SPIEGEL ONLINE
VW ID3: Volkswagen erhöht die Investitionen
Volkswagen beschleunigt den Wechsel in die Elektromobilität. In den kommenden fünf Jahren (2020 bis 2024) will der weltgrößte Autobauer knapp 60 Milliarden Euro in klimafreundliche Antriebe und die Digitalisierung stecken. Das beschloss der Aufsichtsrat am Freitag in Wolfsburg.
Für den letzten fünfjährigen Planungszeitraum bis 2023 hatte der Konzern ein Investitionsvolumen von 44 Milliarden für diese Themen angesetzt. Das nun beschlossene Budget entspricht etwas mehr als 40 Prozent der für den Zeitraum geplanten Gesamtausgaben. Allein 33 Milliarden sind für die Elektromobilität vorgesehen.
Tesla Model 3: Seit Februar 2019 liefert der US-Elektroautobauer Tesla sein Kompaktmodell in Europa aus. Die online angebotene Basisversion "Standard-Reichweite Plus" kommt auf 409 Kilometer Reichweite (laut WLTP), ist mit 44.400 Euro (exkl. Umweltprämie) aber teurer als VWs ID.3. Dafür klappt das Schnellladen an Tesla-Superchargern besonders zügig (das Model 3 verkraftet bis zu 250 kW, doppelt so viel wie der ID.3), der Touchscreen im Innenraum ist größer - und im Sprint von 0 auf 100 km/h ist das Model 3 fast 2 Sekunden schneller.
Tesla Model Y: Ab 2020 startet Tesla die Produktion seines Kompakt-SUV auf Basis der Model 3-Limousine. Es bietet bis zu sieben Personen Platz, die Model Y-Basisversion mit 370 Kilometer Reichweite soll ab Frühjahr 2021 vom Band laufen. Wie Tesla-Chef Elon Musk verkündete, soll das Model Y auch in seiner neuen "Gigafactory" gefertigt werden, die schon 2021 in Betrieb gehen soll. Für sein Model Y peilt Tesla einen Einstiegspreis von rund 40.000 Euro an.
Opel Corsa-e: Opel polt seinen Kleinwagen Corsa auf Batterieelektroantrieb um. Ab Anfang 2020 wird der E-Corsa ausgeliefert, zunächst in 32.900 Euro teurer "First Edition". In den Unterboden packen die Rüsselsheimer eine 50 kWh große Batterie, die für 330 Kilometer Reichweite laut WLTP-Testzyklus sorgen soll. Der Basispreis soll demnächst auf 29.900 Euro sinken - also exakt auf ID.3-Niveau. Das gilt auch für das Schwestermodell des Corsa E, den Peugeot e-208.
Renault Zoe: Vor dem ID.3-Marktstart hat Renault seinem seit sechs Jahren angebotenen E-Kleinwagen ein Facelift samt Batterie-Upgrade verordnet. Mit neuer, größerer Batterie kommt der Zoe nun 390 Kilometer weit. Innen gibt es nun einen großen Touchscreen und höherwertige Materialien, schneller laden kann der Zoe nun auch. Mit der 52 kWh-Batterie (es gibt auch eine 41-kWh-Basisvariante) kostet der Zoe gut 32.000 Euro - ist aber innen deutlich kleiner als der ID.3.
Hyundai Kona EV: Die Koreaner bieten seit knapp einem Jahr eine rein batterieelektrische Version ihres Klein-SUV Kona an. Das Einstiegsmodell mit 39 kWh-Akku (ab 34.400 Euro) eignet sich nur bedingt für Langstrecken, die größere und PS-stärkere 64-kWh-Version (ab 41.400 Euro) kommt dafür auf 450 km WLTP-Norm-Reichweite. Innen setzt der Kona aber noch auf großes "Knöpfchenkino" - also viele Schalter zur Bedienung. Den Ladestand via Smartphone abfragen kann man beim Kona bislang nicht, dem Vernehmen nach wird das aber bald möglich sein.
Nissan Leaf: Vor gut einem Jahr hat der japanische Renault-Partner Nissan die zweite Generation seines Elektroautos Leaf auf den Markt gebracht. Seit kurzem bieten die Japaner auch eine Version mit größerer Batterie mit 62 kWh Kapazität an. Die reicht dann für bis zu 385 Kilometer Reichweite (laut WLTP), erhältlich ist die "Leaf e+" genannte Version ab 44.700 Euro. Beim Schnelladen ist der Leaf e+ aber ersten Berichten zufolge deutlich langsamer als etwa der ID.3.
Aiways U5: Ab zweitem Quartal 2020 will der chinesische Autohersteller Aiways mit dem Elektro-SUV U5 in Europa punkten. Innen bietet der Wagen bis zu sieben Personen Platz, erste Probefahrten stellten gut 400 Kilometer Reichweite in Aussicht. Aiways will die Basisversion für rund 35.000 Euro offerieren - will den Wagen aber bisherigen Informationen zufolge ausschließlich im Leasing anbieten.
Zum Vergleich: VW ID.3 Die Wolfsburger liefern die ersten Exemplare ihres ID.3 ab dem Frühjahr 2020 an Kunden aus. Bestellbar war zunächst nur die üppiger ausgestattete "First Edition" mit 58 kWh großem Akku und 420 Kilometer Reichweite für 40.000 Euro. In ein paar Monaten will VW eine Basisversion mit 45 kWh großem Akku nachreichen (330 km Reichweite, ab 29.900 Euro) und eine Top-Version mit 77 kWh-Batterie (550 km Reichweite, ab ca. 45.000 Euro).
Punkten soll der Wagen unter anderem mit unkomplizierter Bedienung via Sprache und Touchscreen sowie einem großen Innenraum. Zudem soll er an Ladesäulen mit bis zu 125kW Ladeleistung Strom ziehen können. Damit lassen sich in 30 Minuten rund 290 Kilometer Reichweite nachladen, erklärt VW. Diese Geschwindigkeit schaffen längst nicht alle Konkurrenten.
"Wir erhöhen in die folgenden Jahren mit unseren Investitionen noch einmal das Tempo", sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Poetsch. "Wir wollen unsere Skalenvorteile nutzen und größtmögliche Synergien heben." Binnen zehn Jahren (bis 2029) plant der Konzern bis zu 75 reine Elektro-Modelle, bisher waren bis 2028 etwa 70 Modelle geplant.
Das Geld für die Investitionen will Volkswagen Vz. Börsen-Chart zeigen weiter sowohl durch den Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft als auch durch Sparprogramme selbst erarbeiten. Das heißt auch, dass weiterhin Arbeitplätze verloren gehen, weil das Arbeitsvolumen in der Elektromobilität geringer ist als bei herkömmlichen Verbrennern.
© manager magazin 2019
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung