Die Thilenius-Kolumne Desaster in Tokio
Die japanische Börse befindet sich in einem langfristigen Abstieg, der nur durch gelegentliche und kurze Erholungen charakterisiert ist. Dennoch kommt immer wieder Hoffnung auf, dass Japan nun endlich die richtigen Maßnahmen ergreifen wird, um die Wirtschaft zu sanieren.
Jeder kennt diese Maßnahmen, nur hat die Regierung keinen Mut, diese umzusetzen. Die Angst, Wählerstimmen zu verlieren, ist größer.
Besonders problematisch sind die japanischen Banken, die sehr hohe Abschreibungen auf Aktienbestände machen müssen oder müssten. Nach einer Meldung aus Japan ist die japanische Regierung angeblich bereit, über 70 Milliarden Euro dem Bankensystem zu Verfügung zu stellen, um den Banken bei der Sanierung zu helfen.
Technisch soll das so ablaufen, dass die Regierung einen Fond aufbaut, der den Banken teils ihre Aktien für teueres Geld abkauft, teils ihnen wohl auch schlechte Kredite abkauft. Für solche Maßnahmen gibt es Vorbilder.
Die Regierung von Hongkong hat vor einigen Jahren zur Stützung des dortigen Aktienmarktes auch im großen Umfang Aktien gekauft. Das Problem dabei ist nur, dass die Regierung diese Aktien dann auch irgendwann wieder loswerden möchte oder muss und man fragt sich natürlich, wer die dann kaufen soll. Auf diese Nachricht hin sind einige der großen Banken in den letzten Tagen kräftig gestiegen. Mizuho, die größte Bank der Welt legte nahezu 20 Prozent zu, Mitsubishi Tokio 15 Prozent, Sumitomo Mitsui 11 Prozent.
Dieser Anstieg der Banken half natürlich auch, den Nikkei-Index zu stabilisieren.
Investoren, die noch in Japan engagiert sind, sollten die Gelegenheit nutzen, die letzten japanischen Aktien zu verkaufen. Insbesondere Banken, jedoch auch alles andere. Denn dieses Handeln zeigt, dass die Regierung nur zu kosmetischen Maßnahmen willens und fähig ist und nicht in der Lage ist, die fundamentalen Probleme des Landes anzupacken.