Telekom "Schweinerei Teil 2"
London - Die US-Investmentbank Goldman Sachs setzte nach eigenen Angaben vom Dienstag die Aktien der Deutschen Telekom (Kurswerte anzeigen) auf ihre viel beachtete Empfehlungsliste ("Recommended List") und stufte die Titel damit von zuvor "Market Outperform" hoch. Die Telekom-Aktien legten im Handelsverlauf deutlich zu und stabilisierten sich nach dem jüngsten Kurseinbruch.
Goldman Sachs begründete die Empfehlung damit, dass der Titel nach seinem jüngsten Absturz unterbewertet sei. Obwohl der Rückfluss von Aktien aus Firmenübernahmen das Aufwärtspotenzial des Telekom-Kurses bremsen könne, biete der Titel mittel- bis langfristig Wertzuwächse. Als Kursziel nannten die Analysten 30 Euro.
Goldman Sachs hält 30 Millionen T-Aktien
Goldman Sachs ist Anteilseigner bei der Telekom mit rund 30 Millionen Stück, was einem Anteil am Telekom-Kapital von unter einem Prozent entspricht. Wie andere Großaktionäre darf die Bank derzeit die im Zuge der Telekom-Übernahme der US-Mobilfunkfirmen VoiceStream und Powertel übernommenen Aktien des Bonner Konzerns auf Grund von Haltefristen nicht veräußern.
Die Deutsche Bank hatte in der vergangenen Woche unmittelbar nach der Veröffentlichung einer Kaufempfehlung für die Aktien der Telekom im Kundenauftrag ein Aktienpaket von 44 Millionen Aktien (rund ein Prozent des Telekom-Kapitals) platziert. Nachdem der Markt zunächst positiv auf die Empfehlung reagiert hatte, brach der Kurs der T-Aktie nach Bekanntgabe des Handelsgeschäfts um gut rund 20 Prozent ein.
An den Börsen wurden durch den Verkauf Befürchtungen genährt, dass der Rückfluss weiterer großer Aktienpakete von Altaktionären der übernommenen US-Mobilfunkfirmen VoiceStream und Powertel nach dem Ablauf der Haltefristen im September und Dezember den Kurs der Telekom nochmals massiv drücken könnte.
Die zeitliche Nähe von Kaufempfehlung und Verkauf hat auf breiter Front Kritik an der Deutschen Bank ausgelöst. Die Telekom warf dem Finanzkonzern "gravierende Arbeitsfehler" vor und prüft rechtliche Schritte. Auch die Fortsetzung der langjährigen Geschäftsbeziehungen mit der größten deutschen Bank steht auf dem Prüfstand.
Schelte von den Kollegen
Analysten haben die Heraufstufung der T-Aktie durch Goldman Sachs scharf kritisiert. "Das ist für mich die Schweinerei Teil 2", sagte ein Analyst mit Blick auf die Deutsche Bank. "Es besteht der Verdacht, dass die Empfehlung nicht nur auf fundamentalen Daten beruht, sondern auch politisch ist."
Goldman Sachs wittere offenbar die Chance, bei der nächsten Transaktion für die Deutsche Bank einzuspringen. "Als Anleger würde ich daher nicht all zu viel von der Empfehlung halten", sagte der Telekommunikations-Experte.
Goldman Sachs: "Transparenz und Klarheit"
Ein weiterer Analyst indes glaubte nicht an eine Parallele zu den Vorwürfen an die Deutsche Bank. "Das wäre glatter Selbstmord von Goldman." Man habe gesehen, wie hart der Markt die Deutsche Bank für die Aktion bestraft habe.
Der Sprecher von Goldman Sachs, Peter Dietlmaier, wies die Vorwürfe zurück. Die Empfehlung zeichne sich durch "Transparenz und Klarheit aus". Aus der Analyse gehe hervor, dass Goldman Sachs 31,2 Millionen T-Aktien besitze und für 15,2 Millionen Aktien die Haltefrist am 1. September ende. Am 1. Dezember darf das Bankhaus die restlichen Anteilsscheine verkaufen.
Juristisches Nachspiel für die Deutsche Bank
Der Großverkauf von Telekom-Aktien durch die Deutsche Bank hatte bereits ein juristisches Nachspiel. Ein Anleger hat nach dem rasanten Kurssturz der T- Aktie bei der Staatsanwaltschaft in Frankfurt Strafanzeige wegen Betrugs gegen die Bank gestellt. Dies bestätigte sein Rechtsanwalt Hans-Joachim Wiebe gegenüber manager-magazin.de.
Die Frankfurter Strafverfolger konnten den Eingang der Anzeige zunächst aber noch nicht bestätigen. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern. Der Anleger hat nach Darstellung Wiebes am 6. August nach der Kaufempfehlung der Deutschen Bank T-Aktien gekauft und fühle sich nun getäuscht.