Telekom Spielball der Deutschen Bank?

Nach einem Großverkauf der Deutschen Bank fällt die T-Aktie auf ein neues Jahrestief. Offen ist, in wessen Auftrag gehandelt wurde. Gestern hatte der Finanzkonzern den Wert noch zum Kauf empfohlen.

Frankfurt - Einer der großen Verlierer am Dienstag-Morgen war erneut die Deutsche Telekom . Die Ursache dafür war zunächst nicht auszumachen. Einige Händler wollten erfahren haben, die Deutsche Bank werfe über 40 Millionen T-Aktien auf den Markt.

Die Bank selbst wollte den Sachverhalt zunächst nicht kommentieren. Auf Nachfrage von manager-magazin.de sagte Pressesprecher Ronald Weichert: "Wir geben dazu keine Stellungnahme ab. Wir dementieren aber auch nicht."

Nachmittags kam die Bestätigung

Erst nach der Mittagspause klärte sich die Situation. Die Deutsche Bank bestätigte, sie habe 44 Millionen Telekom-Aktien zum Preis von je 23,60 Euro platziert - "im Auftrag", wie es weiter hieß.

Pikant: Noch am gestrigen Montag hatte die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung für die Deutsche Telekom bestätigt.

Wer den Auftrag erteilte, wurde nicht mitgeteilt. Die Telekom ihrerseits weiß nach Angaben eines Sprechers nicht, von wem die Aktien stammten. Bis zum Mittag verlor die Aktie annähernd drei Prozent und markierte mit einem Stand von 23,03 Euro ein neues Jahrestief.

Am Finanzplatz Frankfurt war zu hören, die 44 Millionen Anteile von verschiedenen Aktionären stammten. Ein Fonds-Manager sagte: "Meine Information ist, dass das Paket nicht von einem Investor, sondern von einer Gruppe Investoren kommt."

Größter Telekom-Aktionäre sind nach wie vor der Bund beziehungsweise die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einem Anteil von mehr als 42 Prozent. Neben den ehemaligen VoiceStream-Eignern zählt auch noch der finnische Telekom-Konzern Sonera mit 72 Millionen Anteilen zu den größten Telekom-Einzelaktionären. Sonera erklärte am Dienstag allerdings, dass die Haltefrist für die erste Tranche von 34,5 Millionen T-Aktien noch bis Ende dieses Monats laufe.

Am Morgen herrschte noch Zuversicht

Am frühen Dienstag-Morgen hatten sich einige Experten noch zuversichtlich für die Aktie gezeigt. Der Wert profitiere vom Interesse der WestLB am Festnetz der British Telecom, sagte Knut Hochwald, Händler bei der Hamburger Sparkasse. Der Markt würde sich vor allem dafür interessieren, wie hoch das Festnetz der britischen Konkurrenz bewertet und möglicherweise Rückschlüsse auf die Deutsche Telekom ziehen.

Das könne bedeuten, dass der Markt schlussfolgert, dass die T-Aktie recht günstig bewertet ist, schätzte der Händler. Darüber hinaus wolle sich der Bund laut Presseberichten vorerst nicht von seinen Telekom-Anteilen trennen.

Haltefrist für die T-Aktien von Voicestream läuft aus

Allerdings dürfe man aber nicht vergessen, dass am 30. August die Halteperiode für die Voicestream-Aktionäre endet. Voraussichtlich kämen dann weitere Aktien auf den Markt. Allein diese Befürchtung reiche aus, dass der Kurs der Telekom wohl nicht nachhaltig steigen werde.

Ein Fonds-Manager schloss sich dieser Auffassung an. "Viele Anleger sind beängstigt, dass noch mehr Telekom-Aktien veräußert werden", sagte er. Man dürfe nicht vergessen, dass aufgrund des Voicestream-Deals bis zu 240 Millionen Aktien auf den Markt kommen könnten. Seine Einschätzung: "Selbst wenn alle diese Papiere platziert werden sollten, droht weiterhin der Verkauf riesiger Anteils-Pakete großer Investoren."

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