Klaus Voges, Chef des Siemens-Energiebereichs, malt schwarz: 2004 soll "das schwierigste Jahr" werden. Für Analysten kommt die Ankündigung nicht überraschend, die Aktie bleibt auf der Empfehlungsliste.
Hamburg/Frankfurt am Main - Die Gewinnquelle Nummer eins des Siemens-Konzerns sprudelt immer schwächer. Da der Gasturbinenboom in den USA abflaue sei mit einem drastischen Gewinneinbruch zu rechnen, teilte das Unternehmen vergangene Woche mit.
Nach Ansicht von Klaus Voges, Chef des Bereichs Energieerzeugung, ist "das schwierigste Jahr das nächste Jahr." Er erwarte einen Stopp des Umsatzrückgangs, aber einen Einbruch beim Ergebnis.
Siemens habe im vergangenen Jahr 114 Gasturbinen ausgeliefert, dieses Jahr seien es 58 und im kommenden Jahr nur noch 30 bis 40, sagte Voges. Durch einen forcierten Ausbau des Service-Geschäfts solle der Umsatz zwar auf dem diesjährigen Niveau von rund sieben Milliarden Euro gehalten werden.
Alstom-Integration erst in zwei Jahren abgeschlossen
Dazu komme noch etwa eine Milliarde Euro Umsatz des soeben vom französischen Alstom-Konzern übernommenen Industrieturbinen-Geschäfts. Aber die Integration von Alstom werde erst in zwei Jahren abgeschlossen sein, nächstes Jahr entstünden dafür noch hohe Kosten. Die Gewinnmarge des Bereichs Energieerzeugung von derzeit 19 Prozent sei auf keinen Fall zu halten.
Die Sparte Energieerzeugung nimmt eine wichtige Stellung im Konzern ein. Im vergangenen Jahr steuerte der Bereich einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro zum Gesamt-Konzerngewinn von 3,5 Milliarden Euro bei. Analysten reagierten dennoch gelassen auf die Ankündigung. Der Markt habe mit einem deutlichen Rückgang gerechnet und bereits in den Aktienkurs eingepreist.
Erreichbare Renditeziele
Die Analysten der WGZ-Bank haben die Aktie mit dem Rating "Akkumulieren" bestätigt, und ein Kursziel von 62 Euro angegeben. Die Branchenexperten rechnen für das kommende Geschäftsjahr mit rückläufigen Gewinnmargen, der Umsatz sollte mit sieben Milliarden Euro ohne die Alstom-Akquisition jedoch auf Vorjahresniveau liegen. Belastend werde sich das rückläufige Absatzvolumen und die Kosten für die Alstom-Integration auswirken.
Positiv beurteilen die Analysten das Unternehmensziel, den Serviceanteil am Umsatz auf 40 Prozent zu steigern sowie die Fehlleistungskosten von aktuell sechs Prozent auf 3,5 Prozent zu senken.
Nach Berechnungen der WGZ-Bank wird die Sparte Energieerzeugung einen Umsatz von 6,6 Milliarden Euro erzielen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird auf von 0,7 Milliarden Euro geschätzt. Damit sollte das vorgegebene Renditeziel von zehn bis 13 Prozent knapp erreicht werden.
Normalisierung im Gasturbinengeschäft
Auch nach Ansicht von Thomas Hofmann, Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz, war die Ankündigung keine Überraschung. Die guten Zahlen vom Vorjahr seien vor allem durch einen Auftragsboom aus den USA verursacht worden, nun sei eine Normalisierung der Entwicklung absehbar.
Das Rating für die Aktie wurde mit "Marketperformer" bestätigt, die Gewinnschätzungen nicht geändert. Nach Angaben von Hofman sollte Siemens trotz der Umsatzrückgänge und der Integration des von Alstom übernommen Gasturbinengeschäfts die Renditevorgaben für das kommende Jahr erfüllen.
Die WestLB hat zwar ihr Rating für die Aktie von "Kaufen" auf "Outperform" gesenkt, das Kursziel wurde jedoch von 58 Euro auf 67 Euro erhöht. Für das kommende vier Quartal erwarten die Analysten "respektable" Gewinne, die vom Markt entsprechend honoriert würden.