Puma "Strong Buy" - was sonst?
Hamburg/Herzogenaurach - Wir wissen nicht, ob Jochen Zeitz am Montag einen Blick auf die Aktie von Puma geworfen hat. Gut möglich, dass er bei knapp 156 Euro kurz zusammenzuckte und mit dem Sportschuh nervös auf dem Boden schubberte. Gut möglich auch, dass den Vorstandschef Kursziele von mittlerweile 190 Euro kalt lassen, während andere Manager zu gleichem Anlass ein dumpfes Magengrummeln ergreift. Verwundern sollte dies nicht. Denn Zeitz hat Puma zu dem gemacht, was es heute ist. Ein hoch profitabler Sportlifestyle-Konzern, der Konkurrenten wie Nike und Co. heute das Fürchten lehrt.
Als Zeitz 1993 im Alter von 30 als jüngster Vorstandschef eines deutschen börsennotierten Unternehmens die Führung übernahm, stand Puma kurz vor der Pleite. Die Raubkatzen-Schuhe lagen wie Blei in den Supermarktregalen, fanden selbst zu Discountpreisen kaum Käufer. Analysten hatten das Traditonsunternehmen im fränkischen Herzogenaurach längst abgeschrieben, trauten dem jugendlichen Zeitz die Rettung nicht zu.
Der Hobbypilot belehrte die Expertenwelt eines Besseren. Er krempelte das Unternehmen um, setzte auf Sportlifestyle, lagerte die Produktion aus, strich Jobs und führte Puma bereits im Jahr eins nach Amtsantritt in die Gewinnzone zurück. Zeitz definierte die Marke neu, etablierte sie auch auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt und gründete Tochterunternehmen in internationalen Schlüsselmärkten.
"Die Marke Puma ist begehrt", sagt Christian Schindler von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) und steht mit dieser Einschätzung in der Expertenzunft nicht allein. Doch was, wenn sich der Geschmack ändert und vor allem die jungen Käufer wegbleiben? Mode ist schließlich keine Einbahnstraße. "Diesem Risiko sind alle Sportartikelhersteller ausgesetzt", sagt der Analyst im Gespräch mit manager-magazin.de. Doch Puma habe in der Vergangenheit neue Trends immer rechtzeitig erkannt und viel wichtiger: auch selbst gesetzt. Dies dürfte Puma auch in Zukunft gelingen, meint der Experte. "Sie sind Trendsetter."
Aktie hat sich in drei Jahren mehr als verzehnfacht
Gut, besser, Puma. Mit Beginn der Ära Zeitz weist das Unternehmen jährlich zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn aus. Seit 1998, also ein Jahr nach dem Aufstieg in den MDax, ist der Konzergewinn um das Zwanzigfache gestiegen. Die Kursentwicklung ist nicht minder beeindruckend, ja fast beängstigend. Als Zeitz vor etwa zehn Jahren das Zepter ergriff, dümpelte die Aktie noch bei zehn Euro. Allein in den vergangenen drei Jahren hat sich ihr Wert mehr als verzehnfacht.
Kursziele, die Schwindel erregen
Gleichwohl sehen Analysten damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Einen Handelstag nach Vorlage der Geschäftszahlen hat die Deutsche Bank am Montag ihr Kursziel auf 180 Euro erhöht. Das Bankhaus Sal. Oppenheim sieht den "fairen Wert" der Aktie bei 190 Euro - "Strong Buy" versteht sich.
Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht
So weit will LRP-Analyst Schindler nicht gehen, traut dem Wert bis Ende dieses Jahres aber durchaus 165 Euro zu. "Agiert das Unternehmen im operativen Geschäft weiter so erfolgreich, wird die Aktie auch steigen", ist sich der Experte sicher. Den starken Kursanstieg in der Vergangenheit führt er primär auf die erstaunliche Gewinnentwicklung bei Puma zurück. Mit völlig verschobenen Bewertungsrelationen wie einst am Neuen Markt habe dies nichts zu tun.
Aktie im Vergleich zur Konkurrenz unterbewertet
Absolut gesehen habe die Puma-Aktie bei einem Kurs von 156 Euro bereits zwar einiges an Wachstumspotenzial eingepreist. Im relativen Vergleich zu den Konkurrenten Adidas-Salomon oder Nike hält der Analyst den Titel aber nach wie vor für unterbewertet.
Darauf verweist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Auf Basis der geschätzten Gewinne für das Jahr 2004 weist die Puma-Aktie ein KGV von 11,3 aus. Konkurrent Adidas-Salomon liegt hier bei 12,3 und Nike bei 18,5, rechnet Schindler vor.
Wie andere Hersteller auch, produziert Puma überwiegend in asiatischen Niedriglohnländern. Strategische Kostenvorteile hat das Unternehmen hier nicht. Doch warum agiert Puma dann erfolgreicher als die Konkurrenz? Das Unternehmen betreibe eine geschickte Marken- und Imagepflege, suche seine Händler sorgfältig aus, überzeuge durch ansprechendes Design und stets neue Produkte. Deshalb könne Puma am Markt höhere Preise durchsetzen und profitiere folglich von höheren Margen, erläutert Analyst Schindler.
Reif für die erste Börsenliga?
Die Erfolgsstory Puma spricht eigentlich für einen Aufstieg in die erste Börsenliga. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 2,4 Milliarden Euro, und auch das überdurchschnittlich hohe Handelsvolumen macht Puma nach Ansicht von Schindler zu einem Aufstiegskandidaten. "Derzeit sehe ich aber keinen Abstiegskandidaten", räumt er ein.
Dass der Druck auf das Unternehmen mit einem möglichen Dax-Aufstieg steigt, liegt auf der Hand. Und Puma wächst so rasant, dass selbst Vorstandschef Zeitz sich zuweilen genötigt sieht, die Erwartungen ein wenig zu bremsen. Puma werde die Wachstumsraten nicht ewig durchhalten können, hat er unlängst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt. "Eine Firma zu leiten, heißt immer Gaspedal und Bremse zu nutzen. In den ersten Jahren haben wir die Bremse benutzt, später das Gaspedal, um unsere Märkte zu fördern. Jetzt habe ich die Füße über beiden, weil man weiß nie was passiert."