
Skyline von Toronto: Hier will die Google-Mutter Alphabet ihre Smart-City-Pläne austesten
Foto: Steve Heap/ddp imagesEs war ein Deal, der selbst im Silicon Valley für Furore sorgte: Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass der Suchmaschinenkonzern Google für eine Milliarde Dollar einen Businesspark in seiner Heimatstadt Mountain View gekauft hatte, war dies der größte Immobilienkauf im Silicon Valley in diesem Jahr - und der zweitgrößte in den USA überhaupt.
Getoppt nur von einem anderen Kauf Googles im Frühling, als der Suchmaschinenkonzern 2,4 Milliarden Dollar für die ehemalige Keksfabrik Chelsea Market nahe Manhattans angesagtem Meatpacking District auf den Tisch gelegt hatte.
Für seinen neuesten Kauf in seiner Heimatstadt hat Google nun Pläne vorgelegt - und die zeigen, dass es dem Konzern dabei um weit mehr geht, als um mehr Platz für Server und Büros.

Hightech-Träume: Die neuen Konzernzentralen der Internetriesen
Wie der Nachrichtensender CNBC berichtet, sollen unter der Ägide des neuen Eigners neben Büros, Läden und öffentlichen Flächen auch rund 6600 Wohnungen entstehen, von denen ein Fünftel auch für einkommensschwächere Familien bereit gestellt werden sollen - was auch immer das im Silicon Valley heißt. Anfang 2019 soll dann öffentlich über die Pläne beraten werden.
Es sind nicht die ersten Schritte, die Google aktuell im Immobiliensektor unternimmt - aber die umfassendsten. Ging es dem Technologie-Konzern früher vor allem darum darum, genug Platz für die eigene Geschäftsentwicklung zu bekommen, gehen die Pläne des Tech-Giganten mittlerweile viel weiter.
Googles Stadt-Laboratorium

Quayside-Entwurf: So soll Googles Smart-City im Miniformat aussehen
Foto: Sidewalk TorontoWie weit, lässt sich an dem 2017 ins Leben gerufenen "Quayside"- oder"Waterfront"- Projekt in Toronto erahnen, für das sich Sidewalk Labs, eine Tochter der Google-Mutter Alphabet, mit öffentlichen Behörden zusammengetan hat. Dort soll zunächst aus einem 4,9 Hektar großen Ufergrundstück am Lake Ontario die Keimzelle einer vernetzten Smart-City entstehen - die später womöglich auf 325 Hektar anwachsen soll.
Die Planung der Stadt läuft auf Hochtouren. Neben mindestens einer Schule, Läden und Apartmentgebäuden soll diese auch über beheizbare Fußwege und intelligente Energienetze verfügen. Außerdem sollen Verkehrssensoren verbaut werden, die den Verkehrsfluss effizienter steuern , indem der Straßenbelag je nach vorgesehner Nutzung die Farbe ändert.
Allerdings sorgen ethische Bedenken, etwa gegen die Bewegungserfassung zur Verkehrsoptimierung und Diskussionen um die Datenhoheit,immer wieder für Rückschläge. Und Google ist nicht der einzige Technologiekonzern, den es ins Immobiliengeschäft zieht. Auch dem Onlinehändler Amazon werden immer wieder Ambitionen im Immobiliensektor nachgesagt.
Nachdem der Tech-Konzern aus Seattle offenbar bereits im vergangenen Jahr mit einem Angebot für Maklervermittlungen experimentierte und in einigen Gegenden auch in der Handwerkervermittlung tätig ist, hat Amazon zuletzt seinen Fußabdruck im Smart-Home-Bereich gestärkt. Einen Bereich, der Experten des Marktforschres Zion zufolge bis 2022 auf 53 Milliarden Dollar wachsen könnte.
Was Amazon im Immobiliensektor treibt

Ökologisch Wohnen powered by Amazon: So sieht ein Ökohaus von Plant Prefab aus
Um in dem umkämpften Milliardenmarkt Synergien zu nutzen, hat sich Amazon mit dem größten Bau und Immobilienunternehmen der USA Lennar zusammengetan. Zusammen mit ihm präsentiert es in einer Vielzahl von dessen Musterhäusern in so genannten "Amazon Experience Centers" was in Sachen Smart-Home bereits möglich ist: Von Alexa-kontrollierten Lichtschaltern und Thermostaten über sprachgesteuerte Jalousien und TV-Geräte bis hin zur Bestellung von Lebensmitteln und Dienstleistungen per Sprachbefehl oder Knopfdruck.
Auch die smarte Einlasskontrolle Ring, die Amazon im Februar dieses Jahres für angeblich eine Milliarde Dollar übernommen hatte, dürfte dort wohl vorgeführt werden.
Im September ging das Unternehmen dann noch einen Schritt weiter. Über den Amazon Alexa Fund beteiligte es sich an einer 6,7-Millionen-Dollar Finanzierung des kalifornischen Öko-Fertighaus-Unternehmen Plant Prefab.
Und auch das von Softbank mit Milliarden unterstützte Coworking-Startup Wework ist längst tief im Immobiliengeschäft involviert. Neben Makler- und Betreiberdiensten ist Wework in mehreren Immobilienfonds investiert, die mittlerweile nicht mehr nur umfangreich in Immobilien investieren, sondern auch eigene Bauprojekte vorantreiben.