Aktien-Check Vier Milliarden für ein Doppel-A
Der weltgrößte Rückversicherer will bis zum 11. November rund 50 Millionen neue Aktien zu einem Bezugspreis von mindestens 75 Euro je Stück ausgeben. Für sieben Aktien der Münchener Rück erhalten Aktionäre Bezugsrechte für zwei weitere Aktien, hieß es. Dem Konzern werden dadurch voraussichtlich mindestens 3,8 Milliarden Euro zufließen.
Nach Ansicht der Analysten der WGZ Bank hat die Münchener Rück damit dem Druck der Ratingagenturen nachgegeben. Damit sei eine Hauptbelastung von der Aktie genommen: Die Aufstockung des eigenen Kapitals sei sehr positiv zu werten, die Aktie sei nach wie vor ein Kauf.
CSFB: Fairer Wert 115 Euro
Auch die Analysten von Credit Suisse First Boston sehen in der Kapitalerhöhung einen ersten Schritt, wieder ein "AA" Rating von Standard & Poor's zu erhalten. Weitere Schritte dürften der Abbau der Beteiligungen an Allianz, an Commerzbank und an der HypoVereinsbank sein. Trotz sinkender Preise dürften die hohen Rückflüsse im Sachversicherungs- und Haftpflichtgeschäft anhalten.
Die Aktie habe einen fairen Wert von 115 Euro, der bei einem Verkauf der Tochter Ergo sogar auf 130 Euro klettern könne. Bei einem Preis von 99 Euro sei der Titel aktuell günstig bewertet.
Die Experten der Landesbank Rheinland-Pfalz halten die Bewertung der Münchener Rück derzeit ebenfalls für attraktiv. Die platzierenden Banken sehen bei der Münchener-Rück-Aktie momentan offenbar wenig Risiken für Kursrückschläge. Die Verwässerung dürfte sich vor Investition des frischen Kapitals auf minus 20 Prozent belaufen. Bis zum Ende des Bezugsrechtehandels könne es zwar Kursverluste geben, nach einem erfolgreichen Abschluss der Maßnahme sei dann eine Erholung des Kurses wahrscheinlich.
WestLB: Kapitalerhöhung hätte aktionärsfreundlicher ausfallen können
Analyst Frank Stoffel von der WestLB kritisiert dagegen die Höhe der Kapitalerhöhung. Hätte die Münchener Rück ihre Beteiligungen an der Allianz und an der HypoVereinsbank verringert, wäre die Kapitalerhöhung sicher "deutlich aktionärsfreundlicher" ausgefallen.
Mit dem Volumen der Kapitalerhöhung habe das Management des Rückversicherers allerdings die Notwendigkeit verringert, ihre Beteiligung im deutschen Bankensektor zu reduzieren. "Gerade das haben die Ratingagenturen aber gefordert", so Stoffel im Gespräch mit VWD. Er selbst habe mit einer Kapitalerhöhung von zwei bis drei Milliarden Euro gerechnet. Die Differenz aus dieser Summe und den von S&P geforderten vier Milliarden Euro hätte der Rückversicherer auch anders aufbringen können.