keine Frage, Thema des Tages sind das Coronavirus und dessen Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unser Gesellschafts- und Geschäftsleben. Natürlich geht es in erster Linie um medizinische Fragen und Sorgen, doch angesichts der Entwicklung an den Börsen ist es keineswegs zynisch, sich auch mit den ökonomischen Implikationen von Covid-19 auseinander zu setzen.
Anfangs gingen die meisten Ökonomen in ihren Konjunkturprognosen von einer V-Kurve aus - starker Einbruch, starke Erholung. Nun sind sich viele da nicht mehr so sicher. Die Reaktion der Börsen, die verbreitete Unsicherheit - vieles erinnert inzwischen an die Finanzkrise 2008. Damals folgte dem Crash an den Finanzmärkten der Crash an den Güter- und Arbeitsmärkten. Maßgeblich dafür war die sich verselbständigende Angst, die innerhalb kurzer Zeit ganze Branchen lahm legte. Wollen wir hoffen, dass die Folgen dieses Mal nicht so gravierend sind.

Alles im minus: Heute an der Börse in Shanghai.
Foto: ALY SONG/ REUTERSDie wichtigsten ökonomischen Fakten zur Coronakrise:
- Die Börsenkurse sanken auch heute wieder, und zwar weltweit. Im Laufe dieser Woche brach allein der Dax um mehr als 13 Prozent ein. Verglichen mit früheren "externen Schocks" verschärfen ein paar Faktoren die derzeitige Lage: die stärkere weltweite Vernetzung, die gestiegene Bedeutung Chinas, die höhere Verschuldung der Unternehmen - und der Einfluss von Internet und sozialen Medien, der durchaus panikverstärkend wirkt.
- Alle wichtigen Einzelnachrichten finden Sie in unserem Ticker. Unter anderem erschreckend: In Deutschland gibt es erste Hamsterkäufe bei Aldi und Lidl. Und beruhigend: Das Virus wird laut Bundesbank wohl nicht über Geldscheine verbreitet.
- Der Genfer Autosalon, der in der kommenden Woche starten sollte, ist heute abgesagt worden. Die Hersteller werden ihre Modelle nun zum Teil im Internet präsentieren. Ob die Internationale Tourismusbörse (ITB) in der kommenden Woche in Berlin beginnt, soll am Abend geklärt werden. Tendenz: nein.
- Wie sich die Coronakrise in der realen Wirtschaft bemerkbar macht, zeigt bereits das Beispiel der Textilindustrie. Viele Marken - von H&M über Tom Tailor und Gerry Weber bis Adidas - spüren die Folgen in ihrem Geschäft.
- In China, wo die Krise ausgebrochen ist, kämpfen Regierung und private Unternehmen derweil mit Hightech-Methoden gegen die Ausbreitung der Epidemie. Zum Einsatz kommen die Überwachungsinstrumente des Ein-Parteien-Staats. Die Kollegen des "Economist" beschreiben in ihrer aktuellen Ausgabe, was dort vor sich geht - und ob es funktioniert.
Der Deal des Tages, ach was, des Jahres:
- Der Preis, den Thyssenkrupp gestern Abend für den Verkauf der Aufzugssparte meldete, ist auch heute bei näherem Hinsehen wirklich spektakulär. Da ist der Konzern an der Börse insgesamt 5,4 Milliarden Euro wert - und erhält für einen kleinen Teil von sich 17,2 Milliarden! Es steckte also doch etwas Gutes in Thyssenkrupp, schreibt mein Kollege Thomas Werres in einem Kommentar. Ansonsten stellt er dem Management (mit Ausnahme der amtierenden CEO Martina Merz) ein vernichtendes Urteil aus: "Das Konglomerat Thyssenkrupp war ein Irrtum der Geschichte."
- Zu den Käufern zählt neben den Finanzinvestoren Advent und Cinven übrigens die RAG-Stiftung. Sie erweitert ihr Portfolio und steigt damit zum Ruhrkonzern Nummer eins auf.
Die sonstigen Wirtschaftsnews des Tages:

Überraschten mit hoher Dividende für 2019: CEO Herbert Diess und CFO Frank Witter.
Foto: Christophe Gateau / DPA- Robuste Zahlen inmitten der Markt-Panik: Der Volkswagen-Konzern hat 2019 trotz der Branchenkrise mehr Umsatz (252 Milliarden Euro) und deutlich mehr Gewinn (13,3 Milliarden Euro) eingefahren. Und der Ausblick auf 2020 ist trotz Coronakrise positiv.
- Und nochmal Volkswagen: Der Konzern einigte sich heute mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband auf einen Vergleich zur Musterklage im Dieselskandal. Demnach erhalten VW-Dieselfahrer bis zu 6257 Euro Entschädigung.
- Der Streetscooter, aufgestiegen zur Elektroautomaskottchen der Deutschen, wird nicht weiter produziert. Die Deutsche Post stellt den Bau noch im Laufe des Jahres 2020 ein. Was Günther Schuh, der Vater des gelben Wunderautos, so treibt (und dass es bei ihm auch eher nicht so läuft), haben wir Ihnen ja neulich bereits erzählt.
- Mehr als zwei Drittel ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd jenseits der Grenzen. Ähnlich wie Deutschland entlang des berühmten Aldiäquators haben sie auch die Welt unter sich aufgeteilt. Nun wollen sie weiterwachsen. Mit viel Geld, großen Plänen und sogar einem neuen Kontinent als Ziel: Südamerika.
- Die Capital Group wird zu einem immer wichtigeren Akteur im deutschen Bankenmarkt. Anfang Februar wurde bekannt, dass die US-Investoren mit 3,1 Prozent bei der Deutschen Bank eingestiegen waren. Nun stockten sie auch bei der Commerzbank auf. Mit 4,82 Prozent der Anteile gehören sie nun auch zu deren größten Aktionären.
Und um Sie mit etwas Leichtem in den Abend zu entlassen:

Wie attraktiv sind Streamingportale für Superstars wie Taylor Swift?
Foto: VALERIE MACON / AFP- Sollten Sie sich gefragt haben, was Musiker eigentlich mit einer CD verdienen: im Durchschnitt 64 Cent. CD? Kennen Sie nicht mehr? Ok. Und wie lukrativ sind Streamingplattformen wie Spotify, Deezer oder Youtube Music? Hier können Sie sehen, wie oft ein Song gestreamt werden muss, um damit einen Euro zu verdienen.
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend! Und vor allem: Bleiben Sie gesund!
Herzlich, Ihr Lukas Heiny