Anlagebetrug Bis zu 60 Milliarden Mark Verluste jedes Jahr
Dramatische Kurseinbrüche an den internationalen Börsen, die Dauerdebatte über die ungewisse Rente und mehrere Billionen Geldvermögen - paradiesische Zustände für die große Schar der Anlagebetrüger. Gerade zum Jahresende hat diese Gilde aus der Weiße-Kragen-Kriminalität Hochkonjunktur. Neben hohen Gewinnen gaukelt sie ihren Opfern zugleich hohe Steuerersparnisse vor.
Aus Scham verzichten die meisten Opfer auf eine Anzeige
Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Anlagedelikte um sieben Prozent auf mehr als 16.500 Fälle erhöht, ermittelte der Bundesverband Deutscher Banken. Dies ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Die meisten Geprellten verzichten auf eine Anzeige. Scham wegen der persönlichen Niederlage, aber auch die Verwendung nicht versteuerter Gelder schrecken häufig vor dem Gang zu den Behörden.
Kapitalvernichtung geht in die Milliarden
Die Schätzungen über die Vernichtung von Geldern am "Grauen Kapitalmarkt" gehen deshalb von jährlich 50 bis 60 Milliarden Mark aus. Dabei sind die Varianten des Betruges äußerst erfindungsreich: Dubiose Immobilienanlagen, riskante Unternehmensbeteiligungen, hochspekulative Termingeschäfte, außerbörsliche Aktien und erfundene Bankgarantien sind nur einige Beispiele.
Vorsicht bei bestimmten Unternehmensbeteiligungen
Die Dresdner Bank warnt in diesem Zusammenhang vor einer besonders üblen Masche mit teuren Folgewirkungen: Versprochen werden hohe Renditen ohne Risiko in Form einer "atypisch stillen Unternehmensbeteiligung". Still, weil der Beteiligte nicht nach außen in Erscheinung tritt. Atypisch, weil der stille Teilhaber im Innenverhältnis als "Mitunternehmer" behandelt wird.
Im Fall eines Firmenzusammenbruchs ist deshalb nicht nur die Einlage verloren. Vielmehr verlangt man von dem "Mitunternehmer" zusätzliches Geld wegen einer "Nachschusspflicht". Für den Anlageexperten Rolf Rosenberger von der Dresdner Bank "passiert das viele zehntausend Mal im Jahr".
Darauf sollten Anleger achten
Besonderes Misstrauen sei deshalb angebracht, wenn die Anbieter Kundenkontakte telefonisch knüpfen, hohe Renditen ohne Risiko in Aussicht stellen, Bankgarantien als Kapitalanlage anbieten oder gar von einem "zweiten Kapitalmarkt" sprechen. Darüber hinaus sollten die Alarmglocken klingeln, wenn der Anbieter seinen Geschäftssitz in einem exotischen Land oder einer ausländischen Steueroase hat. Häufig werden die Kunden noch unter Zeitdruck gesetzt. Beliebter Trick ist auch, nach einem ersten Vertrag erst einmal Gewinne auszuweisen, um damit den Kunden für ein neues "noch besseres Engagement" anzufüttern.
Die Zeit für für Kapitalbetrüger ist günstig
Für die Haifische im Anlagengeschäft haben sich die Rahmenbedingungen gebessert. Viele Anleger sind mit den relativ niedrigen Zinsen für solide Staatsanleihen unzufrieden. Auch die Aktienmärkte haben in den vergangenen Monaten ihre Gefährlichkeit unter Beweis gestellt. Gleichzeitig wachsen die Finanzmittel der privaten Haushalte ständig an.
Das Privatvermögen steigt ständig an
Allein in den 90er Jahren hat sich das private Geldvermögen auf 6749 Milliarden Mark fast verdoppelt, ermittelte die Deutsche Bundesbank. Neben Geldanlagen verfügten die privaten Haushalte Ende 1999 noch über Sachvermögen in Höhe von 8,8 Billionen Mark. Dabei entfiel das Gros mit 7,5 Billionen Mark auf Wohnimmobilien. Nach Abzug der Schulden verfügten damit alle privaten Personen in Deutschland zusammen über ein Reinvermögen von 14,6 Billionen Mark.