Volkswagen Analysten rupfen Volkswagen
Volkswagen steht derzeit bei Analysten nicht hoch im Kurs. Nun stuft auch Merrill Lynch den Titel ab. Die Experten beurteilen die Chancen des für VW überlebenswichtigen neuen Golf V skeptisch.
Frankfurt - Neben der Verkaufsempfehlung litten die Papiere von Volkswagen am Montag nach Einschätzung von Händler auch unter der Meldung, dass der Konzern den Start des Mini-Vans "Golf Plus", der auf dem neuen Golf V basiert, auf das Jahr 2005 verschoben hat. Die VW-Papiere gehörten am Montagnachmittag mit einem Abschlag von mehr als zwei Prozent zu den wenigen Kursverlierern im Dax, während der Index selbst fest im Plus notierte.
Ein VW-Sprecher bestätigte entsprechende Medienberichte, wonach das unter "Golf Plus" bekannte Modell nun erst im Frühjahr 2005 und nicht wie geplant im zweiten Halbjahr 2004 auf den Markt kommen soll. VW wolle den Start des "Golf Plus" und des Golf V entzerren, sagte er. "Die Kombination aus schlechter Presse und der Verkaufsempfehlung drückt die VW-Aktie", kommentierte ein Händler die Kursbewegung.
Merrill Lynch stuft VW-Aktie auf "Verkaufen" ab
Die Investmentbank Merrill Lynch Merrill hatte am Morgen die Aktie von Volkswagen von "Neutral" auf "Verkaufen" reduziert und die Gewinnschätzung für VW gesenkt. Die Analysten begründeten ihre Herabstufung der Aktie unter anderem mit der in ihren Augen schwachen Nachfrage des neuesten Modells des Golf, dem für Volkswagen in den vergangenen Jahrzehnten wichtigsten Fahrzeug. Merrill senkte die Prognose für den Gewinn je Aktie (EPS) bei VW für 2004 um 8,4 Prozent auf 3,62 Euro und für 2005 um 15,8 Prozent auf 3,75 Euro.
MS: "Profitabilität der Marken Audi und VW wackelt"
In der vergangenen Woche hatten sich bereits die Analysten von der Smith Barney Citigroup und Morgan Stanley wenig zuversichtlich zu dem Wert geäußert. Smith Barney Citigroup reduzierte den Wert von "Kaufen" auf "Halten". Das Kursziel setzten sie auf 43 Euro von zuvor 55 Euro fest.
Morgan Stanley erneuerte seine Empfehlung "Untergewichten". Zugleich sahen sich die Experten in Folge des schwachen Dollar veranlasst, ihre Gewinnprognose für 2004 nach unten zu revidieren. Nach 4,30 Euro Gewinn je Aktie (EPS) erwarten die Experten jetzt nur noch ein EPS von 3,70 Euro Gewinn je Aktie im kommenden Jahr. Für 2005 sei erstmals ein EPS geschätzt und 4,40 Euro festgesetzt worden, hieß es weiter.
Die Anpassung des Währungsverhältnisses von 1,10 auf 1,25 US-Dollar je Euro habe einen erheblichen negativen Einfluss auf die Ertragsschätzungen je Aktie für die Jahre 2004 und 2005. Der schwache US-Dollar belaste die Aktienkurse der Autobauer.
Vor allem Volkswagen sei gegen Währungsschwankungen nicht so gut abgesichert wie BMW oder Porsche, schrieben die Analysten von Morgan Stanley weiter. Die Profitabilität der Marken VW und Audi sei zudem wackelig und auch die Produktion in China mit Risiken behaftet.
Goldman Sachs: Euro-Stärke ist ein Problem für VW
Vor knapp zwei Wochen hatten die Analysten von Goldman Sachs mit einer ähnlichen Argumentation ihr Downgrade für die VW-Aktie begründet und sich darüber hinaus skeptisch zu dem gesamten europäischen Automobilsektor geäußert. Die Aktie von Volkswagen hatte Goldman auf "Underperform" von "Inline" gesenkt. Die Euro-Stärke sei für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporteure in den USA eine Gefahr, schrieben die Analysten.
LRP sieht VW unter deutschen Autobauern vorn
Dagegen hatte vor einer Woche die Landesbank Rheinland-Pfalz die Papiere von Volkswagen mit "Outperformer" bestätigt und für die anderen drei deutschen Autobauer erneut das Prädikat "Marketperformer" vergeben.
Die Analysten begründeten ihre Einschätzung damit, dass die Aktie von Volkswagen als einzige ein über den Gesamtmarkt hinausgehendes Kurspotenzial habe. Sie verwiesen in ihrer Studie auf die Kostensenkungsprogramme der vergangenen Jahre und geringere Markteinführungskosten bei Volkswagen. Bei den anderen Werten sei die erwartete positive Branchenentwicklung weitgehend eingepreist.