T-Aktie Heimlich, still und leise
Bonn - Die Deutsche Telekom hat einen Bericht des SPIEGEL bestätigt, nach dem das finnische Telekommunikationsunternehmen Sonera lange vor Ablauf der Haltefrist fast 22 Millionen T-Aktien verkauft hat. In der Konzernmitteilung heißt es, die Marktplatzierung sei mit Zustimmung der Telekom und zu einem durchschnittlichen Preis von 25,75 Euro (50 Mark) je Aktie erfolgt. Die T-Aktie setzte ihre Erholung am Montag mit einem Plus von mehr als vier Prozent fort.
Heimliche Aktion abrupt beendet
Die Dresdner Bank habe im Juni und Juli in aller Stille rund 21 Millionen T-Aktien aus dem Portfolio des hoch verschuldeten finnischen Konzerns Sonera verkauft, schreibt das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe.
Insgesamt hatten die Finnen nach dem Bericht im Frühjahr rund 84 Millionen T-Aktien als Gegenleistung für ihren Anteil an dem US-Mobilfunkbetreiber VoiceStream erhalten. Erst als die Deutsche Bank im August 36 Millionen Aktien des früheren VoiceStream-Großaktionärs Hutchison Whampoa auf den Markt warf, seien die heimlichen Verkaufsaktionen abrupt beendet worden, schreibt der SPIEGEL.
Anders als bei den Aktivitäten der Dresdner Bank, die keinen eindeutigen Einfluss auf den Telekom-Kurs hatten, war die T-Aktie nach den Verkäufen der Deutschen Bank deutlich abgesürzt. Am Freitag konnte sich der Kurs aber wieder erholen. Er stieg um 8,5 Prozent auf 18 Euro.
"Marktschonende Verkäufe"
Die überwältigende Mehrzahl der Verkäufe wurde über dem täglichen volumengewichteten Durchschnittspreis getätigt und hatte keinen Einfluss auf den Kurs der T-Aktie, erklärte dazu Telekom-Finanz-Vorstand Karl-Gerhard Eick. Die "marktschonenden Verkäufe" von T-Aktien durch Sonera bewiesen den Aktionären, dass der Kapitalmarkt T-Aktien ohne negativen Einfluss auf den Aktienpreis aufzunehmen vermag", fügte Eick hinzu.
Wozu noch Haltefristen?
Bei Börsianern stieß das Verfahren am Montag auf Kritik. In der Öffentlichkeit Haltefristen zu vereinbaren, mache wenig Sinn, wenn nach geheimen Absprachen wieder dagegen verstoßen würde. Außerdem sei über den Begriff "marktschonend" zu streiten: Seit Beginn der Verkäufe durch die Dresdner Bank Anfang Juli hat die T-Aktie mehr als zehn Prozent eingebüßt, deutlich mehr als der Telekom-Index im Euro-Stoxx.
Durch die Veräußerung hat sich nach diesen Angaben die Anzahl von T-Aktien, die Sonera bis zum 1. Dezember 2001 veräußern darf, auf rund zwölf Millionen Stück reduziert. Spekulationen über bevorstehende Massenverkäufe von Telekom-Aktien in finnischer Hand hatten die T-Aktie erheblich unter Druck gesetzt. Am Freitag erholte sich die Aktie jedoch und schloss bei 18,04 Euro.
Nur Sonera von Haltefrist befreit?
Die Deutsche Telekom hat nach Angaben eines Sprechers kein Unternehmen außer der finnischen Sonera von der Haltefrist für T-Aktien befreit. "Es hat meines Wissens keine Gespräche mit anderen gegeben", sagte ein Telekom-Sprecher am Sonntag. Dies gelte sowohl für Haltefristen, die bis Anfang September gelten als auch für solche bis Anfang Dezember. Unter Börsianern herrschte jedoch Skepsis.
Die Telekom hatte im Zuge des Kaufs der US-Firmen VoiceStream und Powertel deren frühere Aktionäre zum Teil mit Telekom-Aktien bezahlt, diese Eigentümer allerdings dazu verpflichtet, ihre Aktien eine bestimmte Zeit zu halten.