T-Mobile Kein Börsengang in diesem Jahr
Frankfurt am Main - Die Deutsche Telekom wird ihre Mobilfunktochter T-Mobile International in diesem Jahr nicht an die Börse bringen. Die Mobilfunktochter werde frühestens im Jahr 2002 an den Kapitalmarkt gebracht, wenn sich die Stimmung dort entsprechend verbessert habe, hieß es bei der Vorstellung des vorläufigen Halbjahresberichts des Telekommunikationsriesens am Dienstag. Ursprünglich war der Börsengang bereits für Herbst 2000 geplant gewesen.
Mobilfunktochter legte kräftig zu
Dabei bewegt sich die T-Mobile im Aufwind. Auf dem deutschen Mobilfunkmarkt konnte T-D1 nach Angaben der Telekom in diesem Jahr erstmals den Konkurrenten D2 Vodafone als Marktführer ablösen. Wichtiger noch: auch die zuletzt unbefriedigende finanzielle Lage besserte sich wieder.
Dank des Abbaus der Handy-Subventionierung konnte T-Mobile das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in den ersten sechs Monaten 2001 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres mehr als verdoppeln auf 1,4 Milliarden Euro (2,7 Milliarden Mark). Damit habe die Mobilfunktochter bereits in den ersten sechs Monaten 2001 nahezu das Niveau des Gesamtjahres 2000 erreicht, berichtete die Telekom.
IPO bereits einmal verschoben
Die Telekom hatte den ursprünglich für Herbst 2000 geplanten Börsengang von T-Mobile wegen der Übernahme des US-Mobilfunkers Voicestream bereits verschoben. Der Bonner Konzern hatte bisher noch keinen neuen Termin für die Börsennotierung von T-Mobile genannt.
Zuletzt hatte T-Mobile-Chef und Telekom-Vorstandsmitglied Kai-Uwe Ricke vor knapp zwei Wochen gesagt, die Telekom wolle bis zum August über den Börsengang ihrer internationalen Mobilfunkfunkholding entscheiden. Die Telekom hatte eigenen Angaben zufolge von mehreren Ratingagenturen das Signal bekommen, dass ein Börsengang von T-Mobile noch in diesem Jahr als nicht notwendig angesehen wird, um die Kreditbewertungen zu halten.
Finanzmarktkreise, Telekom-nahe Banken und Analysten hatten sich zuletzt skeptisch zu den Aussichten für einen Börsengang noch in diesem Jahr geäußert. "Die Marktbedingungen zeigen eindeutig, das es im nächsten Jahr besser wäre", sagte ein Analyst.
Ein Aufschub des Börsengangs käme nicht überraschend, hieß es auch bei einer Telekom-nahen Investmentbank. Auch der Börsengang-Experte einer Investmentgesellschaft sagte mit Blick auf die anhaltend schwachen Aktienmärkte: "Wenn man das Geld nicht unbedingt braucht, würde es im Moment absolut Sinn machen, einen Börsengang zu verschieben".
Ebenso hatten Analysten gesagt, dass ein Börsengang "immer unwahrscheinlicher" werde, da der Aktienmarkt sich nicht erhole. "In den nächsten Monaten ist einfach kein guter Preis für Telekommunikationswerte zu erzielen", hieß es.
Die internationale Mobilfunksparte T-Mobile International, unter deren Dach die Telekom alle ihre Mobilfunk-Aktivitäten bündelt, ist nach Analysteneinschätzungen zwischen 70 und 80 Milliarden Euro wert. T-Mobile ist der zweitgrößte Mobilfunkanbieter in Europa nach Vodafone und zählte Ende Juni unter Berücksichtigung der Anteile an Minderheitsgesellschaften im Ausland weltweit 44 Millionen Kunden.
Nur in Deutschland ein Begriff
T-Mobile will sich nach den Übernahmen der beiden US-Mobilfunkunternehmen VoiceStream und Powertel als einziger transatlantischer Mobilfunkanbieter mit einem einheitlichen Mobilfunkstandard etablieren. Analysten sehen darin zwar eine Möglichkeit, sich von den Konkurrenten in Europa und den USA abzuheben.
T-Mobile sei jedoch noch keine international anerkannte Marke wie beispielsweise Orange, sagte ein Analyst, der nicht genannt werden wollte. "Ein guter Markennamen ist ein Wert an sich und T-Mobile ist nur in Deutschland ein Begriff. Das reicht nicht, um mit der Marke einen Vorteil zu bieten", sagte der Analyst.