Aktien-Check Der Golf - zum Erfolg verpflichtet
Hamburg/Frankfurt am Main - Europas größter Autohersteller Volkswagen hat am Montag anlässlich der offiziellen Präsentation des Golf V seine Prognose bestätigt, bereits im kommenden Jahr mehr als 600.000 Fahrzeuge des neuen Modells zu verkaufen. Noch im vierten Quartal des laufenden Jahres sollen 135.000 Stück des Hoffnungsträgers produziert werden.
Einen Flop kann sich Volkswagen nach dem schwachen ersten Halbjahr nicht leisten. Der neue Golf soll den Absatz wieder ankurbeln und verloren gegangene Marktanteile zurückgewinnen.
Mit rund 22 Millionen produzierten Fahrzeugen gilt der Golf als das erfolgreichste Auto des Konzerns. Der große Erfolg macht jedoch auch verletzlich: Von keinem Modell hängt die Zukunft Volkswagens derart stark ab wie vom neuen Golf.
Auch für Vorstandschef Bernd Pischetsrieder muss der Golf ein Erfolg werden. Denn seit dem Übergang von Ferdinand Piëch auf den 55 Jahre alten Bayer im April 2002 läuft es bei Volkswagen nicht mehr so rund.
Das liegt zum einen an der allgemein schwachen Autokonjunktur, die vor allem Volumenhersteller trifft. Zudem drückten in der ersten Jahreshälfte 2003 aber auch hohe Kosten für die Entwicklung mehrerer neuer Modelle sowie der starke Euro-Wechselkurs kräftig den Gewinn.
Die Märkte haben die Einführung bereits eingepreist
Analysten werten angesichts des neuen Hoffnungsträgers in der Modellpalette die Zukunft des Konzerns wieder etwas positiver, erwarten jedoch keine Auswirkungen auf den Aktienkurs. Die Börse habe die Markteinführung des neuen Golf bereits vorweggenommen. So sei die Aktie in den vergangenen drei Monaten von rund 30 Euro auf aktuell 44 Euro gestiegen.
Die Branchenspezialisten der HypoVereinsbank haben die Volkswagen-Aktie deshalb als "Underperformer" bestätigt und ein Kursziel von 32 Euro ausgegeben. Wichtig für den Konzern sei eine gelungene Markteinführung des neuen Modells. In der Vergangenheit habe das Wolfsburger Unternehmen unter Qualitätsproblemen und langen Einführungszeiträumen neuer Modelle gelitten.
Zwar habe Volkswagen die Einführung des neuen Golf im Vergleich zum Vorgänger intern besser vorbereitet. Allerdings treffe das neue Modell auf ein härteres Marktumfeld als der Golf IV im Jahr 1997. Vor allem der Peugeot 307, Renault Megane und der überarbeitete Opel Astra machten den Wolfsburgern das Leben schwer.
Ein verkorkstes Jahr 2003
Angesichts der jüngsten Kurssteigerungen der Aktie haben die Analysten von M.M. Warburg ihr Rating für die Aktie sogar von "Kaufen" auf "Halten" zurückgenommen. Das Papier habe das Kursziel von 42 Euro erreicht, schreiben die Analysten in einer Studie. Die Aktie scheine auf dem derzeitigen Niveau fair bewertet, heißt es. Der Erfolg des neuen Golf V scheine bereits eingepreist.
Nach Angaben von SES Research wird der neue Golf das "verkorkste Jahr 2003" nicht mehr retten könne, da der Verkaufsstart zu spät in diesem Jahr erfolge. Wünschenswert für den Konzern wäre ein stärkerer Dollar.
Insbesondere auf der Ergebnisseite habe Volkswagen mit seinen jüngst vorgelegten Zahlen enttäuscht. Positiv sei lediglich das deutliche Wachstum der Absatzzahlen im chinesischen Markt gewesen.
Ähnlich äußern sich die Analysten von Goldman Sachs. Trotz der erwarteten positiven Effekte des neuen Golf "bleiben wir sehr vorsichtig", heißt es in einer Studie. Die Experten erwarten, dass der Konzern auf längere Zeit nur niedrige Gewinne schreiben wird, es sei denn ein stärkerer Dollar oder eine Konjunkturerholung in Deutschland kämen zur Rettung.
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