Deutsche Bahn Droht mit Entlassung von Top-Managern
Berlin - Um die Strukturen der Deutschen Bahn zu sanieren, sollen im Konzern allein von der Unternehmensberatung McKinsey mehr als 100 Berater aktiv sein, berichtete die "Bild am Sonntag" ("Bams"). Die Bahn bestätigte, dass mehrere Unternehmensberatungen im Konzern tätig sind, um Sanierungspläne auszuarbeiten.
Als Konsequenz aus der Analyse sollen auch langjährige Bahn-Manager entlassen werden, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Sie hätten dringend notwendige Modernisierungen verschleppt.
Wie schon mehrfach angekündigt wird Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, der erst seit Anfang des Jahres im Amt ist, in Kürze eine erste Bestandsaufnahme vorlegen.
Bahn hat mit mehr Umsatz gerechnet
Die Bahn hat bisher deutlich weniger umgesetzt als in diesem Jahr geplant. Bis Ende August lagen die Einnahmen rund 600 Millionen Mark oder 4,3 Prozent unter dem bis dahin gesetzten Umsatzziel, sagte Bahn-Sprecher Uwe Herz. Unter anderem hatte sich die Bahn mehr Einnahmen aus dem Expo-Geschäft versprochen.
Obwohl die Erlösziele für dieses Jahr bisher nicht erreicht worden seien, liege der bisherige Umsatz der Bahn klar über dem des Vorjahres, betonte Bahn-Sprecher Herz.
Der Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorn hatte im September von einem Zuwachs von 5,5 Prozent im Vergleich zu 1999 gesprochen. Zudem schreibt die Bahn Mehdorn zufolge nach einem deutlichen Betriebsverlust 1999 jetzt wieder schwarze Zahlen. Im ersten Halbjahr 2000 setzte die Bahn 14,6 Milliarden Mark um nach 13,9 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Gesamtumsatz für 1999 betrug rund 30 Milliarden Mark.
Geringere Zahl von Wehrpflichtigen führt zu Einbußen
Zu Umsatzeinbußen führte die niedrige Besucherzahl der Expo. Herz zufolge hat die Deutsche Bahn nur 125 Millionen Mark eingenommen. Geplant waren allerdings 400 Millionen Mark. Zur Expo gab es einen Sonderfahrplan mit zunächst 120 Zügen, von denen später rund die Hälfte gestrichen wurde.
Einen weitere Umsatzrückgang wird die Bahn durch die Reform der Bundeswehr hinnehmen müssen. Die geplante Verringerung der Zahl der Wehrpflichtigen koste das Unternehmen voraussichtlich rund 50 Millionen Mark richtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Jeder dritte Rekrut fahre derzeit mit der Bahn nach Hause, die jährlichen Kosten von etwa 136 Millionen Mark trage die Bundeswehr. Nach den Reformplänen werde es zukünftig nur noch 77 000 statt 135 000 Wehrpflichtige geben.
Immobilien bringen weniger Geld
Auch für die Finanzierung der Altschulden der ehemaligen Deutschen Bundesbahn sieht es derzeit schlecht aus. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) müsse sich auf milliardenschwere Einnahmenseinbußen beim Verkauf nicht mehr benötigter Immobilien der Bahn einstellen, schreibt die "Welt am Sonntag".
Ursprünglich war mit mindestens 13,4 Milliarden Mark gerechnet worden, die unter anderem zur Finanzierung der Bahn-Altschulden verwendet werden sollten. Wegen des Überangebots und des Preisverfalls auf dem deutschen Immobilienmarkt seien die Immobilien jetzt nur noch rund sechs Milliarden Mark wert.