Rocket-Beteiligung verhagelt United Internet den Jahresstart Dommermuths teures Samwer-Abenteuer

Ralph Dommermuth: Der Chef von United Internet hat mit seiner Rocket-Beteiligung kräftig Geld verbrannt. Operativ läuft das Geschäft von United Internet jedoch weiterhin gut
Foto: Markus Hauschild; United InternetDas Wachstum geht weiter: Erneut konnte Vorstandschef Ralph Dommermuth für das erste Quartal mehr neue Kunden gewinnen als erwartet. Umsatz und operatives Ergebnis von United Internet legten weiter zu, wie das TecDax-Schwergewicht (mit Marken wie 1&1, GMX und Web.de) am Dienstag mitteilte.
UI-Chef Ralph Dommermuth gilt für viele Investoren schon als ein König Midas der Online-Branche. United Internet hat nicht nur den berüchtigten Neuen Markt überlebt und sich seit dem Platzen der Dotcom-Blase zu einem Branchen-Schwergewicht entwickelt. Der Konzern war im Dezember 2015 zeitweise schon mehr als 10 Milliarden Euro wert, als die Aktie des Unternehmens die Marke von 50 Euro überschritt.
Dommermuths Ritterschlag kam Samwer gelegen - und Dommermuth teuer
Nur bei seiner jüngsten Beteiligung an der Startup-Schmiede Rocket Internet agierte der erfolgsverwöhnte Dommermuth weniger glücklich. Im August 2014, kurz vor dem Börsengang der Samwer-Brüder, war United Internet mit rund 10 Prozent bei Rocket eingestiegen, nur wenige Tage nach dem Einstieg des philippinischen Telekom-Konzerns PLTD.
Der Einstieg von PLTD und United Internet hatte den Börsenwert von Rocket in zwei Schritten weiter aufgepumpt. Dommermuth investierte damals 435 Millionen Euro und sorgte für Aufsehen in der Branche - der Einstieg des Schwergewichts United Internet kam einem Ritterschlag für die Samwer-Brüder gleich, die es mit einem Börsengang für Rocket Internet sehr eilig hatten.
Erst Kinnevik, jetzt Dommermuth: Abschreibungsorgie bei Rocket geht weiter
Im Oktober 2014 wurde die Aktie von Rocket Internet dann zu einem Preis von 42,50 Euro ausgegeben - und ging nach wenigen Wochen in den Sturzflug über. Inzwischen notiert das Papier um die Marke von 20 Euro. Zeichner der ersten Stunde haben bis dato mehr als 50 Prozent ihres Einsatzes verloren. Rocket-Chef Oliver Samwer bittet die Investoren weiter um Geduld.
Vor wenigen Wochen hatte bereits der schwedische Großinvestor Kinnevik die Luft aus Samwers Modegeschäft gelassen. Bei seinen jüngsten Quartalszahlen schrieb der schwedische Investor den Wert seines Anteil an Rockets Global Fashion Group (GFG) um 38 Prozent umgerechnet 275 Millionen Euro ab. Wenig später zog Rocket mit einer eigenen Mitteilung nach: Statt mit rund drei Milliarden bewertet die Berliner Beteiligungsgesellschaft die in der Global Fashion Group (GFG) gebündelten Modefirmen nun nur noch mit einer Milliarde Euro. "Von der Bewertung her gesehen ist alles schiefgegangen," kommentierte Kinnevik-CEO Lorenzo Grabau die Bewertung. Es sei ein "perfekter Sturm".
Auch Dommermuth hat mit seiner Rocket-Beteiligung bis dato kräftig Geld verbrannt - und dies in einer Abschreibung auf das Aktienpaket dokumentiert. Während das Tagesgeschäft von United Internet weiter brummt, musste United Internet wegen des Absturzes von Rocket Internet an der Börse eine Wertminderung von 156 Millionen Euro auf das Aktienpaket verbuchen.
So wies United Internet einen Verlust von knapp 56 Millionen Euro aus - ohne die Rocket-Beteiligung wäre es ein Gewinn in Höhe von 100 Millionen Euro gewesen. Ein Jahr zuvor lag der Gewinn bei 78 Millionen Euro. Ohne die Sonderbelastung wäre der Gewinn je Aktie also gegenüber Vorjahr um mehr als 20 Prozent gestiegen.
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Die Aktionäre von United Internet blieben daher trotz des Quartalsverlustes gelassen. Die Aktie legte am Diestag um rund 5 zu und kletterte wieder über die Marke von 45 Euro.
Dommermuth selbst hält rund 40 Prozent der Aktien an United Internet. Er bestätigte die Prognosen, wonach bis Ende des Jahres die Zahl der Vertragskunden um 800.000 wachsen soll. Der Umsatz soll auf 4 Milliarden Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 850 Millionen Euro zulegen.
Im Tagesgeschäft lief es für United Internet nämlich deutlich runder als bei den Investments. In den ersten drei Monaten konnte der Konzern die Zahl der Vertragskunden um 270.000 steigern, allein 200 000 davon im Mobilfunk. Analysten hatten im Schnitt weniger erwartet. In allen Bereichen habe United Internet mehr neue Verträge an Land gezogen als gedacht, sagte ein Händler. Dank des starken Kundenzulaufs kletterte der Umsatz im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 968,6 Millionen Euro.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieben mit 202,7 Millionen Euro knapp 17 Prozent mehr übrig. Beim operativen Ergebnis schnitt das Unternehmen wie von Analysten erwartet ab, der Umsatz fiel etwas schwächer aus. Ein Händler sagte, das sei womöglich anfänglichen Preissenkungen in den Mobilfunktarifen zum Start der Vertragslaufzeit geschuldet.