Aktien-Check
Katerstimmung nach dem Schering-Schocker
Die Gewinnwarnung von Schering für das laufende Jahr sorgt dafür, dass viele Analysten mit ihren Prognosen zurückrudern. Nur wenige Experten trauen dem Pharmakonzern eine deutliche Erholung bis Jahresende zu.
Hamburg - Der Berliner Pharmakonzern Schering hat nach einem enttäuschenden zweiten Quartal seine Ergebnisprognose für das Jahr 2003 deutlich zurückgefahren. Der starke Euro sorge dafür, dass das Ergebnis 2003 unter dem Vorjahresniveau liegen werde. 2002 hatte das Unternehmen einen Gewinn von 464 Millionen Euro erzielt.
An der Börse führte die Gewinnwarnung zu einem heftigen Kursrutsch. Die Aktie verlor am Donnerstag zeitweise knapp neun Prozent und fiel unter die Marke von 37 Euro.
Die Urteile der Analysten fielen nach Bekanntgabe der Zahlen äußerst kritisch aus: Die US-Investmentbank Merrill Lynch bezeichnete den Geschäftsausblick von Schering als "schockierend" und erwägt eine deutliche Senkung der Finanzprognosen. Die Gewinnwarnung für 2003 wecke auch Zweifel am Ausblick für 2004, wenn zusätzliche Belastungen durch die Gesundheitsreform und Währungseinflüsse zu verkraften seien.
Hoffen auf Yasmin, Zweifel bei Betaferon
Nach Ansicht von M.M. Warburg sind die schwachen Zahlen vor allem auf Währungseinflüsse zurückzuführen, da Schering einen Großteil seiner Umsätze in den USA erzielt. Doch habe auch das MS-Medikament "Betaferon" in den vergangenen drei Monaten aufgrund nicht genannter Sondereffekte enttäuschend abgeschnitten.
Also stelle sich die Frage, ob allein der starke Euro für den Gewinneinbruch verantwortlich sei. Die Hoffnungen des Konzerns liegen vor allem auf der Anti-Baby-Pille Yasmin 30, die in den USA einen Marktanteil von 10 Prozent erreichen soll.
LRP-Analysten sehen Kursziel von 55 Euro
Optimistisch, dass sich Schering bis Jahresende von seinem Kurseinbruch erholen werde, sind dagegen die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Sie raten dazu, nach den enttäuschenden Quartalszahlen den Kursrückgang bei Schering zum Einstieg zu nutzen.
Die LRP-Experten bewerten den Titel weiter als "Outperformer" und setzen darauf, dass der Sparkurs bei Schering sowie das gesunde Kerngeschäft für ein gutes zweites Halbjahr sorgen werden. Ihr Kursziel bis Jahresende liegt bei 55 Euro.