Neuemissionen T-Mobile & Co. mit neuem Mut
Frankfurt am Main - Mit den steigenden Kursen seit dem Jahreswechsel holen zahlreiche Unternehmen die alten Börsenpläne wieder aus der Schublade. Doch nach den schlechten Erfahrungen der vergangenen Monate - seit Mitte 2001 gab es in Deutschland keine einzige Neuemission mehr - ist von der früheren Euphorie der Firmen kaum mehr etwas zu spüren.
Experten rechnen in diesem Jahr aber immerhin mit 40 bis 50 Börsengängen in der Bundesrepublik. Qualität statt Quantität lautet 2002 das Motto von Händlern und Analysten.
Die goldenen Zeiten sind längst vorbei. Im Vorjahr wagten nach der offiziellen Statistik des Deutschen Aktieninstituts (DAI) gerade einmal 22 Unternehmen den Gang an die Börse, elf davon gingen an den Neuen Markt. Weitaus mutiger waren die Firmenbosse noch im Jahr zuvor auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie. Im Jahr 2000 machten nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wertpapierbörsen 142 Unternehmen ihre ersten Gehversuche auf dem Parkett, das Gros versuchte sich - meist erfolglos - am Neuen Markt.
Händler Stefan Rangosch von der Gontard & Metallbank ist überzeugt davon, dass sich Ende des ersten beziehungsweise spätestens Anfang des zweiten Quartals die ersten Investoren wieder vorwagen. "Die Liquidität ist da, ebenso wie die Bereitschaft, in Aktien zu investieren."
Mittlerweile mehren sich nach Einschätzung von Experten die Anzeichen für eine Trendwende bei den in jüngster Vergangenheit gebeutelten und gescholtenen "Wachstumswerten". "Der Markt ist relativ bereinigt. Das Spiel kann von Neuem beginnen. Zudem gewinnt die Institution Neuer Markt an Reife", beschreibt etwa Analyst Marius Hoerner von Lang & Schwarz die derzeitige Lage.
T-Mobile und Nordsee als Kandidaten
Damit steigt auch bei Unternehmen wieder die Lust, sich per Börsengang (IPO) mit frischem Kapital zu versorgen. Potenzielle Anwärter für einen Börsengang sind Rangosch zufolge unter anderem die Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, und die Fischrestaurantkette Nordsee. Die Bremerhavener waren im Juni 2001 bei dem Versuch, sich an der Börse Anleger für ihr Vorhaben zu angeln, gescheitert. Wegen zu geringer Nachfrage war der Zeichnungspreis zunächst reduziert worden. Dann hatte das Unternehmen seinen Börsengang auf "unbestimmte Zeit" verschoben.
Sollte sich das Marktumfeld weiter festigen, zieht das bayerische Medizintechnologie-Unternehmen BrainLAB einen Börsengang in diesem Jahr in Betracht. "Es deutet einiges auf eine Verbesserung des Marktumfeldes hin", sagt Investor-Relationsmanager Jörg Scheidle von BrainLAB vorsichtig. Mangels Nachfrage musste vergangenen Sommer der erstmals geplante Börsenstart abgesagt werden und wurde bis auf weiteres verschoben.
Bei der Private Media Group, einem spanischen Anbieter von erotischen Zeitschriften und Videos, scheint es dagegen bereits konkretere Pläne zu geben. Möglicherweise könnte ihr Start am Neuen Markt unter Führung der Commerzbank bereits in diesem Februar erfolgen. Börsenneuling ist das Unternehmen aber nicht mehr. Die Aktie ist bereits seit rund zwei Jahren an der technologielastigen US-Börse Nasdaq notiert.