Autotitel Ruinöse Preise verhageln die Bilanz
Frankfurt am Main - Die drei im Dax vertretenen Auto-Werte haben die neue Handelswoche nach negativen Nachrichten des US-Mitbewerbers Ford zum größten Teil mit Kursabschlägen begonnen.
Bis zum späten Nachmittag fielen DaimlerChrysler -Aktien um 1,8 Prozent auf 50,08 Euro. Die Papiere von BMW (Kurswerte anzeigen) gaben deutlicher nach und verloren drei Prozent auf 40,15 Euro. Volkswagen -Anteilsscheine konnten ihre Verluste begrenzen und gaben rund 0,8 Prozent auf 52,27 Euro ab.
Grund für die schwache Kursentwicklung der deutschen Auto-Werte sind nach Einschätzung von Händlern die schlechten Nachrichten aus dem Hause Ford. Der US-Autohersteller hatte auf der Detroiter Autoshow massive Reduzierungen bei Personal und Produktion angekündigt. "Wir befinden uns derzeit inmitten eines schmerzhaften, aber notwendigen Umbaus unseres Unternehmens", hatte Ford-Chef William Clay Ford Jr. gesagt und zugleich für Ende dieser Woche tatsächlich eine Bekanntmachung seines Konzerns angekündigt.
"Natürlich färben solche Aussichten auch auf unsere Werte ab", sagte ein Händler in Frankfurt. Schon vor Beginn der North American International Auto Show am Sonntag sei klar gewesen, dass es der Auto-Branche "nicht allzu rosig" gehe. "Die guten Absatzzahlen, die der Markt in der vergangenen Woche gefeiert hat, sind zu einem großen Teil mit einer ruinösen Preispolitik erkauft worden", sagte ein Analyst einer Frankfurt Investmentbank "Solche Nachrichten wie die von Ford machen das den Anlegern wieder bewusst", fügte er hinzu.
VW trotzt der Branchenkrise mit guten Absatzzahlen
Das verhältnismäßig gute Abschneiden der VW-Aktien begründete er mit den guten Absatzzahlen der VW-Tochter Audi. Die Ingolstädter Marke hatte im Vorfeld der Autoshow gemeldet, dass sie die Zahl ihrer Auslieferungen im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 725.000 Fahrzeuge habe steigern können. Im kommenden Jahr will Audi-Chef Georg Flandorfer trotz düsterer Marktprognose seine Stellung in Deutschland ausbauen.
"Die Anleger honorieren, dass Audi allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder gute Zahlen vorlegt", sagte ein Händler. Allerdings sei Audi als Luxusmarke "nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt". "Gute Zahlen bei Audi trösten ein wenig, aber sie können die Gesamtstimmung nicht aufhellen", hieß es in Frankfurt.
"Für uns war 2001 ein erfolgreiches Jahr - sowohl hinsichtlich von Qualität als auch von Quantität", sagte der designierte VW-Chef Bernd Pischetsrieder in Detroit. Er zeigte sich zuversichtlich, dass VW auch 2002 einem befürchteten Einbruch auf dem Automobilmarkt trotzen kann.
BMW mit einem Absatzplus von über zehn Prozent
Der BMW-Konzern hat 2001 trotz rückläufiger Automärkte seinen Absatz im In- und Ausland ebenfalls gesteigert. Insgesamt seien die Auslieferungen um 10,2 Prozent auf 905.653 Fahrzeuge gestiegen, teilte das Unternehmen am Montag in Detroit mit. Dabei sei der Absatz in Deutschland um gut zwei Prozent und in den USA um 12,5 Prozent gewachsen. Der scheidende BMW-Chef Joachim Milberg sagte zudem, BMW sei auch für das Jahr 2002 zuversichtlich. "Wir erwarten weiteres Wachstum und weiterhin eine positive Geschäftsentwicklung."
Skeptische Prognosen für 2002
Den optimistischen Prognosen von VW und BMW zum Trotz befürchten die Vorstände von General Motors (GM), Ford und DaimlerChrysler für dieses Jahr einen drastischen Einbruch im US-Geschäft. Die Verkaufszahlen der Neuwagen würden zwischen zehn und 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, hieß es während der Detroit Auto Show.
GM-Präsident Rick Wagoner rechnet mit einem Rückgang im US-Markt auf 15 bis 15,5 Millionen verkaufte Wagen. Der Konzern wolle seinen Marktanteil von derzeit 28,1 Prozent trotz der Krise weiter ausbauen. Im vergangenen Jahr hatte GM 4,8 Millionen Autos und Lastkraftwagen verkauft und damit 1,1 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. Im Jahr 2001 war der Chrysler-Absatz um zehn Prozent auf 2,3 Millionen Fahrzeuge geschrumpft.
Ähnlich negative Prognosen geben auch andere Auto-Manager. Es herrsche eine Menge Unsicherheit vor allem über die wirtschaftliche Situation, sagte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche. Die Verkäufe würden im laufenden Jahr zwischen 15 und 16 Millionen Autos liegen.
Jim Padilla, bei Ford für das Nordamerika-Geschäft zuständig, kündigte an, dass das Unternehmen die Produktion entsprechend den schlechteren Erwartungen drosseln werde. Er erwartet einen US-Absatz von 14,9 bis 17 Millionen Autos.