sicherlich erinnern Sie sich an die Meldung aus dieser Woche: dass nämlich die 40 Deutschen, die im Jahr 2018 mehr als 100 Millionen Euro erbten oder geschenkt bekamen, darauf im Schnitt nur 0,2 Prozent Steuern zahlten. Den Reflex der Empörung ("So etwas gefährdet den sozialen Frieden!") würden die meisten wohl am ehesten dem neuen Spitzenduo der SPD zuordnen. Einer unserer Gastkommentatoren spricht heute gar von einer "Katastrophe", er sieht im Mittelstand eine Reihe "Steuervermeidungsjunkies" und gibt den "Lobbyisten der deutschen Familienunternehmer" die Schuld an der Entwicklung.
Das Bemerkenswerte: Die Empörung stammt von Peter May. Und der ist keineswegs ein linker Klassenkämpfer sondern einer der prominentesten Berater eben jener Familienunternehmer. Unsere Prognose: Die Debatte um die Verteilung des Wohlstands wird uns sicher ins nächste Jahr begleiten.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Schrecksvision der deutschen Premiumhersteller in China: Bytons M-Byte.
Foto: BYTON- Das gelobte Land der Autoindustrie ist China (das zeigen auch die heute veröffentlichten Verkaufszahlen für November). 30 bis 40 Prozent ihrer Fahrzeuge verkaufen Daimler, BMW und Volkswagen dort. Nur, so legt es eine Studie von A.T.Kearney nahe, dürfte das nicht so bleiben: Vor "dramatischen Umwälzungen" in China warnen die Berater. Zwar werde der Markt weiter wachsen - aber davon profitieren nicht unbedingt die Deutschen. Warum? Lesen Sie hier.
- Nun also doch. AMS sieht sich bei der Osram-Übernahme am Ziel. 55 Prozent der Anteile seien den Österreichern angedient worden. Das Hin und Her, bei dem etliche Hedgefonds mitzockten, erreicht also das nächste Stadium. Wir empfehlen gern noch einmal den Blick zurück: Warum Osram-CEO Berlien fast alles falsch gemacht hat.
- Die deutsche Industrie schwächelt weiter. Im Oktober sank die Produktion um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat (im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug das Minus sogar 5,3 Prozent). Das Thema Rezession ist also weiter aktuell.
- Der Fahrdienstvermittler Uber, immer wieder kritisiert für die mangelnde Sicherheit in den Autos, hat schockierende Zahlen vorgelegt: 2018 gab es allein in den USA 3045 Fälle sexueller Gewalt, darunter 235 Vergewaltigungen.
- In Deutschland übrigens hat Uber einen mächtigen Konkurrenten: Sixt, das Familienunternehmen aus München, das als wahrer Game Changer die gesamte Branche aufmischt. "Wir wollen Sixt zum profitabelsten Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen machen", sagt Alexander Sixt, bei "allem, was sich selbst fahren lässt". Und zwar so.
- Real Madrid (Fußballclub) arbeitet offenbar mit CVC Capital Partners (Finanzinvestor) am Aufbau einer weltumspannenden Fußballliga. Es wäre eine Konkurrenzveranstaltung zur Champions League - und eine Geldmaschine.
- Bereits gestern Abend (nach Versand unseres kleinen Newsletters) legte Saudi Aramco den größten Börsengang aller Zeiten hin. Rund 23 Milliarden Euro nahm der Ölkonzern ein - und wird nun mit 1,53 Billionen Euro bewertet. Finden wir zumindest erwähnenswert.
- Die Opec, das Erdöl-Kartell mit den Saudis an der Spitze, hat sich heute derweil auf eine schärfere Kürzung der Förderung geeinigt als viele vermutet hätten. Der Ölpreis stieg dementsprechend.
Was uns sonst noch wichtig war:

Aktivistischer Investor: Securvita-Gründer Thomas Martens.
Foto: Julia Steinigeweg für manager magazin- Die Klimawende braucht Kapital. Und wer es clever investiert, kann prächtiger verdienen als Warren Buffett (so war es schon in den vergangenen Jahren). Wir haben uns den Markt genau angeschaut und ganz konkret die besten Beispiele für eine grüne Geldanlage analysiert. Gretas Aktien.
- Natürlich beeinflusst die Politik die Aktienmärkte. Das ist bei Klimaaktien so und auch sonst. Sollten Sie sich etwa fragen, was das anstehende Impeachment-Verfahren in den USA (die Wall Street ist ja gerade auf Rekordniveau) für Ihr Portfolio bedeutet: hier die Antwort.
- Wir haben heute unsere neue Podcast-Reihe zum "Jahresausblick 2020" gestartet. In der ersten Folgen beschäftigen wir uns mit New Money: Wer hat das Zeug, die Bankenlandschaft aufzumischen? Mit welchen Angeboten? Und was heißt das für die traditionellen Spieler am Markt?
Unsere Empfehlung für den Abend:

Der nächste Premier? Am Freitag, den 13., wissen wir mehr.
Foto: REUTERS- Die Wahl in Großbritannien wird zweifellos eines der großen Themen der kommenden Woche. Am 12. Dezember ist es soweit: Die Briten haben die Wahl zwischen Boris Johnson (inklusive seines harten Brexit-Kurses) und Jeremy Corbyn (inklusive seiner sozialistisch inspirierten Umbruchsfantasien). Es ist ein Nightmare before Christmas. So jedenfalls lautet die Titelseite des aktuellen "Economist". Die britischen Kollegen analysieren die Lage - und geben ihren Landsleuten eine Wahlempfehlung.
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!
Herzlich, Ihr Lukas Heiny