beziffert das Angebot auf 33 Milliarden Mark. Der britische Mobilfunkanbieter wird gemeinsam von Cable & Wireless und vom US-Konzern MediaOne betrieben.
Auch Mannesmann habe Interesse an One-2-One, die mit zwei Millionen Kunden der viertgrößte britische Mobilfunkbetreiber hinter Vodafone, Cellnet und Orange sei.
Am Freitag hatte Telekom-Chef Ron Sommer angekündigt, daß er an dem geplanten zweiten Börsengang festhalten wolle. Die neuen Aktien sollen bereits ab 7.Juni angeboten werden. Das damit eingesammelte Kapital will Sommer zu einer weiteren Akquisition nutzen. Bisher als Kaufkandidaten gehandelt wurden Cable & Wireless und der US-Fernsprech-Riese Sprint.
Ist Europa international genug?
Mit One-2-One würde die Telekom ihr Mobilfunknetz nach Norden vergrößern. Schon jetzt bringt die Telecom Italia als größter Mobilfunkprovider Europas ein umfassendes Netz im Süden Europas mit.
Branchenexperten bleiben dennoch skeptisch. Sie würden die Telekom lieber mit einem Netz internationaler Kooperationen sehen, die es ihr ermöglichen, Verbindungen in aller Welt kostengünstig anzubieten. Der geplante Einstieg des US-Carriers AT&T und der British Telecom beim japanischen Konkurrenten Japan Telecom verfolgt eben dieses Ziel. Unter diesen Vorzeichen wäre der US-Carrier Sprint ein besserer Partner für die Telekom. Denn die bisherigen internationalen Allianzen dürften an der Telecom-Italia-Fusion zerbrechen.
Die Telekom werde "die Sachlage"
mit ihren Partnern wie France Telecom diskutieren - mehr hatte Ron Sommer nach der Fusions-Ankündigung am Freitag dazu nicht zu sagen. "Focus"
berichtet allerdings unter Berufung auf ein Telekom-Aufsichtsratsmitglied, der
France Telecom-Chef Michel Bon habe der deutsch-italienischen Fusion
zugestimmt. Die France Telecom hatte ihren Partner Deutsche Telekom
wegen der Fusionspläne öffentlich heftig kritisiert.
Die italienische Regierung und Olivetti könnten die Fusion mit Telecom Italia noch kippen (siehe Kasten). Der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und
Post, Klaus-Dieter Scheuerle, äußerte die Sorge, die Zusammenschlüsse
könnten langfristig den Wettbewerb im Fernmeldesektor schwächen. Eine
Fusion der Deutschen Telekom mit Telecom Italia habe auf den
deutschen Markt zwar "keine unmittelbaren Auswirkungen", sagte
Scheuerle der dpa. Die Großfusion könne aber wie die Übernahme von
Otelo durch Mannesmann Arcor eine «psychologische Wirkung" entfalten
und Nachahmer finden.
"Ich fürchte, daß der Grundsatz 'fressen oder
gefressen werden' eine über die wirtschaftlichen Notwendigkeiten
hinausgehende Bedeutung erhält", sagte Scheuerle. Ein solche
Entwicklung würde "letztlich auch den Wettbewerb abschwächen."