2015 ist da - das Jahr, das im Film "Zurück in die Zukunft" für die Zukunft stand. Zeit zu überprüfen, was aus den Versprechen der Science Fiction geworden ist.
Filmkulisse: "Zurück in die Zukunft"-Gefährt DeLorean mit Zeitmaschine. Fliegen kann das Auto in diesem Jahr auch, laut Film mit "Hoverantrieb"
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Hamburg - Frohes neues Jahr! 2015 ist das Jahr, in dem die Zukunft von gestern zur Realität wird - zumindest will uns das der Sportartikelkonzern
Nike glauben machen. "Powerlaces" sollen rechtzeitig auf den Markt kommen, damit der vor einem Vierteljahrhundert erschienene Film "Zurück in die Zukunft II" Recht behält. Denn dessen Zukunft spielte im Jahr 2015, genauer ab dem 21. Oktober, und da gab es diese Zauberschuhe schon.
Noch beeindruckender als die smarten Sneakers waren für die Jugend der 80er Jahre die Hoverboards genannten fliegenden Skateboards, mit denen Filmstar Marty McFly (Michael J. Fox) durch die Luft surft. Und genau so etwas soll ebenfalls Realität werden, zum - genau - 21. Oktober 2015. Jedenfalls geben die Macher der Firma Hendo Hover, die auf der Plattform Kickstarter mit dem bescheidenen Finanzierungsziel von 250.000 Dollar dafür Geld gesammelt haben, das an.
Als Komödie ist "Zurück in die Zukunft" voll solcher eher spaßigen Elemente, an denen das Wohl der Menschheit nicht hängt. Doch fliegende Autos, die darin auch vorkommen, sind inzwischen zum Maßstab für technischen Fortschritt geworden. Heutige Unternehmer sehen die Science-Fiction-Visionen ihrer Jugend als Richtschnur für die Verbesserung der Welt an.
Fliegende Autos als Antrieb für kapitalistische Weltverbesserer
Modell des Herstellers Terrafugia: Technisch ist der Sprung zu fliegenden Autos nicht weit, aber die Gesellschaft ist nicht so weit
"Wir wollten fliegende Autos, doch wir bekamen nur 140 Zeichen", heißt es in Anspielung auf den Kurznachrichtendienst
Twitter im Manifest der Wagniskapitalfirma "Founders Fund", hinter der unter anderem der Internetunternehmer Peter Thiel steht. Das Netz habe zwar virtuell reichlich Innovationen gebracht, heißt die These, doch in der materiellen Welt blieben wir weit hinter dem Fortschrittsglauben und Optimismus der Vergangenheit zurück - auch wenn immer wieder Meldungen von neuentechnologischen Durchbrüchen die Runde machen.
Ähnlich äußert sich der Ökonom Paul Krugman, der Science-Fiction-Literatur als seine wesentliche Inspiration angibt. "Ich wurde wieder einmal dazu verleitet, mich für selbstfahrende Autos und so weiter zu begeistern, doch jetzt scheint das doch wieder viel weiter von der Realität entfernt zu sein, als wir dachten", sagt er in einem aktuellen Interview mit "Vox".
Künstliche Intelligenz, vor der manche Visionäre inzwischen warnen, sei vielleicht zehn Jahre entfernt - aber das sei in den vergangenen 50 Jahren immer so gewesen. Und wenn sie sich tatsächlich zu einer höheren analytischen Gabe als das menschliche Gehirn entwickeln lasse, könne es durchaus sein, dass die künstliche Intelligenz sich in wenig nützlichen abstrakten Matheaufgaben verstricke.
Künstliche Intelligenz übernimmt die Macht
Robocop: Ziemlich gruselig, aber ziemlich unwahrscheinlich
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Ein weiterer berühmter Science-Fiction-Streifen, dessen Zukunftshandlung im Jahr 2015 angesiedelt ist, heißt "Robocop" (das Original von 1987, nicht das 2014 erschienene Remake). Darin geht es um eine besonders beängstigende Form der künstlichen Intelligenz, die in einem Cyborg eingesetzt wird - einer Mischung aus Mensch und Maschine.
Tatsächlich gibt es in dieser Richtung schon beeindruckende Forschung, allerlei medizinische Implantate und Projekte, in denen Hirnimpulse über Elektroden simuliert oder sogar über das Internet übertragen und in Bewegung eines anderen Körpers übersetzt werden. Doch einen echten Robocop werden wir 2015 wohl kaum erleben.
Lange nichts mehr von geklonten Menschen gehört
So ist 2015: Klone vereint vor dem Flachbildschirm
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Ebenfalls 2015 spielt ein wesentlich jüngerer Film, "The 6th Day" von 2000 mit Arnold Schwarzenegger. Auch darin kommen mehrere Elemente wie Hologramme oder Energiewaffen vor, die heute wie vor 15 Jahren als Teil einer nahen Zukunft vorstellbar sind, aber eben noch keine Realität.
Hauptsächlich jedoch geht es um das Klonen von Menschen. Diese Schreckensvision ist nach einigen Hochstapeleien inzwischen ziemlich aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Andererseits - der Filmhandlung zufolge wird sie ja auch im Verborgenen, trotz gesetzlichen Verbots, umgesetzt.
Weltraumreisen sind arg verspätet
Raumschiff von SpaceX: Bereit zum Boarding?
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Schon längst geben sollte es, wenn es nach den Prognosen der Science-Fiction-Autoren ginge, Weltraumreisen. 2001 beispielsweise, zur berühmten Odyssee im Weltraum, gesteuert von einem Supercomputer namens Hal, der trotz aller Fortschritte der Mikroelektronik noch längst nicht denkbar erscheint. Dass die einst mächtige Fluggesellschaft Panam, die Regisseur Stanley Kubrik 1968 zum Jupiter schickte, schon 1991 pleite ging, ist da nur ein kleiner Makel.
Heute sind Unternehmen wie SpaceX oder Virgin Galactic sehr konkret mit ihren Plänen für Tourismus ins All - müssen sie aber Jahr für Jahr verschieben. Auch 2015 scheint es damit eher nichts zu werden, selbst wenn manche Visionäre bereits Freiwillige für eine permanente Besiedlung des Mars sammeln.
Freie Energie für alle!
Erfinder Tesla in seinem Labor: Heute wenigstens Namensgeber für eine Elektroautofirma
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Das Zukunftsversprechen mit der größten ökonomischen Tragweite ist wohl das der unbegrenzt und kostenfrei verfügbaren Energie. Der serbische Erfinder Nikola Tesla verband diese Vision bereits vor mehr als einem Jahrhundert mit seiner Entwicklung des Wechselstroms.
Nah dran käme die Kernfusion, wenn die vielen praktischen Hürden überwunden würden - was Firmen wie Lockheed
Martin als in naher Zukunft möglich behaupten. Doch auch in dieser Hinsicht sind wir kaum weiter als vor einem halben Jahrhundert. Aber vielleicht hält das Jahr 2015 ja auch den großen Durchbruch bereit.