Börse EZB treibt Dax zu neuen Rekorden

Frisches Geld im Anflug: Das Geld der Notenbanken ist seit Jahren wichtigster Treibstoff für die Aktienmärkte
Foto: Oliver Burston/Getty ImagesFrankfurt/Main - Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgte mit ihrem Geldsegen an der Börse für gute Laune: Die Ankündigung massiver Anleihekäufe hat den Dax (Kurswerte anzeigen) am Donnerstag auf ein neues Rekordhoch bei 10.454 Punkten getrieben. Der deutsche Leitindex ging mit plus 1,3 Prozent bei 10.434 Zählern aus dem Handel - auch das war Rekord.
Für den MDax als Index der mittelgroßen Konzerne ging es um 1,7 Prozent nach oben; der Technologiewerte-Index TecDax rückte um 0,7 Prozent vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,7 Prozent.
Die Leitindizes in Frankreich, Spanien und Italien stiegen besonders stark. Die angeschlagenen Euroländer zählen zu den Hauptprofiteuren der EZB-Gelder.
An der Wall Street legte der Dow Jones (Kurswerte anzeigen) 0,6 Prozent zu. Der breiter gefasste S&P-500 lag 0,6 Prozent im Plus, der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,9 Prozent.
1,14 Billionen Euro für die Euro-Zone
Die Notenbank wird Anleihen im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro kaufen und das bis zum September 2016. Das soll die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln. Insgesamt geht es zunächst um ein Volumen von 1,14 Billionen Euro.

Erklär-Comic: Warum die EZB massenhaft Staatsanleihen kauft
"Die Finanzmärkte geben sich mit Hingabe der Geldillusion hin - mehr Geld soll auch mehr helfen", sagte Chefvolkswirt Stefan Bielmeier von der DZ Bank. Die realwirtschaftlichen Effekte für Wachstum und Inflation dürften aber sehr überschaubar bleiben. Aus Sicht Bielmeiers braucht der Euroraum aber nicht noch weitere Programme der EZB, sondern Reformen in Wirtschaft und Politik.
Schon seit Wochen fiebern die Märkte auf die massiven Anleihekäufe hin. Alleine für den Dax war es der fünfte Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch. Erst am Mittwoch waren neue Details zum EZB-Programm in den Medien durchgesickert. "Die EZB versteht es gut, die ganze Klaviatur der Markterwartungen zu spielen", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.
Investoren greifen bei Staatsanleihen zu
Am Markt für europäische Staatsanleihen hat das großangelegte Kaufprogramm der EZB eine breite Kaufwelle ausgelöst. In allen wichtigen Staaten der Euro-Zone zogen die Kurse der Anleihen an - dementsprechend gingen die Renditen zurück. Am stärksten verringerte sich der Zinssatz für Papiere aus Griechenland. Hier fiel die Rendite für Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 0,41 Prozentpunkte auf 8,666 Prozent.
Einen kräftigen Rückgang der Rendite gab es auch bei portugiesischen Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Hier fiel der Zinssatz um 0,18 Prozentpunkte auf 2,57 Prozent. Die Rendite für zehnjährige Spanien-Anleihen erreichte ein Rekordtief bei 1,39 Prozent.
Kräftig nach unten ging es auch mit der Rendite von zehnjährigen Anleihen aus Italien mit einem Minus von 0,10 Punkten auf 1,58 Prozent, bei den Papieren aus Frankreich mit einem Minus um 0,09 Punkte auf 0,60 Prozent und zehnjährige Bundesanleihen mit 0,08 Punkten auf 0,44 Prozent.
Bank-Aktien gefragt
Im Dax gewannen Lanxess an der Spitze 3,9 Prozent.
Nach der EZB-Ankündigung zählten zudem Bankenaktien zu den Favoriten: Die Papiere der Commerzbank verteuerten sich um 3,68 Prozent und die Titel der Deutschen Bank zogen um 2,25 Prozent an. Die EZB dürfte vor allen den Banken die Anleihen abkaufen.
Euro auf Zwölf-Jahres-Tief
Der Euro geriet unter Druck. Der Kurs der Gemeinschaftswährung fiel um etwa zwei Cent auf bis zu 1,1404 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit November 2003.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,39 Prozent am Vortag auf 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 139,87 Punkte. Für den Bund-Future ging es um 0,63 Prozent auf 157,67 Punkte nach oben.
Die EZB-Entscheidung im Tagesprotokoll