Kommentar Schlamperei
Metabox, Infomatec, EM.TV wer gedacht hatte, schlimmer kann's nicht mehr kommen, sieht sich spätestens seit dem Fall Comroad getäuscht. Der vermutlich größte Betrugsfall seit Bestehen des Neuen Marktes hat den Ruf des Wachstumssegments allen Bemühungen der Deutschen Börse zum Trotz endgültig ramponiert. Es darf nicht verwundern, wenn noch mehr Unternehmen diesem Markt den Rücken zudrehen werden und andere erst gar nicht kommen.
Ex-Vorstandschef Bodo Schnabel hat Analysten, Konsortialbanken, Wirtschaftsprüfer und nicht zuletzt die Anleger geleimt. Die kriminelle Energie mit der er es offenbar von Anfang an tat, sucht ihresgleichen. So wird nicht ausgeschlossen, dass bereits die Bilanz aus dem Jahr 1998 frisiert worden war, um beim IPO im November 1999 potentiellen Anlegern noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.
Der geprellte Investor fasst sich an den Kopf. Auf wen soll er sich überhaupt noch verlassen, wenn nicht zuletzt auf die Wirtschaftsprüfer? Hier rücken die Experten von KPMG in den Vordergrund. Von Anfang an haben sie nach Aussagen von Comroad das Unternehmen geprüft und die Abschlüsse bis einschließlich 2000 testiert. Als ein Anlegermagazin über zweifelhafte Umsätze berichtete, schauten die Prüfer beim Abschluss 2001 etwas genauer hin und ließen daraufhin in diesem Februar das Unternehmen fallen wie eine heiße Kartoffel.
Man mag einwenden, gegen kriminelle Machenschaften sei kein Kraut gewachsen. Doch so leicht darf KPMG, die sich schon in anderen Fällen die goldene Zitrone verdient hatten, nicht davonkommen. Sie müssen genauso zur Verantwortung gezogen werden wie alle anderen Akteure. Wenn 98 Prozent der Umsätze eines Unternehmens fingiert sind und vermutlich ein Großteil der Geschäfte es auch in der Vergangenheit war, muss dies den hochbezahlten Finanzexperten auffallen.
Mehr denn je gilt die Forderung an Gesetzgeber und Gerichte, Bilanztricksern und schlampigen Prüfern die Daumenschrauben anzulegen. Man kann der Überzeugung von Experten hier nur zustimmen: "Das muss wirklich weh tun."