Christoph Daum Polizei ließ sein Telefon überwachen
Hamburg/Leverkusen - Die Polizei hat offenbar das Telefon des ehemaligen Leverkusener Cheftrainers Christoph Daum, der unter dem Verdacht des Drogenmissbrauchs steht, überwachen lassen. Dabei sei der 47-Jährige als Gesprächspartner von Dealern aufgefallen. Dies berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Am Freitag waren zwei tatverdächtige Dealer in Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen worden.Die Protokolle der Gespräche Daums sollen nach Auskunft eines Fahnders "ein paar Aktenordner füllen".
Polizei durchsucht Haus
Deshalb war auch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Daum wegen des Verdachts auf Drogenbesitz eingeleitet worden. Am Freitag hatte die Polizei in Daums Villa in Köln-Hahnwald sowie in seinem Büro in der Bayarena Durchsuchungen vorgenommen. Dabei wurden auch Computer und weitere Unterlagen beschlagnahmt.
"Der Spiegel" berichtet außerdem, dass das Institut für Rechtsmedizin der Universität in Köln bei der positiven Haaranalyse des Fußball-Lehrers ein Kokain-Parameter festgestellt habe, das um das 60-fache über dem einer Person liege, die keine Drogen nimmt.
Daum glaubt sich als Opfer einer Verschwörung
Unterdessen geht Daum offenbar immer mehr auf Distanz zu Bayer-Manager Reiner Calmund. "Der Christoph ist sehr sauer auf mich. Der kapselt sich ab, unsere Telefonate werden immer seltener", sagte der 51 Jahre alte Geschäftsführer der Bayer Fußball GmbH der Kölner Tageszeitung Express. Daum sieht sich selbst scheinbar im Mittelpunkt einer Verschwörung.
Calmund gegenüber soll der ehemalige Stuttgarter Meistertrainer erklärt haben: "Hier sind Mächtige am Werk. Wenn die so mächtig sind, dass sie an meiner Haaranalyse was drehen, dann ist für mich auch ein Aufenthalt in Deutschland nicht mehr möglich. Die sind zu mächtig."
Neue Haarprobe gefordert
Allerdings macht Calmund auch deutlich, dass das freundschaftliche Verhältnis der beiden schon zuvor gelitten haben muss: "Ich bin nicht so naiv, dass ich mich auch nur einmal auf ein Ehrenwort von Daum verlassen hätte, auch nicht vor der Haaranalyse."
Angeblich soll der Coach sogar an eine Klage denken. Calmund: "Einer Klage sehe ich sehr gelassen entgegen. Aber er sollte vorher in den USA eine neue Haaranalyse machen. Nur so kann er ja belegen, dass mit der ersten Haaranalyse was nicht stimmt." Bislang hat Daum jedoch weder beim Institut für Rechtsmedizin der Universität in Köln, noch in den USA eine zweite Analyse in Auftrag gegeben.
Trainerzukunft im Ausland
Der Bayer-Manager glaubt nur an eine Trainerzukunft für Daum im Ausland: "Er will in Deutschland kein Trainer mehr sein. Aber ich weiß, dass er aus dem Ausland schon jetzt mehrere erstklassige Angebote vorliegen hat." Angeblich soll Daum eine Offerte des iranischen Verbandes erhalten haben. Das zumindest berichtet die Tageszeitung Hajat.
Allerdings habe der Ex-Coach die Sympathien der Leute auf seiner Seite. Calmund: "Ich sehe große Möglichkeiten für ihn, hier wieder Fuß zu fassen. Er hat lukrative Angebote von großen Unternehmen, die ihn einstellen würden. Manche Fernsehanstalten wollen ihn als Kommentator. Kein Wunder bei seinen rhetorischen Fähigkeiten ..."
Calmund hat sogar einen verwegenen Plan und kann sich vorstellen, dass Daum in einer Anti-Drogen-Kampagne in Zukunft eingebunden werden könne. "Er könnte mit seiner Art und seiner Ausdrucksweise eine besondere Rolle in der Anti-Drogen-Bewegung einnehmen. Er hat das Zeug, auf diesem Weg ein nationaler Held zu werden. Noch viel mehr als zum Beispiel ein Harald Juhnke. Christoph ist mit seinen 47 Jahren viel jünger, tritt ganz anders auf. Er kann Jugendliche von einer Anti-Drogenkampagne überzeugen."