Comdirect Teure Töchter
Quickborn - Die Comdirect Bank ist im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen ihrer defizitären Auslandstöchter tief in Verlustzone gerutscht. Der Online-Broker zeigt sich aber für 2002 positiv gestimmt. Die im Nemax 50 gelistete Aktie notierte bis 17 Uhr bei 9,95 Euro, 2,74 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortages.
Vor Steuern und nach außerordentlichen Aufwendungen habe der Verlust 203,3 Millionen Euro betragen, teilte Comdirect am Mittwoch mit, ohne Vergleichszahlen zu nennen. Das operative Ergebnis habe jedoch mit zwölf Millionen Euro im Plus gelegen. Im Jahr 2000 betrug das operative Ergebnis noch 67,2 Millionen Euro. Am 25. März will die Bank ihren Geschäftsbericht 2001 vorlegen.
Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe
Wie erwartet musste die Commerzbank-Tochter einen dreistelligen Millionenbetrag auf ihre Auslandstöchter abschreiben. Die Tochter in Frankreich schlug mit 113,8 Millionen Euro zu Buche. "Wir führen weiter Verkaufsgespräche", sagte Comdirect-Sprecher Mathias Hajek. Bereits im November hatte das Quickborner Unternehmen angekündigt, sich von der französischen Tochter trennen zu wollen. Über den Verlauf der Gespräche wollte sich Hajek nicht äußern.
Die mittlerweile geschlossene Beteiligung in Italien verursachte eine Abschreibung von 51,9 Millionen Euro. Die englische Tochter machte eine Wertberichtigung von 38 Millionen Euro nötig.
Nach Konsolidierung ergebe sich im Konzern ein Verlust vor Steuern in Höhe von 150,6 Millionen Euro, der mit Rücklagen verrechnet werde, erklärte Comdirect. Mit Blick auf das laufende Jahr zeigte sich die Bank optimistisch. Der Vorstand berichte über einen "ordentlichen" Jahresauftakt 2002, der für den weiteren Geschäftsverlauf zuversichtlich stimme, hieß es.
Analyst lobt operatives Plus
Bankenanalyst Johannes Thormann von der WestLB bezeichnete die Abschreibungen als erheblich. "Sie sichern aber andererseits die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Dass operativ trotz der schwierigen Märkte ein Plus erwirtschaftet wurde, ist ordentlich." Andere Unternehmen im Online-Brokering hätten dies nicht geschafft. Die WestLB bewerte die Titel der Bank daher weiterhin mit "Outperform". Der faire Wert liege bei 12,60 Euro.